50+1: Die Diskussion um die wichtigste Frage der Zukunft des Fußballs

Von SPOX
Gegen die Abschaffung von 50+1 organisierte sich zuletzt der Protest.
© imago
Cookie-Einstellungen

Welche Kritikpunkte gibt es an 50+1?

Ein Hauptkritikpunkt an der Regel ist, dass sie gegen deutsches und europäisches Kartellrecht verstoße. Hannover 96 nannte 50+1 in der Mitteilung zum Verkauf des Vereins an Präsident Martin Kind "kartellrechtlich fragwürdig".

Sportkartellrechtler Mark E. Orth erklärte gegenüber der tz: "Die Regelung beschränkt zunächst den Zugang zum Markt für die Beteiligung an Fußballbklubs und ist vor allem deshalb bedenklich, weil sie von einem Monopolisten erlassen worden ist, nämlich DFB und DFL. Das heißt, für einen Investor gibt es auf dem deutschen Markt keine Alternative. Auch lässt sich kein sachlicher Grund für diese Regelung finden."

FC Bayern: Rummenigge fordert Entscheidung für Klubs

Für Bayern Münchens Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge hat 50+1 in dieser Form ohnehin keine Zukunft: "Es war von Anfang an klar, dass diese Regel vor dem Europäischen Gerichtshof nicht standhalten wird. Man hat natürlich immer darauf gesetzt und gehofft, dass nie einer klagt. Ich würde aber nicht ausschließen, dass irgendwann mal jemand den Klageweg geht. Ich glaube, es wäre fast schon im Interesse der Liga, dass irgendwann mal jemand klagt. Einfach, um dann Klarheit zu haben", erklärte er im manager magazin.

In der Vergangenheit kündigte Hasan Ismaik vom TSV 1860 wiederholt an, eine entsprechende Klage einzureichen.

Weil es bereits Ausnahmeregelungen für Wettbewerbsteilnehmer gibt, ist 50+1 bei einer Klage in einer schwachen Position. Bayer Leverkusen und der VfL Wolfsburg haben als hundertprozentige Töchter der Konzerne Bayer und Volkswagen eine Sonderstellung. Auch die TSG Hoffenheim mit Dietmar Hopp und eben Hannover 96 mit Martin Kind sind aufgrund des langjährigen Engagements Ausnahmen.

Insofern ist Rummenigges Vorschlag: "Jeder Klub sollte für sich selbst entscheiden, wie er damit umgeht - ob er Investoren zulässt und wenn ja, in welcher Qualität und Quantität."

Wettbewerbsgleichheit als Argument für 50+1

Befürworter einer Regeländerung haben aufgrund der Ausnahmen das Argument der Wettbewerbsgleichheit auf ihrer Seite: "Wenn es Ausnahmeregeln gibt, dann müssen die auch für alle gelten, oder es gibt für niemanden eine Ausnahmeregelung", forderte Augsburgs Geschäftsführer Michael Ströll gegenüber der Sport Bild.

Auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands führen Skeptiker an: "Die Bundesliga muss sich im internationalen Wettbewerb behaupten. Jede andere Sicht wäre eine Verkennung von Realitäten im internationalen Medien- und Sponsorenmarkt", sagte etwa Eintracht Frankfurts Vorstandsmitglied Axel Hellmann in 11 Freunde.

Grundproblem von 50+1

Zudem hat 50+1 ein Grundproblem: Die Regel unterscheidet zwischen Stimmanteilen und dem Anteil des Kapitals. Während das angelegte Kapital in vollem Umfang von externen Geldgebern gestellt werden kann, dürfen diese lediglich 49 Prozent der Stimmanteile vereinen.

Eine Scheinminderheit, da eine hohe wirtschaftliche Abhängigkeit entstehen kann. Das zeigt die Situation beim TSV 1860 München, wo Investor Ismaik durch seinen hohen Anteil am Kapital letztlich auch Druck genug ausüben kann, um die Stimmanteile zu beeinflussen. "Wenn man wirtschaftlich völlig abhängig ist vom Mehrheitsgesellschafter, ist 50+1 ein stumpfes Schwert", sagte der ehemalige 1860-Präsident Gerhard Mayrhofer deshalb.

RB Leipzig umgeht 50+1 als eingetragener Verein ebenfalls. Die Regel bezieht sich lediglich auf ausgegliederte Kapitalgesellschaften. Zwar liegt das Stammkapital zu 99 Prozent bei der Red Bull GmbH, die Stimmenmehrheit in der Gesellschafterversammlung hält jedoch der e.V. Dass Leipzig lediglich 17 Vereinsmitglieder hat, die in großen Teilen dem Red-Bull-Konzern nahestehen, spielt für die Anwendung der Regel also keine Rolle.

Diese Vereine sind für eine Abschaffung/Modifizierung von 50+1

(Quelle: Sport Bild)

LigaKlub
BundesligaFC Bayern München
BundesligaFC Schalke 04
BundesligaBayer 04 Leverkusen
BundesligaEintracht Frankfurt
BundesligaHannover 96
BundesligaRB Leipzig
BundesligaWerder Bremen
BundesligaFC Augsburg
BundesligaVfB Stuttgart
BundesligaVfL Wolfsburg
BundesligaHamburger SV
2. BundesligaSV Sandhausen
2. BundesligaEintracht Braunschweig
2. BundesligaSpVgg Greuther Fürth
2. Bundesliga1. FC Heidenheim
2. Bundesliga1. FC Nürnberg
2. BundesligaFC Ingolstadt