Das Erfolgsrezept des FC Augsburg: Man sieht vor lauter Wald den Baum nicht

Manuel Baum hat den FC Augsburg vom Abstieg bewahrt und nimmt nun Kurs auf Europa.
© getty

Der FC Augsburg ist nach holprigem Saisonstart mittendrin in der Verlosung um das internationale Geschäft. Das Erfolgsrezept der Fuggerstädter ist einfach und ähnelt dem vom kommenden Gegner RB Leipzig (20.30 Uhr im LIVETICKER). Die Mannschaft steht dabei im Vordergrund. Der Regisseur des Erfolgs, Manuel Baum, geht etwas unter.

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Augsburg muss bis zu sechs Wochen auf den besten Stürmer der Bundesliga verzichten. Finnbogason fällt aufgrund seiner Wadenverletzung voraussichtlich bis zum 27. Spieltag aus. Der beste Stürmer der Liga?

Gut, der Isländer hat sieben Tore weniger geschossen als Robert Lewandowski, aber: Finnbogason hat die bessere Chancenverwertung. Jeder dritte Schuss des 29-Jährigen ist drin - eine bockstarke Quote. Lewandowski hingegen trifft "nur" 27 Prozent.

Im Interview mit Omnisport erklärt er seinen Erfolg: "Ich spiele in einer guten Mannschaft, die viele Flanken schlägt und auf meine Stärken ausgerichtet ist." Alles andere - wie beispielsweise Platz zwei in der Torjägerliste - sei nur ein Bonus.

Der Erfolg und die Spielweise des Teams stehen trotz der starken Einzelleistungen im Vordergrund. Eine Performance geht dabei meist unter - die von Trainer Baum. Man könnte sagen, vor lauter Wald sieht man den Baum nicht.

Baum ist "die wichtigste Person" beim FC Augsburg

Unscheinbar wie die Fuggerstadt mit ihren 280.000 Einwohnern selbst mauserte sich Baum mit seinem Team zum legitimen Mitstreiter im Rennen um Europa. "Wenn wir spielen wie gegen Frankfurt, mit dieser Leidenschaft und Zweikampfstärke, ist alles möglich", sagte Finnbogason, der beim 3:0-Sieg gegen die Eintracht verletzungsbedingt schon gar nicht mehr mitwirken konnte.

Der überlegene Heimsieg gegen die eigentlich auswärtsstarke SGE verdeutlicht: Die Mannschaft funktioniert auch ohne den "Star" Finnbogason. Das liegt in erster Linie an der Spielphilosophie des Trainers. "Der Trainer ist häufig die wichtigste Person eines Vereins", meinte Finnbogason. Genau das trifft wohl beim FCA zu.

"Manuel Baum hat trotz seines holprigen Starts in der vergangenen Saison an uns und das Spielsystem geglaubt. Er hat ein ganz klares Muster", erklärte Finnbogason.

Dieses Muster ist das Augsburger Erfolgsrezept und längst kein Geheimnis mehr. Augsburg spult es Spieltag für Spieltag ab. Und nicht nur der FCA: Dieser Tage feiern etliche Bundesliga-Mannschaften ihre Erfolge mit diesem Konzept - so wie etwa Augsburgs nächster Gegner RB Leipzig. Ganz grob könnte man die Spielweisen unter dem Begriff Konterspiel zusammenfassen.

Baums "Muster" fordert volle Disziplin ein

Aus einer organisierten, kompakten Defensive schalten die Augsburger überfallartig um und erspielen sich mit vertikalem Spiel - vor allem über die Flügel - ihre Torchancen. Der Unterschied zu Leipzig: Pressing setzen die Fuggerstädter dabei nur akzentuiert ein, die Balance stimmt. Augsburg stellt die viertbeste Defensive der Liga.

Das enorm laufintensive Spiel verlangt eine Menge Disziplin ab, die eine Mannschaft als Gesamtkonstrukt selten über 90 Minuten auf den Rasen bringt. Beim FCA klappt das. Selbst bei den Niederlagen gegen Gladbach und Schalke war Augsburg nicht chancenlos.

Die Disziplin der Mannschaft schlägt sich in Zahlen nieder. Lediglich in fünf der bisher 21 Spiele zog der Gegner mehr Sprints an als die Augsburger Elf.

Augsburg im Rennen um Europa - Angst vor der Dreifachbelastung?

Baums Muster bietet nicht unbedingt spielerische Freiheiten. Doch seine Schützlinge vertrauen auf den 38-Jährigen. Baum umgibt eine besondere Aura, die ihm sowohl volle Kontrolle als auch den richtigen Zugang zu seiner Mannschaft verschafft.

Der Erfolg gibt ihm Recht. Der FCA erzielte bereits 32 Tore, das ist neuer Vereinsrekord nach 21. Spieltagen. 31 Punkte stehen bereits zu Buche. So viele waren es zu diesem Zeitpunkt in Augsburgs Bundesliga-Historie nur in der Saison 2014/15, als dem Klub der erstmalige Einzug in den Europapokal gelang.

Aber würde das überhaupt Sinn ergeben? Die Dreifachbelastung kann einer Mannschaft, die eigentlich über ihren (finanziellen) Möglichkeiten performt, das Genick brechen. Bestes Beispiel ist der 1. FC Köln. Auch der FCA taumelte zwischenzeitlich in seiner Premieren-Saison in der Liga.

Finnbogason bereitet das keine Kopfschmerzen: "Es wäre eine positive Belastung. Man kämpft das ganze Jahr um die bestmögliche Endplatzierung. Sollte das klappen, gibt es nichts Negatives daran."

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