Sandro Wagner ist …

SID
Sandro Wagner am Samstag in Leipzig. Auch als Rotsünder war er der Star
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Die Bundesliga ist so spannend wie seit dem ausgehenden Känozoikum nicht mehr. Wer's nicht glaubt, muss lesen. Außerdem: ein Hoch auf Lahm, Petersen und Sandro Wagner. Kritisches gibt's mal wieder über Leverkusen und den HSV zu sagen.

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Der Schönste, Beste UND Härteste: Sandro Wagner ist... wie soll man sagen? Sandro Wagner ist schon so einer. Ja, das trifft's ganz gut. Besser jedenfalls als "ein echter Typ" oder sowas. Sandro Wagner ist jetzt nicht nur "so einer", sondern auch Co-Bundesliga-Rekordhalter. Gegen Leipzig flog er bei Hoffenheims erster Saisonniederlage vom Platz und ist damit jetzt einer von zwei Spielern, die es geschafft haben, für vier verschiedene Vereine Rot oder Gelb-Rot zu sehen. Bei Wagner sind dies: Hertha, Bremen, Darmstadt und eben Hoffenheim. Der andere ist Michael Tarnat, der für Duisburg, Karlsruhe, Bayern und Hannover den Abflug machte.

Überhaupt der Wagner: Dass der ganz cool ist, hat sich schon rumgesprochen. Dass er dafür mit der ASS-Spezialbehandlung (die mit doppelt Öl) geehrt wurde, fanden wir etwas übertrieben.

Caution! High Voltage! Ach, ist das schön! Wer dieser Tage unsere Lieblingsliga beobachtet, unsere BuLi, der wird sich mit ein wenig Wehmut erinnern, sofern er alt genug ist, sind daran zu erinnern, wovon hier gleich die Rede sein wird...ähh... wo waren wir stehengeblieben? Ach ja... es werden also Erinnerungen wach an eine Zeit, in der man noch Münzgeld mit sich führen musste, um von unterwegs telefonieren zu können, und die Postleitzahlen vier Stellen hatten. Gute Zeiten waren das, denn das Wetter war immer freundlich und der Titelkampf in der Bundesliga immer spannend. So spannend bisweilen, dass es kaum auszuhalten war. Blicken wir also zurück: Anfang 2012 war's, als es das letzte Mal nach 18 Spieltagen so dramatisch zuging wie jetzt. Zur Erinnerung: Die Bayern führen nicht mit 13 oder 23 Punkten Vorsprung, sondern nur mit dreien vor RB Leipzig! Potztausend, ist es denn die Möglichkeit?! Ja, es ist. Aber damals, 2012 eben, war es noch dramatischer: Die Bayern (auch damals schon ganz gut), Dortmund (unter dem unvergessenen Jürgen Norbert Klopp - Ihr könnt ja mal Eure Altvorderen fragen, was das für ein Teufelskerl war) und Schalke mit Huub Stevens hatten alle 37 Punkte nach 18 Spieltagen. Unvorstellbar! Am Ende wurde es dann so verrückt, dass die Bayern nicht mal Meister wurden. Diese Zeiten sind leider lange vorbei.

Legende, fürwahr: Philipp Lahm steht vor seinem 500. Pflichtspiel für den FC Bayern. 499 hat er jetzt, gegen Schalke am kommenden Wochenende könnte er vor heimischem Publikum das Jubiläum feiern. Dann würde der 33-Jährige in den FC-Bayern-Charts mit Bastian Schweinsteiger gleichziehen. Auf dem achten Rang wohlgemerkt. Witziger Weise gaben beide ihr Pflichtspieldebüt bei den Münchenern am gleichen Tag: Der 13. November 2002 war's, Champions League gegen Lens (3:3). Wer Spaß an solchen Daten hat: 5197 Tage liegen zwischen beiden Terminen.

Seltenes Vergnügen: Weil es so selten vorkommt, wollen wir es nicht unerwähnt lassen: Erstmals seit dem sechsten Spieltag erzielte weder Pierre-Emerick Aubameyang noch Robert Lewandowski ein Tor. Nutznießer dessen ist Kölns Anthony Modeste, der beim 6:1 in Darmstadt seinen 14. Saisontreffer machte und mit Lewandowski auf Platz 2 gleichzog. Aubameyang ist mit 16 Treffern bei 16 Einsätzen weiter Spitzenreiter.

Super Joker: Wie vermutlich jeder andere Fußballspieler auf der Welt auch würde Nils Petersen sicher gerne in der ersten Elf seines Teams stehen, doch in Freiburg kommt der 28-Jährige meistens oder fast immer von der Bank. Zweimal übrigens war Petersen in dieser Spielzeit von Beginn an mit dabei, beide Spiele gingen verloren und er erzielte keinen Treffer. Bei seinen 15, häufig gar nicht mal so langen Einsätzen, schlug er 6 Mal zu. 16 Jokertore hat Petersen jetzt in der BuLi gemacht, nur der Sportkamerad Alexander Zickler hat mit 18 mehr. Exklusiv für sich hat Petersen aber einen Rekord: Er ist der einzige Bundesliga-Profi, der in mindestens zwei Saisons mindestens sechs Tore als Einwechselspieler erzielt hat.

0,0189: Das ist schon eine etwas merkwürdige Zahl, selbst für dieses etwas merkwürdige Format. Was damit gemeint sein könnte... Die Passquote des HSV im gegnerischen Drittel? Nein, die ist besser. Kein Witz! Die Wahrscheinlichkeit in Prozent, dass Darmstadt drin bleibt? Auch nicht. Sonst noch Ideen? Nein? Das dachten wir uns. Auflösung: Das ist die Differenz im Bundesliga-Punkteschnitt zwischen Thomas Tuchel und Martin Schmidt. Wer jetzt nicht sagt "Echt? Die hätte ich aber höher erwartet", der soll gar nichts sagen, denn die hätte man ja wohl höher erwartet. 1,4035 Punkte holte Tuchel in seinen 171 Spielen als Headcoach in der deutschen Fußballeliteklasse (wie es klingt, wenn man sich korrekt ausdrückt), 1,3846 holte Schmidt in 65 Partien. Jetzt würden wir gerne noch die Gehälter der beiden im Vergleich sehen ...

Achherrje: Regelmäßige Leser des Spieltags in Zahlen oder anderer heiterer Einlassungen wie dem Unzulänglichkeitsbericht werden vielleicht feststellen, dass der eine oder andere Bundesligaklub hie und da etwas geneckt wird. Und wer genau hinschaut, wird vielleicht feststellen, dass manche Klubs häufiger als andere geneckt werden. Wir haben es nicht statistisch eruiert, aber wir sagen vermutlich die Wahrheit, wenn wir behaupten, dass es sich bei diesen Klubs um den HSV und Bayer Leverkusen handelt. Aber das ist selbstverständlich nicht unsere, sondern (unschön) DENEN IHRE Schuld. Bringen wir es hinter uns: Leverkusen hat an diesem Wochenende beim 2:3 gegen Gladbach zum ersten Mal seit über sechs Jahren nach einem Zwei-Tore-Vorsprung noch verloren. Das letzte Mal war am 13. September 2009. Damals in Hamburg (hihi) trafen Tranquillo Barnetta und Patrick Helmes für Bayer, ehe Paolo Guerrero, Ivica Olic und Mladen Petric das Ding für den HSV drehten.

Apropos achherrje: Wie gerade erwähnt trifft es - OHNE BÖSE ABSICHT - immer mal wieder Leverkusener und Hamburger. Also zum HSV: Vor dem Spiel in Ingolstadt am Samstag stießen wir auf folgenden statistischen Fact: Nur gegen den FC Ingolstadt ist der HSV noch ungeschlagen ...

Aber jetzt: Es bleibt uns aber auch nicht verborgen, wenn Leverkusener und Hamburger dufte Sachen machen. Jonathan Tah hat zum Beispiel seinen ersten Bundesligatreffer geschossen, Chicharito seine Torflaute nach 782 torlosen Minuten beendet. Ist halt doof, wenn man's dann noch vergeigt. Aber davon abgesehen ...

Allerlei:

  • Der FC Bayern hat jetzt 13 Mal in Folge gegen Werder Bremen gewonnen. Das ist die längste Erfolgsserie der Münchener gegen denselben Gegner. Aus Bremer Sicht ist das Torverhältnis fast noch schlimmer als die Punkteausbeute: 7:53. Beim 0:0 am 1. März 2009 bekam Werder zuletzt nicht das Fell über die Ohren gezogen.
  • 6:1 gewann Köln in Darmstadt. Es war der erste Bundesliga-Sechserpack für die Rheinländer seit 1990. Damals am 1. Mai wurde Waldhof Mannheim vor 6000 Zuschauern in Müngersdorf geschreddert. Vierfacher Torschütze: Falko Götz. Pierre Littbarski und Ralf Sturm erzielten die übrigen Treffer.
  • Apropos Köln und Bremen: Vor dem gemeinsamen Treffer in Bremen am Samstag hatte Franck Ribery seinem Kumpel Arjen Robben letztmals vor fast zwei Jahren beim 4:1 gegen Köln ein Tor aufgelegt.

Zum Schluss noch was Schräges: Auch im zwölften Duell zwischen Wolfsburg und Augsburg gab es keinen Sieg für das in der Tabelle besser platzierte Team. Das, liebe Freunde, muss man sich mal überlegen.

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