Heynckes ist nicht zum Heulen zumute

SID
Jupp Heynckes bei seinem Abschlussspiel in Gladbach
© getty

Viereinhalb Jahre nach einem emotionalen Spiel kehrt Jupp Heynckes noch einmal als Trainer nach Gladbach zurück. Diesmal allerdings unter völlig anderen Vorzeichen.

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Mönchengladbach/München. Als Jupp Heynckes das bislang letzte Mal als Trainer des FC Bayern in die alte Heimat kam, endete der Tag mit Tränen. Es war der 18. Mai 2013, die Münchner hatten im letzten Bundesligaspiel ihrer später durch das Triple gekrönten Saison nach einem 1:3 noch mit 4:3 bei Borussia Mönchengladbach gewonnen - und, das ganze Stadion feierte Heynckes. Der bekam feuchte Augen.

"Ein unglaublich bewegender Moment", sagte Heynckes damals, "hier habe ich meine Spieler- und Trainerlaufbahn begonnen. Die Reaktion von Borussias Fans zeigt mir, ja..., dass das hier meine Heimat ist." In diese Heimat ist Heynckes dann nur zwei Wochen später zurückgekehrt, nach Champions-League- und Pokalsieg als erster Triple-Gewinner Deutschlands: was für ein Ausstand! Dass, er nun nochmal zurückkehrt, nun ja, wer hätte das ahnen sollen.

Am Samstag werde es sicher anders werden als vor viereinhalb Jahren, sagte Heynckes am Freitag in Gladbach. Gleichwohl hat er die Tage bislang genossen. Die Bayern, direkt aus Brüssel an den Niederrhein gereist, trainierten auf dem Platz von Grün-Weiß Holt, wo für Heynckes alles angefangen hat, eine Mark pro Stunde fürs Bälleeinsammeln inklusive. Am Donnerstagabend war er einige Stunden zu Hause, Ehefrau Iris kochte, "das war schön".

Auch diesmal könnte Heynckes zum Heulen zumute sein. Eher im übertragenen Sinne allerdings. Seit Anfang Oktober ist er nun zum vierten und angeblich wirklich letzten Mal Trainer des FC Bayern, er hat neun Siege in neun Pflichtspielen vorzuweisen - doch diese Rückkehr nach Mönchengladbach, dieses Spitzenspiel am Samstag (18.30 Uhr/LIVETICKER) kommt eher ungelegen. Die Münchner gehen am Stock. Buchstäblich.

"Wir können uns wirklich keine Ausfälle mehr leisten", sagte Heynckes nach dem Sieg am Mittwoch in der Champions League beim RSC Anderlecht (2:1). Dabei verletzten sich Thiago und Arjen Robben. Thiago fällt wegen eines beinahe abgerissenen Muskels wohl mindestens drei Monate aus, Robben wohl mindestens zwei Spiele wegen eines Muskelfaserrisses. Doch das sind ja beileibe nicht alle Spieler, die Heynckes nicht zu Verfügung stehen.

Heynckes hat Spieler immer geschützt

Heynckes hat erst in der vergangenen Woche betont, dass er in seiner Trainerlaufbahn seine Spieler immer geschützt habe. Bei ihm spielten verletzte Spieler nicht, "sie spielen auch dann nicht, wenn sie körperlich fit sind, sondern erst, wenn sie wieder Matchfitness haben." Das hieße: Auch Thomas Müller, David Alaba und Rafinha sind in Gladbach nicht einsatzbereit, ganz zu schweigen von Manuel Neuer und Franck Ribery. Immerhin: Kinsley Coman stünde bereit.

Zur Sicherheit hat Heynckes Kwasi Okyere Wriedt nach Gladbach nachholen lassen, wo sich die Bayern nach dem Spiel am Mittwoch zur Reduzierung der Reisestrapazen einquartiert haben. Wriedt ist Angreifer des FC Bayern II in der Regionalliga Bayern, für den VfL Osnabrück bestritt er 39 Drittligaspiele (12 Tore). Doch eines will Heynckes nicht: rumheulen. "Lamentieren nützt ja nichts. Ich habe immer noch die Qual der Wahl", betonte er.

Und obwohl er Gladbacher ist, verkörpert Heynckes längst auch das "Mia san mia" des FC Bayern. Die Borussia, betont er, sei auf einem "guten Weg", sie habe die "große Chance, sich für die Champions League zu qualifizieren", das werde "sicher keine leichte Aufgabe". Aber, trotz aller Personalprobleme: "Ich bin optimistisch, dass die Mannschaft wieder eine Topleistung bringt. Wir sind selbstbewusst, wir wollen natürlich auch dieses Spiel gewinnen."

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