SC Freiburg: Erneut bemerkenswerte Aussagen von Christian Streich

Von SPOX
Christian Streich ist Trainer des SC Freiburg
© getty

Christian Streich hat erneut mit einem Interview für Aufsehen gesorgt. Der Trainer des SC Freiburg sprach dabei unter anderem über seinen Bildungsauftrag als Coach, seine eigene Persönlichkeit und gesellschaftliche Entwicklungen.

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Kürzlich wurde Streich nicht nur vom Kicker als "Mann des Jahres" geehrt, sondern auch als "Bücherfreund des Jahres". Der 52-Jährige wunderte sich darüber ein wenig, räumte aber auch ein, geschmeichelt zu sein.

"Ich bin natürlich ein eitler Mensch", sagte der Mann aus Weil am Rhein dem Kicker: "Ich freue mich natürlich über Auszeichnungen. Wenn Sie mich aber privat kennen und jeden Tag mit mir zusammenleben würden, würde ich wahrscheinlich keine Auszeichnung kriegen. Ich bin genauso fehlbar wie alle anderen."

Christian Streich: "Bin nicht das Gesicht des SC Freiburg"

Streich wird von den meisten Fans als echter Typ wahrgenommen - und damit als bekannteste Figur beim SC Freiburg. Der Coach selbst wehrt sich allerdings dagegen.

"Ich bin nicht das Gesicht des SC Freiburg. Ich bin eine Konstante, eine von vielen, die sich hier über die Jahre gebildet haben. Ich bin lange hier und habe das außerordentliche Glück, dass ich seit 23 Jahren im selben Verein arbeiten darf. Dieses Glück ist den meisten Trainern nicht beschieden", meinte der frühere Mittelfeldspieler.

Seine Bescheidenheit hat Gründe: "Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie auch nur ein einziges Training allein geplant, in 23 Jahren nicht. Meine Qualität reicht nicht dafür. Ich mache alles mit meinen Kollegen."

Der Job eines Bundesliga-Trainers ist anspruchsvoll, weshalb Streich darauf angesprochen, wie lange er noch als Coach arbeiten werde, erklärte: "Vielleicht noch zwei Wochen, vielleicht noch zwei Jahre, vielleicht noch mehrere Jahre, ich weiß es nicht."

Streich will seinen Spielern Toleranz vermitteln

Ungeachtet dessen sieht Streich in seiner Arbeit mehr als nur das nackte Ergebnis. Er fühlt sich verpflichtet, seinen Spielern möglichst auch außerhalb des Spielfeldes etwas mit auf den Weg zu geben.

Es gehe dabei vor allem um "Toleranz", sagte Streich: "Dass sie über sich reflektieren. Dass sie am folgenden Tag Entschuldigung sagen können, wenn sie vorher Mist gebaut haben oder die anderen angegangen sind. Ich persönlich mache das die ganze Zeit, weil ich die ganze Zeit Fehler mache. Entscheidend ist, ob ich noch hingehen kann und meine Entschuldigung von Herzen kommt. Und dass sich meine Profis nicht vom Schein, der um sie herrscht, gefangen nehmen lassen; dass sie lernen zu unterscheiden."

Streich "kein Welterklärer und Weltverbesserer"

Streich äußerte sich zudem zu den grundsätzlichen Entwicklungen in Deutschland. Er als öffentliche Person nimmt dabei eine Vorbildfunktion ein - ob er möchte oder nicht.

"Wichtig ist, dass ich Steuern zahle in dem Land, in dem ich mein Geld verdiene, damit die Menschen, die nicht viel haben, unterstützt werden und wir eine soziale Marktwirtschaft haben", sagte Streich: "Ich sehe es als Verpflichtung für Prominente, für die Leute einzustehen, denen die Sonne nicht immer ins Gesicht scheint."

Dabei wolle er nicht als "neunmalkluger Besser- oder Alleswisser" erscheinen. Er sei "kein Welterklärer und Weltverbesserer" und habe auch nicht immer gute Umgangsformen. Aber er achte andere Menschen und denke über das Zusammenleben nach.

Es gehe dabei um das "Miteinander", so Streich: "Dass ich etwas abgebe, wenn ich schon so viel habe. Sonst geht es nicht, weil manche irgendwann so gedemütigt sind, dass sie auf die anderen losgehen, verständlicherweise, weil die im goldenen Turm sitzen. Diese Zusammenhänge muss man verstehen."

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