HSV vs. Werder: Es ist mal wieder so weit

Von Johannes Rohrmaier
Das Nordderby ist von je her hart umkämpft
© getty

Am 12. Spieltag ist Derbytime im Norden. Die Hinrunde neigt sich langsam aber sicher dem Ende und zwei Bundesliga Urgesteine stehen mit dem Rücken zur Wand. Der HSV wittert Morgenluft und empfängt am Samstag (15.30 Uhr im LIVETICKER) den SV Werder Bremen, der mit vier Niederlagen am Stück im Gepäck anreist. SPOX beleuchtet das Duell der beiden krisengeschüttelten Nordclubs.

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G'schichtn vom Nordderby

Schalke - Dortmund, Braunschweig - Hannover, Köln - Gladbach. Das Nordderby zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen reiht sich nahtlos in die traditionsreichen deutschen Duelle ein. Und wie bei jedem Derby gab es auch hier einige Kuriositäten, Skandale und deftige Klatschen. Die Highlights der Nordderby-Geschichte.

1971: Die Trikot-Schmach von Hamburg

Im November 1971 trat Werder beim HSV an. Zur Halbzeit mussten die Bremer Spieler ihre Trikots wechseln, weil sich die Kleidung der Teams zu sehr ähnelte. Werder hatte aber keine anderen Trikots dabei und musste die zweite Halbzeit in den Ersatztrikots der Hamburger bestreiten. Eine größere Demütigung im Derby kann es nicht geben. Zu allem Überfluss gingen die Werderaner auch noch als Verlierer vom Platz. Der HSV siegte mit 2:1.

1982: Der Tod von Adrian Maleika

Es war die Zeit der Hooligan-Szene in Deutschland. Junge Bremer Fans liefen vor dem Angriff gewaltbereiter Hamburg Anhänger davon. Steine flogen, Gaspistolen und Raketen gehörten zur Tagesordnung. Einer dieser Steine tötete den erst 16-Jährigen Bremen-Fan Adrian Maleika. Später stellte sich heraus, dass am Überfall Mitglieder der rechten Skinheadszene beteiligt waren. Zwei von ihnen wurden verurteilt. Adrian Maleika half das freilich nichts mehr. Beide Vereine und Fangruppen bemühten sich um Deeskalation. Der "Friedensgipfel von Scheeßel" war die Folge. Beide Seiten erklärten, keine Racheaktionen folgen zu lassen und die Klubs riefen Fanprojekte ins Leben.

2008: Kampfsport-Wiese gegen Olic

Mittlerweile ist Tim Wiese als "The Machine" im Wrestling Zirkus unterwegs. Dass er auch als Keeper schon zum Kampfsport neigte, zeigte sich 2008. Nach einem Befreiungsschlag der Hamburger kam Wiese aus seinem Tor. Sein gestrecktes Bein traf aber nicht den Ball, sondern den heranstürmenden Ivica Olic am Kopf. Unverständlicherweise kam Wiese mit einer gelben Karte davon. Genauso unverständlich war seine anschließende Reaktion: "Ich treffe zuerst den Ball und er läuft dann in mich rein". In Hamburg ist Wiese seitdem verhasst.

2009: Vier Derbys in 19 Tagen

"Das werden Schlachten", so äußerte sich Hamburgs Marcell Jansen vor dem Derby-Dauerbetrieb. Und wie so manche Schlacht sollte auch die intensivste Nordderby-Periode in die Geschichte eingehen. Los ging es mit dem DFB-Pokal Halbfinale, das alleine schon eine Geschichte für sich ist. 1:1 stand es nach der regulären Spielzeit und auch die Verlängerung brachte keine Entscheidung. Im Elfmeterschießen hielt ausgerechnet Wiese drei Elfmeter und Werder zog ins Endspiel ein.

Eine Woche später folgte das Halbfinal Hinspiel im UEFA-Cup und ganz Hamburg brannte auf die Revanche. Nach einem intensiven Spiel, inklusive Spielunterbrechung wegen Bengalos, gelang dies auch. Der HSV gewann mit 1:0 in Bremen. Bis zum Rückspiel gab es im Norden Fußballdeutschlands nur dieses eine Thema. Die Fans im Volksparkstadion peitschten ihre Mannschaft mit einer riesigen Choreographie nach vorne und sahen tatsächlich bereits in der 12. Minute das 1:0. Der Finaleinzug winkte, doch nach einer halben Stunde erzielte Bremens Diego das 1:1 und nur wenig später brachte Pizarro Bremen in Führung. Ja der Pizarro, der auch heute noch für Bremen spielt.

Was dann folgte, ist Geschichte. In der 78. Minute wollte Michael Gravgaard zu Keeper Frank Rost zurück passen, der Ball sprang jedoch wegen einer auf den Platz geworfenen Papierkugel in die Luft und von Gravgaards Schienbein ins Toraus. Ecke für Werder. Tor für Werder. Die Vorentscheidung. Die Hamburger konnten zwar durch Olic noch mal verkürzen, aber am Endergebnis änderte das nichts mehr. Der HSV war in kürzester Zeit zwei Mal gegen den Erzrivalen ausgeschieden.

Das folgende Bundesliga-Derby interessierte in Hamburg niemanden mehr. Eine demoralisierte Mannschaft verlor mit 2:0 in Bremen. Die Papierkugel dagegen liegt bis heute im Werder-Museum.