Hannover-96-Boss Martin Kind zum drohenden Lizenzentzug: "Das ist abenteuerlich"

Von SPOX
Will als Alleinherrscher bei Hannover 96 die 50+1-Regel kippen: 96-Präsident Martin Kind.
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Martin Kind hat sich zum angeblich drohenden Lizenzentzug für Hannover 96 im Zuge einer umstrittenen Satzungsänderung beim Bundesligisten geäußert und Mutmaßungen darüber scharf kritisiert. Darüber hinaus sprach er Trainer Andre Breitenreiter nach zuletzt fünf Niederlagen aus sieben Spielen das volle Vertrauen aus.

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"Das ist abenteuerlich", sagte 96-Präsident Kind auf Nachfrage von SPOX und Goal bezüglich eines Berichts der Sport Bild. Demzufolge drohe in der Winterpause der Abgang zahlreicher Leistungsträger, sollte das Ständige Schiedsgericht der Lizenzligen noch in diesem Jahr gegen Hannovers Widerspruch entscheiden.

Kind hatte diesen eingelegt, nachdem die DFL ihm im Juli eine Ausnahmeregelung von der 50+1-Regel verweigert hatte. Grund für die Annahme einer winterlichen Spielerflucht ist ein angeblich drohender Lizenzentzug in Folge einer im September durchgeführten Satzungsänderung beim Bundesligisten.

Kritischen Stimmen zufolge sei die Neuregelung der Paragrafen 10 (Investorengruppe kann Geschäftsführung bei Misswirtschaft entlassen) und 12 bereits ein Verstoß gegen die 50+1-Regel gewesen.

Recherchen des Tagesspiegels hatten Anfang Oktober offengelegt, dass die Hannover 96 Management AG, die zu 100 Prozent dem Stammverein gehört und die Geschäfte der ausgegliederten Profiabteilung führt, im Zuge der Neuregelung die Zustimmung des Aufsichtsrates der Hannover 96 GmbH & Co. KgaA, also der Investorenvertreter um Kind, benötigt.

Deren Vorsitz hat Ex-Kanzler Gerhard Schröder inne, der ein enger Vertrauter des 96-Präsidenten ist.

H96-Boss Kind: "Werden Lizenz auf keinen Fall gefährden"

"Wenn der Mutterverein nicht mehr uneingeschränkt, die Betonung liegt auf uneingeschränkt, das Bestimmungsrecht ausüben kann, liegt ein Verstoß gegen die 50+1-Regel und damit gegen die Satzungen von DFB, DFL und NFV, zugleich auch ein Lizenzverstoß bei der DFL vor", erklärte 96-Aufsichtsrat Ralf Nestler gegenüber fussball.news die Tragweite der Neuregelungen bei Hannover 96: "Die Regularien sanktionieren das in der Lizenzordnung. Als eine schwerwiegende Verfehlung droht der Lizenzentzug."

Kind hält dem jedoch entgegen, dass die Management AG nach wie vor das uneingeschränkte Bestimmungsrecht habe: "Natürlich hat sie das. Es gibt aber per Definition zustimmungspflichtige Geschäfte. Das ist aber bei jedem Unternehmen so - und Vereine sind nun mal auch genau das", erklärte der 74-Järhige. Auch Borussia Dortmund habe definierte zustimmungspflichtige Geschäfte: "Das ist überhaupt nichts Ungewöhnliches", führte Kind weiter aus.

Die DFL prüft allerdings derzeit trotzdem, ob ein Verstoß gegen die geltende 50+1-Regel als Folge der Neuregelungen vorliegt. "Wenn diese nicht akzeptiert werden, dann werden wir uns damit auseinandersetzen", erklärte Kind und stellte darüber hinaus klar, dass er die Lizenz des Bundesliga-Klubs "aber auf keinen Fall gefährden" werde.

Die Neuregelungen des Gesellschaftsvertrags erhielten darüber hinaus zusätzlichen Zündstoff, weil die DFL in einer Pressemitteilung bekanntgegeben hatte, erst aus der Presse von den Änderungen erfahren zu haben.

Ein Umstand, der gegen Paragraph 10 der Lizenzordnung verstoßen würde. Dieser verpflichtet die Vereine dazu, Änderungen von Satzungen der DFL unverzüglich mitzuteilen. Kind behauptet nun jedoch das Gegenteil und stellte klar, dass die DFL unverzüglich informiert worden sei.

Ziemlich beste Freunde: 96-Präsident Martin Kind und Ex-Kanzler Gerhard Schröder, der den Vorsitz des Aufsichtsrates inne hat.
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Ziemlich beste Freunde: 96-Präsident Martin Kind und Ex-Kanzler Gerhard Schröder, der den Vorsitz des Aufsichtsrates inne hat.

Andre Breitenreiter bei Hannover 96 trotz Tabellenplatz 16 fest im Sattel

Mit Blick auf die sportliche Situation sprach der 96-Präsident vor dem Pokalspiel der Niedersachsen am Abend gegen den VfL Wolfsburg (ab 18.30 Uhr im LIVETICKER) Trainer Andre Breitenreiter das Vertrauen aus.

Zwar sei es "eine kritische Situation", in der sich die Hannoveraner nach fünf Niederlagen aus den vergangenen sieben Spielen befänden, doch das Verhältnis mit Breitenreiter sei dennoch "sehr offen, sehr konstruktiv und vertrauensvoll". Der Trainer werde "auf gar keinen Fall" in Frage gestellt, sagte Kind: "Schließlich gebe es solche Phasen, in denen es nicht ganz so erfolgreich läuft, wie wir es uns alle erhofft haben. Aber damit können wir umgehen."

Nach dem Spiel am Dienstagabend in der HDI-Arena gegen Wolfsburg gastieren die Hannoveraner am kommenden Samstag beim FC Schalke 04 (ab 15.30 Uhr im LIVETICKER)

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