Schalke-Neuzugang Jonjoe Kenny: "Ich musste googeln, wer meine neuen Mitspieler sind"

Von Robin Haack
Jonjoe Kenny wurde mit England U17-Europameister und U20-Weltmeister.
© getty

Jonjoe Kenny tauscht die blauen Trikots von Everton zur neuen Saison mit denen des FC Schalke 04. Mit Goal und SPOX sprach der Linksverteidiger exklusiv über die Gründe für seinen Wechsel, seine Ambitionen mit Königsblau und Engländer in Deutschland.

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Außerdem erzählt er von der Niederlage der Young Lions zum Auftakt der U21-EM in Italien gegen Frankreich, die er als "heartbreaking" empfand. Mitfavorit England steht plötzlich mit dem Rücken zur Wand und muss seine verbleibenden Spiele gegen Rumänien (18.30 Uhr im LIVETICKER) und Kroatien unbedingt gewinnen.

Für neutrale Zuschauer war Englands Niederlage gegen Frankreich toll anzuschauen - mit dem schlechteren Ende für Ihr Team. Wie beurteilen Sie das Spiel?

Kenny: Es tut weh, nach einem solchen Spiel als Verlierer dazustehen. Es war herzzerreißend, die Jungs haben zeitweise großartigen Fußball gespielt und toll gekämpft. Obwohl es am Ende nicht gereicht hat, können wir viel Positives aus diesem Spiel ziehen. Schon am Freitag gegen Rumänien werden wir es besser machen.

Wie war die Stimmung in der Kabine nach der Niederlage?

Kenny: Wir sind natürlich enttäuscht von dem Ergebnis, doch trotzdem hat in der Kabine niemand den Kopf hängen lassen. Die Stimmung war nicht schlecht, denn wir wissen, dass wir eine Menge richtig gemacht haben.

Glauben Sie noch an den Einzug in die nächste Runde?

Kenny: Auf jeden Fall. Der Staff und wir Spieler werden alles geben, um nicht schon nach der Vorrunde nach Hause fliegen zu müssen. Wir wollen ins Finale. Das Talent in unserer Mannschaft ist unglaublich, der Trainer ist super und alle bis zum Zeugwart machen einen tollen Job. Wir müssen einfach positiv bleiben, dann wird der Erfolg kommen.

Nach der U21-EM werden Sie auf Leihbasis zum FC Schalke wechseln. Warum haben Sie sich für einen Transfer in die Bundesliga entschieden?

Kenny: Schalke ist ein riesiger Klub mit tollen Fans, super Stadion und einer bewegten Geschichte. Auch Trainer David Wagner war ein Grund für meinen Transfer. Ich kenne ihn aus der Premier League und finde, er ist ein großartiger Trainer. Man hat gesehen, was er mit Huddersfield erreicht hat, und ich bin überzeugt, dass er mich zu einem besseren Spieler machen kann. Ich freue mich sehr und kann kaum erwarten, dass es endlich losgeht.

Haben Sie schon mit Wagner gesprochen?

Kenny: Der Trainer war an den Verhandlungen über den Transfer beteiligt. Er hat mir aufgezeigt, dass Schalke der richtige Verein für mich ist und mich überzeugt, diesen Schritt zu gehen.

Schalke hat Sie per South-Park-Video vorgestellt. Wie hat es ihnen gefallen?

Kenny: (lacht) Ich habe es gesehen und musste wirklich lachen. Das Video ging viral und war eine gute und lustige Idee des Vereins.

Der Klub hat in den vergangenen Jahren zahlreiche namhafte Spieler abgegeben. Kennen Sie schon einige Ihrer zukünftigen Teamkollegen?

Kenny: Ich kannte ein paar Namen, doch um ehrlich zu sein, musste ich googeln, um zu sehen, wer meine neuen Mitspieler genau sind. Ich freue mich, das Team bald auch persönlich kennenzulernen.

Wie schwer fällt es Ihnen, England zum ersten Mal in Ihrer Karriere zu verlassen?

Kenny: Für mich persönlich wird es eine große Umstellung, aber meine Familie und Freunde werden mich mit Sicherheit unterstützen und mich so oft besuchen, wie möglich. Ich gehe sehr positiv mit dem Schritt um, und ich wechsle zu Schalke, um den Klub zu helfen. Ich will fester Bestandteil der Mannschaft sein und dabei helfen, den Klub wieder nach oben zu führen - da gehört er hin. Und ich will Titel mit Schalke gewinnen.

Haben Sie vor Ihrem Wechsel zu Schalke mit Ihren U21-Mitspielern über die Bundesliga gesprochen?

Kenny: Ja, Reiss Nelson hat enorm von der Bundesliga geschwärmt. Besonders die Stadien und Fans haben ihn beeindruckt. Er hat sich bei Hoffenheim total wohlgefühlt und hat mir geraten, den Schritt nach Deutschland zu wagen. Für junge Engländer kann die Bundesliga ein Sprungbrett sein.

Was macht für Sie den Reiz der Bundesliga aus?

Kenny: Wenn man sieht, was Jadon Sancho seit seinem Wechsel zu Dortmund in der Bundesliga leistet, kann man nur staunen. Schon in seinem Alter hat er enorm viel erreicht und es geschafft, einer der größten Stars des englischen Fußballs zu werden. Ähnlich gute Erfahrungen hat auch Reiss gemacht. In Hoffenheim hat sich sehr gut entwickelt. Ich freue mich sehr auf die neue Herausforderung.

Aber Sie wissen, dass Jadon Sancho auf Vereinsebene von nun an Ihr Rivale ist?

Kenny: (lacht) Natürlich, ich habe schon viel vom Revierderby gehört, Bilder und Videos der Spiele gesehen und bin beeindruckt von der Brisanz der Duelle. Ich liebe diese großen Spiele und habe auch in Liverpool einige Merseyside-Derbys gespielt. Gerade für die Fans bedeuten diese Spiele alles.

Wie ist es um Ihre Deutschkenntnisse bestellt?

Kenny: Leider nicht wirklich gut. Ich kann noch kein Deutsch, doch werde während der Saison Sprachunterricht nehmen und mich hoffentlich schnellstmöglich verbessern.

Sie sind für nur eine Saison ausgeliehen. Können Sie sich vorstellen, länger in Deutschland zu bleiben als ein Jahr?

Kenny: Das ist eine schwere Frage, die ich jetzt noch nicht beantworten kann. Ich komme zu Schalke, um regelmäßig Fußball zu spielen, und werde alles geben, solange ich das königsblaue Trikot trage. Alles, was darüber hinausgeht, wird die Zukunft zeigen.

Aber Ihr großer Traum ist es, Stammspieler bei Ihrem Jugendklub Everton zu werden?

Kenny: (lacht) Everton ist mein Verein, aber mein Ziel ist es aktuell, bei der U21-EM erfolgreich zu sein. Ich versuche, nicht so weit in die Zukunft zu schauen. Im Fußball kann es sehr schnell gehen und langfristige Planungen machen oft wenig Sinn.

Viele Spieler entscheiden erst nach der U21-EM über Ihre Zukunft. Warum haben Sie sich frühzeitig für Schalke entschieden?

Kenny: Die Vision und die Möglichkeiten des Vereins haben mich einfach überzeugt. Es war ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte. Ein Jahr in der Bundesliga wird mich sowohl menschlich als auch sportlich reifen und zum Mann werden lassen. Ich werde viel selbstständiger leben müssen als noch in England und das erste Mal in meinem Leben alleine, fernab von Freunden und Familie sein.

Hatten Sie neben dem Schalker Angebot noch andere Optionen?

Kenny: Es gab, die ein oder andere Anfrage, doch das Gesamtpaket auf Schalke hat mich einfach überzeugt.

Schalke wird Ihre dritte Leih-Station sein. Was haben Sie bei Ihren Leih-Abenteuern in der League One und der League Two gelernt?

Kenny: Ich war 17, als ich zu Wigan in die League One gegangen bin, 18 zu meiner Zeit in Oxford. Damals habe ich schnell gemerkt, dass es im Profibereich viel körperlicher zugeht, als in der Jugend. Ich konnte in dieser Zeit viel über mich selbst lernen und mich enorm entwickeln. Plötzlich gegen echte Männer zu spielen, hat mich reifen lassen. Ich habe mein Spiel umgestellt und musste schlauer spielen. Gerade in diesem Alter geht es aber nur darum, auf dem Platz zu stehen und Erfahrungen zu sammeln. Genau das will ich auch auf Schalke.