Milos Jojic vom 1. FC Köln im Interview: "Beim BVB habe ich keine Sekunde gezögert"

Milos Jojic spielte anderthalb Jahre für Borussia Dortmund.
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SPOX: Nach Dortmund gewechselt sind Sie im Januar 2014. Was hat den Ausschlag für den BVB gegeben?

Jojic: Ich hatte eine super Hinrunde für Partizan gespielt und dazu beigetragen, dass wir Erster waren. Im Januar hat unser Sportdirektor im Trainingslager in der Türkei zu mir gesagt, dass er einige Angebote für mich hat. Aber zu der Zeit gab es nichts, womit sowohl ich als auch der Verein zufrieden gewesen wären. Also habe ich mich darauf eingestellt, dass ich bleiben werde. Am 30. Januar wurde das Interesse von Borussia Dortmund dann konkret, weil sich Kuba Blaszczykowski verletzt hatte. Dann hat es mich doch gejuckt: Es war schon immer mein Ziel, in Deutschland zu spielen.

SPOX: Warum?

Jojic: Die Disziplin, Einstellung und Mentalität haben mich gereizt. Beim BVB habe ich keine Sekunde gezögert. Ich habe den Koffer gepackt und mich ins Flugzeug gesetzt.

SPOX: Die Anfangszeit war aber schwierig.

Jojic: Es ist nicht ganz ohne, wenn man so jung in ein anderes Land zieht. Ich kam nach Dortmund, konnte kein Wort Deutsch und mein Englisch war auch nicht so gut. Deswegen war ich anfangs viel alleine. Ich habe mich darauf konzentriert, mein Leben gut zu organisieren und dreimal die Woche Deutschunterricht genommen. So habe ich schnell sprachliche Fortschritte gemacht. Das hat vieles im Alltag erleichtert.

SPOX: Sportlich war der Start perfekt. In Ihrem ersten Spiel haben Sie 17 Sekunden nach Ihrer Einwechslung getroffen.

Jojic: Ist das noch Rekord?

SPOX: Ja, das schnellste Tor eines Debütanten in der Bundesliga.

Jojic: Darauf bin ich stolz. Besser kann es nicht laufen. Ich kam für Mkhitaryan rein, als wir einen Freistoß hatten. Der wurde kurz ausgeführt, Großkreutz hat geschossen und der Torwart hat den Ball direkt vor meine Füße prallen lassen. Das Tor war leer, da konnte ich gar nichts mehr falsch machen. (grinst) Dieses Gefühl danach kann ich nicht beschreiben. Es war geil.

SPOX: Es war Ihr erstes Erlebnis mit den BVB-Fans. Hat Ihnen das emotionale Umfeld geholfen, sich anzupassen, da Sie das aus Belgrad kannten?

Jojic: Es ist schwierig, das zu vergleichen. Die Fans bei Partizan sind auch verrückt und machen eine super Stimmung. Aber die Stadien sind bei Ligaspielen fast leer. Die Zuschauer kommen nur im Europapokal und beim Derby. Nach meinem Wechsel nach Deutschland stand ich in Bremen erstmals im Kader. Ich bin auf den Rasen gekommen und ganz klein geworden. Ich dachte mir: "Wow! Das ist ein Ligaspiel und trotzdem ist das Stadion voll!" In diesem Moment habe ich gemerkt, dass der Fußball in Deutschland etwas ganz anderes ist. Das erste Mal in Dortmund hat das aber noch übertroffen.

SPOX: Klingt, als hätten Sie sich sportlich sofort wohl gefühlt.

Jojic: Die ersten sechs Monate waren sehr gut. Ich habe viel gespielt, sogar deutlich mehr, als ich vorher gedacht hätte. Aber es ging dann doch alles schneller. Wenn ich reingekommen bin, habe ich einen guten Eindruck hinterlassen. Danach hat mich Kloppo einfach reingeschmissen und mir vertraut. Mein erstes Spiel in der Startelf habe ich zu Hause im Viertelfinale der Champions League gegen Real Madrid gemacht. Das war eines der besten Spiele meiner Karriere.

SPOX: In der zweiten Saison lief es nicht mehr so rund.

Jojic: Ich habe die ersten fünf Spiele von Anfang an gemacht, bin danach aber nur noch ein paar Mal reingekommen. Woran das lag, hat mir niemand erklärt. Ich nehme das aber auf meine Kappe - jeder trägt für sich selbst die Verantwortung.

SPOX: Welche Schlüsse haben Sie für sich gezogen?

Jojic: Ich habe gelernt, dass ich geduldig sein muss. Deswegen bin ich in der schwierigen Anfangszeit in Köln nicht davongerannt. Ich bin geblieben, habe auf die Zähne gebissen und jetzt bin ich seit einem Jahr Stammspieler.