Der Erfolg von Eintracht Frankfurt unter Niko Kovac: Dreckige Leidenschaft

Eintracht Frankfurt könnte mit einem Sieg gegen Borussia Mönchengladbach auf Platz zwei springen
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Die Zusammenstellung des Kaders

"Die Mannschaft hat sich weiterentwickelt", analysierte Gladbach-Trainer Dieter Hecking vor dem Duell: "Die konkurrieren zu Recht um die europäischen Plätze. Ich sehe die Eintracht auf Augenhöhe mit der Borussia und anderen Vereinen. Die Mannschaft hat die nötige Qualität. Sie wurde hervorragend zusammengestellt."

Tatsächlich wirkt der Multi-Kulti-Kader der SGE (22 Legionäre, mit Abstand die meisten aller Bundesligisten) homogen. Jeder Spieler scheint menschlich in die Truppe zu passen. Ein bisschen dreckig, ein paar Ecken und Kanten, aber pure Leidenschaft, so ungefähr scheint das Anforderungsprofil bei der Sichtung auszusehen. Dreckige Leidenschaft sozusagen.

Der Rasenfunk zum 19. Spieltag mit Eintracht-Schwerpunkt und SPOX-Redakteur Jochen Rabe:

Die Mischung aus Führungsspielern (z.B. Boateng, Abraham, Hradecky, Hasebe), Arbeitern (z.B. Rebic, Chandler, Wolf) und individuell-spielerischer Klasse (z.B. Mascarell, Gacinovic, Haller) stimmt.

Die Stärken der Spieler passen zu den Anforderungen an die Positionen und zur Spielidee von Kovac. Und der Trainer schafft es, seinem Team diese Anforderungen zu vermitteln: "Es macht Spaß, bei der Eintracht zu spielen. Es ist schön zu sehen, wenn alle Spieler den Anleitungen des Trainers folgen und die Vorstellungen umsetzen", schwärmte Angreifer Sebastien Haller nach dem 3:1-Sieg beim VfL Wolfsburg. "Wir wissen genau, was wir auf dem Platz zu tun haben und versuchen es immer so gut es geht umzusetzen", stimmte Rechtsaußen Marius Wolf in das Loblied mit ein.

Das Duo steht stellvertretend für die gelungene Transferpolitik der Eintracht. Wolf hatte sich bei Hannover 96 nicht durchgesetzt und war infolgedessen dort ohne Perspektive. Auch in seinem ersten Halbjahr am Main überzeugte er nicht. Doch Bruno Hübner, der Wolf entdeckte, bestand darauf, ihm eine weitere Chance zu geben. Und Wolf explodierte in dieser Saison, war bereits an acht Toren direkt beteiligt und legt in jedem Spiel die längste Laufstrecke zurück.

Haller kam im Sommer für sieben Millionen Euro vom FC Utrecht. Angesichts der Leistungsfähigkeit des robusten und abschlussstarken Angreifers in Zeiten von unrealistischen Ablösesummen ein Schnäppchen. Der Franzose war sogar schon an elf Toren direkt beteiligt - darunter Traumtore wie sein Seitfallzieher gegen den VfB Stuttgart.

Mit Jetro Willems (für fünf Millionen von der PSV Eindhoven) schaffte es die Eintracht darüber hinaus, den Abgang von Bastian Oczipka zum FC Schalke 04 zu kompensieren. Carlos Salcedo (zur Leihe von Guadalajara) und Simon Falette (für 2,7 Millionen Euro vom FC Metz) fingen den Verlust von Jesus Vallejo ab, der zu Real Madrid zurückkehrte.

Darüber hinaus stellte sich Kevin-Prince Boatengs ablösefreie Verpflichtung von UD Las Palmas - anfangs häufig kritisch betrachtet - bislang als Volltreffer heraus. Der 30-Jährige passt mit seiner Robustheit perfekt ins Team, identifiziert sich mit dem Verein und ist auf dem Platz Führungsspieler.

Eintracht Frankfurts Zugänge in der Saison 2017/2018 (Summen laut Transfermarkt.de)

SpielerAlterNationalitätVorheriger VereinAblösesumme
Sebastien Haller23FrankreichFC Utrecht7 Millionen Euro
Jetro Willems23NiederlandePSV Eindhoven5 Millionen Euro
Simon Falette25Französisch-GuyanaFC Metz2,7 Millionen Euro
Daichi Kamada20JapanSagan Tosu1,6 Millionen Euro
Danny da Costa23DeutschlandBayer Leverkusen1 Million Euro
Carlos Salcedo23MexikoDeportivo Guadalajara450.000 Euro Leihgebühr
Gelson Fernandes30SchweizStade Rennes350.000 Euro
Marijan Cavar19Bosnien-HerzegowinaZrinjski Mostar200.000 Euro
Luka Jovic19SerbienBenfica200.000 Euro Leihgebühr
Ante Rebic23KroatienAC FlorenzLeihe
Jan Zimmermann30DeutschlandTSV 1860 Münchenablösefrei
Jonathan de Guzman29NiederlandeSSC Neapelablösefrei
Kevin-Prince Boateng30GhanaUD Las Palmasablösefrei

Die Transfers zeigen: Sportvorstand Fredi Bobic hat bei seiner Ankunft vor anderthalb Jahren ein dickes und vor allem ein breit gefächertes Kontaktbuch mitgebracht. Die Eintracht scoutet stark und verpflichtet Spieler aus Nationen und von Vereinen, die andere Klubs nicht auf dem Radar haben. Und eine Vielzahl der Neuzugänge funktioniert.

Zudem ist Bobic ein Teamplayer, der bewusst nicht Alleinherrscher sein will und auf das Know-how seiner Scouts oder von Sportdirektor Bruno Hübner vertraut.