"Juhu, der Heidel im Privatjet"

Christian Heidel bei seiner Vorstellung auf Schalke mit Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies
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SPOX: Halten Sie es denn für bedenklich, wenn ein Verein mehrere Spieler desselben Beraters unter Vertrag nimmt?

Heidel: Das muss jeder Verein für sich selbst entscheiden. Ich habe immer darauf geachtet, dass nicht zu viele Spieler einer Berateragentur angehören. Da könnten Dinge vermischt werden, die nichts miteinander zu tun haben.

SPOX: Gab es schon Verhandlungen, an deren Ende Sie sich dachten: Wirklich gut verhandelt war das von der Gegenseite aber nicht?

Heidel: Das möchte ich mir nicht anmaßen. Es kommt eher mal vor, dass ich trotz des erfolgreichen Abschlusses eines Geschäftes nicht hundertprozentig zufrieden bin und mich dann darüber ärgere. Allerdings: Bevor ein erhofftes Geschäft platzt, darf man manchmal eben auch nicht an den Idealfall denken und muss es lieber abschließen, bevor es zu spät ist.

SPOX: Können Sie sich noch an Ihren schwierigsten Deal erinnern?

Heidel: Es würde den einzelnen Umständen nie gerecht, da etwas Konkretes zu benennen. Letztlich ist es genau dann schwierig, wenn die Uhr eine Rolle spielt und die Schließung des Transferfensters unmittelbar bevorsteht. Wenn man den Papierkram wie ich früher immer selbst erledigt hat und wie im Sommer 2014 in Mainz noch fünf Transfers an den letzten beiden Tagen anstehen, bangt man schon und hofft, an alles gedacht zu haben. Das ist eine große geistige und nervliche Belastung, da ist man abends dann wirklich kaputt.

SPOX: Wenn Sie während der EM zur Endverhandlung des Deals mit Breel Embolo mit dem Privatjet von Clemens Tönnies nach Montpellier fliegen, denken Sie da auch manchmal daran, wie weit Sie es in diesem Beruf geschafft haben?

Heidel: Nein. Mir war das eher unangenehm, in diesem Flugzeug dorthin zu fliegen. Hätte es irgendeine Möglichkeit gegeben, das zu umgehen, hätte ich es getan. Das habe ich zum ersten Mal in meinem Leben gemacht und ich kann mir nicht vorstellen, dass dies noch einmal passieren wird. Ich saß auch nicht dort drin und habe gedacht: 'Juhu, der Heidel im Privatjet.'

SPOX: Wieso war diese Reise denn alternativlos?

Heidel: Wir haben an diesem Tag die Unterschrift gebraucht, da ich Bedenken hatte, dass noch etwas dazwischen kommen könnte. Es gab in dem mit dem Schweizer Verband abgestimmten Zeitfenster an diesem Tag keinerlei Flugverbindung dorthin, auch über Paris nicht. Es war aber die einzige Chance, sich mit Breel zu treffen, denn an diesem Tag hatte die Schweizer Mannschaft frei. Die erlauben mir ja nicht, drei Stunden vor einem Spiel mit Breel und seinen Beratern an einem Tisch zu sitzen, um zu verhandeln. Ich möchte nun aber auch nicht den Eindruck vermitteln, die Verantwortlichen von Schalke 04 würden ab sofort mit Privatjets spazieren fliegen - ganz sicher nicht!

SPOX: Sondern Holzklasse?

Heidel: Im Winter fliegen wir zum Beispiel mit einer Linienmaschine ins Trainingslager nach Spanien und chartern keinen Flieger. Warum auch nicht? Da geht es ja nicht um ein Europa-League-Spiel, nach dem man donnerstags nach Spielende so schnell wie möglich noch zurückfliegen möchte.

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