"Marcel Schmelzer ist unser Kapitän, fertig aus"

Sven Bender bereitet sich derzeit mit der Borussia auf die Rückrunde vor
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Frage: Die mangelnde defensive Stabilität ist bisweilen ein großes Problem in der Hinrunde gewesen. Wie wichtig wird es sein, künftig auf eine feste Formation setzen zu können?

Bender: Wir waren in der Hinrunde aufgrund der vielen Verletzungen in fast allen Mannschaftsteilen gezwungen zu rotieren. Deshalb liegt es vor allem an uns Spielern, zusammen zu versuchen, die Verletzungen zu minimieren. Erst dann kann sich eine Formation herauskristallisieren, die mal ein paar Spiele am Stück macht und sich einspielen kann. Dann ist es nämlich punktuell auch leichter zu rotieren. Ich glaube, wenn alle fit bleiben, wird es für jeden Spieler einfacher, ins Team zu kommen. Denn dann kannst du auf hohem Niveau trainieren und bist ständig dabei, ohne Unterbrechungen.

Frage: Merken Sie im Training bereits Fortschritte in dieser Hinsicht?

Bender: Zunächst einmal waren wir damit grundsätzlich nicht zufrieden und haben darüber Gespräche geführt. Wir wollen diese Fehler unbedingt abstellen, denn es ist für uns sehr blöd, wenn wir in Rückstand geraten. Mit einer Führung im Rücken ist es dagegen sehr schwer für die Gegner, uns überhaupt noch Punkte abzunehmen. Defensive Sicherheit geht nur mit einer guten Kommunikation, Abstimmung und der Bereitschaft, seinen Mitspielern zu helfen. Die Schwerpunkte im Training liegen auf allen Themen, wir können ja keines vernachlässigen - und wollen dazu die Dinge, die gut gelaufen sind, weiter perfektionieren.

Frage: Im Umfeld herrscht auf eine gewisse Weise ein diffuses Gefühl der Unzufriedenheit, das sich teils an öffentlicher Kritik am angeblich so unnahbaren Trainer Thomas Tuchel manifestiert. Wie sieht das die Mannschaft?

Bender: Ich höre das ehrlich gesagt gerade zum ersten Mal. Ich lese allerdings auch sehr wenig. Bisher hatte ich damit aber wirklich keinen Kontakt und sehe da auch nichts problematisch.

Frage: Überrascht Sie dennoch diese gefühlte Heftigkeit gerade der Debatte um die Defensive? Zumal man im Vorjahr nach 16 Spielen sogar zwei Gegentore mehr kassiert hat als zum aktuellen Zeitpunkt.

Bender: Die Debatte ist absolut legitim, denn wir haben teilweise in ganz einfachen Situationen wie zum Beispiel nach Kontern Gegentore bekommen. Das ist besonders bitter für uns, wenn der Gegner mit zwei, drei schnellen Pässen zum erfolgreichen Torabschluss kommt. Das müssen wir nun schlichtweg besser machen. Ganz egal, ob wir im Vorjahr mehr oder weniger Tore kassiert haben.

Frage: Sie persönlich sind nach langen Jahren im defensiven Mittelfeld unter Tuchel in die Innenverteidigung gerutscht. Wo sehen Sie sich grundsätzlich?

Bender: Ich sehe mich momentan ganz klar als Innenverteidiger.

Frage: Wie kam es denn überhaupt zu diesem Umschulungsprozess?

Bender: Ich habe mich mit dem Trainer darüber unterhalten und er hat mir das Thema etwas nähergebracht. Da wir sehr hoch auf dem Feld stehen, macht das für mich mit meinen Eigenschaften Sinn. Wir hatten beide das Gefühl, dass es eine Position ist, die mir liegen kann. Daher haben wir das versucht. Mich stört das auch nicht, sondern ich finde, dass es meinem Spiel nahe kommt. Eigentlich stehe ich fast genau dort auf dem Spielfeld, wo ich vorher auch stand.

Frage: Aber eine Umstellung war es schon, oder?

Bender: Klar, auch keine kleine. Man muss sich vor allem anders im Zweikampf verhalten und neue Laufwege gehen. Das macht es für mich auch interessant und als Spieler flexibler.

Frage: Interessant wird auch sein, wer am 17. Spieltag gegen Werder Bremen die Mannschaft des BVB als Kapitän aufs Feld führen wird. Marcel Schmelzer trug in der Hinrunde die Binde, Marco Reus ist ein weiterer Kandidat. Tuchel meinte, man müsse sich noch bis zum Pflichtspielstart gedulden. Wie stehen Sie zu dieser Sache?

Bender: Ich persönlich brauche das Thema nicht und es wird auch größer gemacht, als es ist. Innerhalb der Mannschaft ist es keines. Marcel Schmelzer ist unser Kapitän, fertig aus. Wir haben eine Hand voll Führungsspieler und die wissen um ihre Funktion innerhalb des Teams. Auch ich habe mein Wort, brauche dafür aber nicht die Binde.

Frage: Könnte es auch ein Wunsch von Tuchel sein, dass diese Frage von der Mannschaft untereinander geklärt und insgesamt häufiger miteinander kommuniziert wird?

Bender: Man muss schon festhalten, dass wir als Mannschaft extrem gefragt sind. Wir sind auch dafür verantwortlich, dass wir als Team funktionieren. Im Verbund mit dem Trainerteam haben wir nur eine Aufgabe: erfolgreich Fußball zu spielen. Es sind daher alle gefragt, jeder Einzelne. Nur so geht's. Als Team kann man Berge versetzen und daher haben wir auch die Verpflichtung, gerade die vielen talentierten Neuzugänge an die Hand zu nehmen. Ich persönlich fühle mich da komplett angesprochen.

Frage: Wie blicken Sie also insgesamt auf die Rückrunde?

Bender: Die Chance, vieles besser zu machen, ist sehr groß. Wir brauchen einen guten Start. Es ist noch viel drin, es gibt noch genügend Punkte. Wir wollen noch das Größtmögliche erreichen.

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