Gisdol greift durch: Drei Profis suspendiert

SID
Markus Gisdol greift beim Hamburger SV durch
© getty

Der Hamburger SV ist nach dem Absturz auf den Relegationsplatz einmal mehr in höchster Not. Trainer Markus Gisdol und Sportchef Jens Todt müssen noch einmal den Reset-Knopf drücken.

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Der Kriegsrat tagt, die Köpfe rauchen: Der Hamburger SV schwebt einmal mehr in höchster Abstiegsnot, das 0:4-Debakel beim FC Augsburg wirkt nach. Trainer Markus Gisdol und Sportchef Jens Todt werkeln unter Hochdruck an einem Rettungsplan und ließen am Dienstag Taten folgen. Als erste Maßnahme wurden Ex-Kapitän Johan Djourou, Nabil Bahoui und Ashton Götz aus dem Kader gestrichen.

"Wir müssen in dieser entscheidenden Phase alles unserer Mission unterordnen", sagte Todt: "Deshalb haben wir entschieden, unsere Kräfte noch einmal zu bündeln und unsere Trainingsgruppe für den Saison-Endspurt zu verkleinern." Die Aussage ist klar: Der Stimmungsumschwung im Kampf um den Klassenerhalt muss schnellstmöglich gelingen. Ob dabei ein Kurztrainingslager helfen soll, ließen die Norddeutschen noch offen.

"Jetzt haben wir das Messer wieder am Hals", sagte Todt dem Fachmagazin kicker vor dem so nervenaufreibenden Duell mit Tabellennachbar FSV Mainz 05 am Sonntag (ab 15.30 Uhr im LIVETICKER). Zuvor hatte er es in einer bedrohlich wirkenden Zustandsbeschreibung bereits als "denkbar" beschrieben, dass die Mannschaft ein "bisschen kopfmüde" sei. In der entscheidenden Saisonphase scheinen die Hanseaten mental platt, nicht bereit für 90 Minuten Abstiegskampf.

Bruchhagen: Leistung war "deprimierend"

"Die Leistung in Augsburg war deprimierend", sagte auch Klubboss Heribert Bruchhagen am Dienstag bei Sport1: "Aber wir haben eine gute Heimbilanz, und darauf müssen wir jetzt aufbauen." Um ihre Kräfte zu bündeln, werden die krisenerprobten HSVer womöglich einmal mehr die Koffer packen. Und sich einschwören auf die verbleibenden drei Partien, in denen es erneut um die Bundesliga-Existenz geht. Malente, Barsinghausen oder die Klosterpforte in Marienfeld waren zuletzt beliebte Ziele für Bundesliga-Sorgenkinder.

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Mit den Reisen in ein kurzfristig anberaumtes Trainingslager haben die "Rothosen" in den vergangenen Jahren durchaus gute Erfahrungen gemacht. Letztlich ist der HSV trotz aller Unkenrufe noch nie abgestiegen - doch dieses Alleinstellungsmerkmal ist erneut in großer Gefahr.

Die Hypothek des katastrophalen Saisonstarts hat den Klub längst wieder eingeholt. Nach den ersten zehn Spielen der Saison lagen die Norddeutschen mit nur zwei Punkten total am Boden. Das Aufbäumen hat die Mannschaft viel Kraft gekostet. "Aber sie hat es einmal gedreht, sie kann es nochmal drehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir es direkt schaffen", sagte Todt. Trainer Gisdol redete von einer "kleinen Delle".

Bruchhagen stellt sich vor Todt

Teile der Öffentlichkeit werteten die Einschätzungen des sportlichen Führungsduos als Schönrednerei. Bruchhagen stellte sich nun vor seine wichtigsten Mitarbeiter. "Jens Todt hätte auch dann Kritik abbekommen, wenn er die Mannschaft stark kritisiert hätte", sagte der 68-Jährige: "Mit welcher Methode man an die Mannschaft nach so einer deprimierenden Leistung ran geht, zieht doch immer Kritik nach sich. Es gibt da kein Allheilmittel."

Vom Hamburger Boulevard wurden die HSV-Profis nach dem Auftritt in Augsburg stark angezählt. Von "Flaschen" oder einer "Schande" war die Rede, die Stimmung rund um den Volkspark ist erneut gekippt.

Dennoch kann sich der HSV wohl im Schlussspurt auf seine Anhänger verlassen. Bereits 49.000 Karten wurden für die Partie gegen Mainz abgesetzt, die wegweisenden Charakter haben dürfte. Die Hanseaten wollen ihrem wenig schmeichelhaften Titel als "Relegationsmeister" um keinen Preis neues Leben einhauchen. Jeder im Klub sollte wissen, wie nah die Hamburger 2014 und 2015 dem erstmaligen Absturz ins Bundesliga-Unterhaus waren.

Und Todt möchte um jeden Preis seinem persönlichen "Abstiegs-Double" entgehen. Der KSC, bei dem er bis November beschäftigt war, steht in der 2. Liga bereits als Absteiger fest.

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