Das Bild wird langsam klarer

Von SPOX
Freude und Unzufriedenheit: Die Bayern und Leipzig jubeln, in Darmstadt wird's düster
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Der Abstiegskampf: Hamburger SV und Darmstadt 98

Es ist irgendwie skurril: Der Abstand von Tabellenschlusslicht Darmstadt zum rettenden Ufer ist kleiner geworden. Das 1:6 im Heimspiel gegen Köln verhalf zwar nicht ganz dazu, doch der Punktgewinn in der Vorwoche gegen Gladbach ließ den Rückstand auf Platz 15 von acht auf sieben Punkte schmelzen.

Das liegt natürlich auch an der aktuellen Pleitenserie der Konkurrenz, vor allem jener aus dem Norden. Weder Hamburg noch Bremen haben 2017 bislang Punkte gesammelt. Die Lage bei allen drei Klubs bleibt weiter mehr als prekär.

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Beim SVD jedoch dürfte die empfindliche Schlappe vom Samstagnachmittag größere Nachwehen haben. Dass die Hessen nicht mehr zu den größten Offensivkünstlern der Liga werden, dürfte sich herumgesprochen haben. Was die Truppe von Torsten Frings gegen den FC allerdings defensiv ablieferte, glich einer Bankrotterklärung.

Das mag gut und gerne mit der aktuellen Unruhe um den Klub zusammenhängen. Die Freistellung von Änis Ben-Hatira erhitzte längere Zeit die Gemüter, der Fokus auf Frings' erste Amtszeit als Cheftrainer kommt hinzu.

Der Coach wählte nach der Partie gegen Köln dann auch drastische Worte. Die richtete er allerdings nicht gegen seine Mannschaft, sondern einen Einzelnen. Nachdem Frings das Spiel aus seiner Sicht einordnete und davon sprach, bis zum 0:1 "viel richtig gemacht" zu haben, entglitt ihm bei einer Nachfrage zur Zukunft des wechselwilligen Florian Jungwirth die Contenance.

"Er hat die Woche so trainiert, als wolle er in die USA wechseln. Das kann man sich als Verein, der pünktlich die Gehälter zahlt, nicht bieten lassen. Wir lassen uns von einem Spieler doch nichts diktieren", wetterte Frings. Dieser Standpunkt ist zwar in der Tat mehr als vertretbar, doch damit ist nun ein Thema eröffnet, das sich in den nächsten Tagen sicherlich nicht so schnell ad acta legen lässt.

Dabei hat Darmstadt nach 13 Niederlagen in 18 Partien und sechs Zählern Rückstand zum Relegationsrang 16 keine Zeit, um sich in Nebenkriegsschauplätzen zu verlieren. Das Derby in Frankfurt, der BVB zu Hause und ein Auswärtsspiel in Hoffenheim - so lautet das Programm der nächsten drei Wochen.

Der einzige Lichtblick im Moment: Auch beim vier Punkte entfernten HSV läuft es derzeit wieder in die falsche Richtung. Drei Siege im Dezember ließen bei den Rothosen überhaupt erst wieder Hoffnung aufkeimen. Doch die scheint nach zwei Pleiten in 2017 dahin zu sein.

Trainer Markus Gisdol verlor sich nach der in allen Belangen verdienten Niederlage in Ingolstadt auch nicht in Ausreden. Er gab vielmehr einen Einblick in die derzeitige Haltung seiner Mannschaft. Manche seiner Spieler, so Gisdol, hätten die zwischenzeitliche Erfolgsphase im vergangenen Monat wohl falsch gedeutet.

Gemeinschaftliche Entschlossenheit und Konsequenz seien Werte, die der HSV zuletzt vermissen ließ. Gisdol verdeutlichte: "Wir stehen weiterhin extrem mit dem Rücken zur Wand. Es war keine Teamleistung."

Das klingt alarmierend. Schließlich sind genau dies die Problemstellen, die den Klub nicht erst in dieser Saison begleiten. Wenn dann ein paar Wochen mit besseren und dringend benötigten Ergebnissen ausreichen, um die Gier gleich geringer werden zu lassen, hat Gisdol noch einige Baustellen abzuarbeiten.

Ähnliches gilt für Werder Bremen, das Team mit der schlechtesten Abwehr der Liga. Den Grünweißen muss man jedoch zugutehalten, es zum Jahresauftakt mit zwei Heimspielen gegen Dortmund und die Bayern nicht besonders glücklich erwischt zu haben.

Zwei knappe Niederlagen und die hohe Arbeitsmoral im Team belegen, dass die Mannschaft von der ersten gemeinsamen Vorbereitung unter Coach Alexander Nouri profitiert hat.

Noch deutlicher ist das beim vierten Klub aus dem Tabellenkeller zu sehen. Der FC Ingolstadt hat unter Maik Walpurgis nun acht Spiele bestritten - und 13 von derzeit 15 Punkten eingefahren (darunter Siege gegen Leipzig und in Leverkusen).

Walpurgis hat beim FCI wieder die Mentalität geweckt, die das Team im souveränen Vorjahr schon an den Tag legte. Noch dazu hat sich in erster Linie die Defensivstruktur erheblich verbessert, die Mannschaft lässt jetzt weniger Chancen zu als noch unter Vorgänger Markus Kauczinski.

Die Bayern haben im Keller am ehesten das Licht in der Hand und können eine stabile Entwicklung vorweisen. Auch Bremen kann das mit Abstrichen von sich behaupten. In Darmstadt und Hamburg dagegen muss wohl weiterhin Basisarbeit verrichtet werden, um überhaupt die nächsten Entwicklungsschritte einleiten zu können.

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