So funktioniert Deutschlands fairste Note

Von SPOX
Thiago Alcantara vom FC Bayern war in der vergangenen Saison der beste Spieler der Bundesliga
© spox

Nicht weniger als eine Notenrevolution haben wir bei der Bekanntgabe der Kooperation von SPOX und LigaInsider angekündigt. Kein Wunder, dass das Interesse an der Funktionsweise der neuen Note groß war. Hier erklären wir Euch, wie die Notenvergabe funktioniert, warum die Note fairer ist als alle anderen, sie aber trotzdem nicht perfekt ist.

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Wieso ist die neue Note fairer?

Bei einem Fußballspiel müssen mindestens 22 Spieler detailliert analysiert und nach der Partie möglichst akkurat bewertet werden. Obwohl bei SPOX in den letzten Jahren drei Redakteure für ein Spiel zuständig waren und es einen mehrseitigen Richtlinienkatalog gab, ist es ungemein schwer, eine objektive und vergleichbare Note zu erstellen.

Diskussionen, unterschiedliche Gewichtung von Leistungen, auseinanderklaffende Erwartungshorizonte und damit auch unterschiedliche Bewertungen sind diesem System immanent.

Wer soll beispielsweise garantieren, dass die Note am 31. Spieltag von Augsburgs Linksverteidiger mit dem exakt gleichen Maßstab bewertet wird wie Bayerns Außenverteidiger zu Saisonbeginn? Wahrscheinlich haben unterschiedliche Redakteure das Spiel analysiert und individuelle Einflüsse bzw. subjektive Meinungen die Entstehung der Note geprägt.

Immer wieder kam es in diesem Zusammenhang zu kontroversen Diskussionen mit den SPOX-Usern. Wir sind diesem Thema nachgegangen und haben uns auf die Suche nach einer Alternative gemacht. In Kooperation mit LigaInsider haben wir diese nun gefunden.

LigaInsider hat in den letzten Jahren eine Note entwickelt, die ohne menschliches Zutun funktioniert und unabhängig von Meinungen oder Erfahrungen der Redakteure ist. Sie basiert zu 100 Prozent auf statistisch erhobenen Daten, misst aber gleichzeitig auch qualitativ.

Wir wollen nicht sagen, dass die Note dadurch perfekt oder fehlerfrei ist. Das kann keine Redaktion der Welt garantieren. Doch sie ist zu einhundert Prozent neutral und innerhalb ihrer Parameter sowie über eine gesamte Saison gesehen auch fair, weil die Bewertungskriterien in allen 306 Bundesligaspielen zu jeder Zeit gleich sind.

Worauf basiert die Note?

Seit vielen Jahren analysiert Opta im Auftrag der DFL Spiele der 1. und 2. Bundesliga. Dabei werden mit neuester Technologie von Ballaktionen über Passstatistiken bis hin zu abgefangenen Bällen über 200 verschiede Parameter erfasst.

LigaInsider hat diese unterschiedlichen Faktoren über mehrere Jahre beobachtet und mit Hilfe von Mathematikern und Statistikern ein Bewertungssystem entwickelt. Dieses kann auf Grundlage der von Opta gelieferten Daten eine qualitative Note erstellen.

Prinzip der Bewertung

Das Bewertungsprinzip basiert auf fünf Säulen:

  1. Chancen und Tore
  2. Passspiel
  3. Eins-gegen-eins-Duelle
  4. Defensivaktionen
  5. Assists und Vorbereitungen

Für die fünf Säulen wurde für jede Position auf dem Spielfeld ein Erwartungshorizont entwickelt. Wie viele Pässe sollte ein Außenverteidiger spielen? Wie viele Ballaktionen sollte ein Mittelfeldspieler haben? Und wie viele Zweikämpfe sollte ein Flügelspieler gewinnen? Dazu hat LigaInsider die Opta-Daten der letzten fünf Jahre genau analysiert und einen Erwartungswert für jeden Faktor gebildet. Wir wissen somit sehr genau, welche statistischen Werte ein Außenverteidiger im Schnitt aufweist.

Dies hilft bei der Bewertung der aktuellen Leistung extrem weiter. Denn man sieht schnell, ob ein Spieler mit seiner Leistung über oder unter dem Schnitt liegt. Ist er über dem Durchschnitt der letzten Jahre, so fällt seine Note besser aus. Er hat den Erwartungshorizont, der an ihn und seine Position gestellt wurde, übertroffen. Ist er unter dem Schnitt (Erwartungshorizont), gibt's eine entsprechend schlechtere Note.

Der Vorteil dieser Bewertungsmöglichkeit ist, dass Spieler auf unterschiedlichen Positionen aufgrund der unterschiedlichen Bewertungsmaßstäbe vergleichbar bleiben. Es wird demnach individuell und detailliert auf jede einzelne Position eingegangen. Ein Innenverteidiger wird beispielsweise anders bewertet als ein Mittelfeldspieler.

Qualitative Optimierung der Opta-Statistik

Die Statistiken von Opta sind die Basis der neuen Note. Diese jedoch rein aus der quantitativen Perspektive zu betrachten, würde der Komplexität des Fußballs in keiner Weise gerecht werden.

Die Rohdaten der Statistik werden deshalb an entscheidenden Stellen angepasst und unter qualitativen Gesichtspunkten optimiert. Zwei Fallbeispiele stellen das Problem recht gut dar:

Fallbeispiel 1: Der ballführende Spieler ist an der Eckfahne vom Gegner fixiert und kommt aus der Situation nicht mehr heraus. Wenn er den Gegner anschießt und der Ball ins Toraus geht, ist das für das Team eine gute Aktion. Das Problem ist jedoch, dass in der Statistik faktisch ein Fehlpass auftaucht.

Fallbeispiel 2: Ein Mittelfeldspieler hat eine Passquote von 100 Prozent. Auf dem Blatt ein perfekter Auftritt. Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch auf, dass er lediglich Sicherheitspässe zum Nebenmann spielt und damit keine Gefahr ausgelöst hat. Sein Mitspieler hingegen hat lediglich eine Passquote von 90 Prozent. Eigentlich der schlechtere Wert. Doch die Statistik würde es nicht widerspiegeln, welcher Anteil seiner gespielten Pässe vertikale Bälle wären und damit potenziell den Unterschied ausmachen können bzw. anfälliger für einen Ballverlust sind.

Der LigaInsider-Algorithmus passt die statistischen Rohdaten von Opta deshalb an, sodass eine gute Aktion sich auch positiv in der Statistik niederschlägt.

Alleine beim Passspiel gibt es beispielsweise 30 unterschiedliche Werte. Es wird berücksichtigt, aus welcher Zone der Ball kam, in welchem Winkel er gespielt wurde, ob der anvisierte Mitspieler dadurch in Bedrängnis gebracht oder ihm Raum ermöglicht wurde und ob dadurch eventuell eine Torchance entstanden ist.

Wann stehen die Noten zu Verfügung?

Die Statistiken von Opta sowie die daraus errechneten Ergebnisse von LigaInsider werden in Echtzeit errechnet. Nach Schlusspfiff bedarf es demnach lediglich einer Qualitätskontrolle, sodass sämtliche Noten hier auf SPOX nach 60 Minuten abrufbar sind.

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