Yann Sommer im Interview: Champions League? "Davor können wir uns nicht verstecken"

Von Robin Haack
Yann Sommer steht bei Borussia Mönchengladbach unter Vertrag.
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Wie für die komplette Mannschaft läuft es auch für Sie persönlich sehr gut. Sie haben 77,2 Prozent der Schüsse abgewehrt und sind damit besser als jeder andere Bundesligatorhüter. Selbst mit Blick auf Europas Top-5-Ligen liegen Sie in dieser Statistik in den Top 10. Sind Sie aktuell in der Form Ihres Lebens?

Sommer: So drastisch würde ich es nicht formulieren, aber natürlich bin ich aktuell sehr gut in Form. Um als Torwart solche Werte zu erreichen, braucht man starke Mitspieler und eine funktionierende Defensive. Als Kollektiv gelingt uns die Defensivarbeit in der laufenden Saison sehr gut und ich freue mich natürlich, dass es so toll läuft.

Welchen Einfluss haben vermeintlich kleine Details wie die Verpflichtung eines zweiten Torwarttrainers auf Ihre aktuellen Leistungen?

Sommer: Einen großen Einfluss. Steffen Krebs kam im Sommer aus Hoffenheim zu uns und macht einen sehr guten Job. Wir konnten in den vergangenen Monaten an vielen Dingen arbeiten, die wir als Defizite ausgemacht haben.

Neben der starken Defensive glänzt Ihr Team aktuell auch im Angriff. War Alassane Plea das Puzzleteil, das dem Team lange gefehlt hat?

Sommer: Im Nachhinein kann man sagen, dass Plea genau der Spieler ist, den wir gebraucht haben. Wenn man als Mannschaft vorne dabei sein will, braucht man einen oder zwei Spieler, die viele Tore schießen. Mit Alassane haben wir im Sommer einen solchen Typen dazubekommen. Er ist ein sehr gefährlicher Stürmer und absoluter Schlüsselspieler.

Was zeichnet ihn aus?

Sommer: Er hat einen unglaublichen Abschluss, ist aus jeder Position extrem gefährlich. Alassane ist ein Stürmer mit ausgezeichnetem Torriecher, steht oft richtig und weiß, wo es brennen kann. Genau das macht einen guten Mittelstürmer aus.

Gab es im Training oder im Spiel eine spezielle Szene, die Ihnen erstmals gezeigt hat, wie stark er ist?

Sommer: Es gab leider einige Szenen, in denen ich nur staunen konnte. (lacht) Bei jedem Schusstraining oder in Kleinfeldspielen wird es gefährlich, wenn er den Ball am Fuß hat. Er hat die Fähigkeit, auch aus schwierigen Winkeln mit enorm viel Präzision ins Eck zu schießen, was es für mich als Torhüter sehr schwer macht.

Klingt, als wären Sie froh, wenn er bei Kleinfeldspielen in Ihrem Team ist.

Sommer: Nein, gar nicht. Ich spiele sehr gern gegen ihn. Wir haben im Team einige Spieler, die einen tollen Abschluss haben und ich liebe es, ihnen das Training zu vermiesen. (lacht)

Neben Plea ragt auch Thorgan Hazard aus dem Kollektiv heraus, der aktuell womöglich seine stärkste Saison in Mönchengladbach spielt. Was macht ihn so gefährlich?

Sommer: Thorgan ist ein Spieler, der immer für eine Überraschung sorgen kann. Er ist zu jeder Zeit in der Lage, durch ein Dribbling eine neue Situation zu kreieren, kann seine Mitspieler einsetzen, ist schnell und hat einen starken Abschluss. Aufgrund seiner Kreativität ist er sehr schwer zu verteidigen und deshalb sehr wichtig für uns.

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Sommer: "Kann diese Dinge sehr gut ausblenden"

Diese starken Leistungen bleiben auch bei der Konkurrenz nicht unbemerkt. Seit Monaten gibt es Gerüchte um mögliche Abgänge von Führungsspielern wie Hazard oder Plea. Müssen Fans Angst haben, dass Spieler dieser Klasse die Borussia nur als Durchgangsstation sehen?

Sommer: Fußball ist ein Geschäft und es wird viel gesprochen und geschrieben. Es ist normal, dass Gerüchte verbreitet werden. Wir befassen uns innerhalb der Mannschaft nicht mit solchen Dingen, diese Nebenschauplätze rauben nur Energie. Das sind Dinge, die wir während der Saison nicht brauchen können. Wenn man als Team erfolgreich ist und auch die Einzelspieler gute Leistungen zeigen, werden andere Klubs automatisch auf einen aufmerksam. So funktioniert das Geschäft.

Auch Sie selbst wurden in den vergangenen Jahren immer wieder mit Top-Klubs in Verbindung gebracht. Wie geht man als Profi mit solchen Gerüchten um?

Sommer: Ich lese längst nicht alles, was in den Medien geschrieben wird, aber unter dem Strich ist es doch ein Lob, mit großen Klubs in Verbindung gebracht zu werden. Ein solches Gerücht entsteht nur, wenn es für den Spieler und die Mannschaft gut läuft, daher würde ich solche Berichte keinesfalls als negativ abstempeln. Ich persönlich kann diese Dinge auf dem Platz aber sehr gut ausblenden.

Sie haben in der Vergangenheit häufig betont, dass Sie sich in Mönchengladbach wohl fühlen. Scheint, als sei eine Vertragsverlängerung nur eine Frage der Zeit.

Sommer: (lacht) Ich habe noch Vertrag bis 2021 und bis dahin kann viel passieren. Über Dinge, die danach kommen, habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.

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