Ein Exzess an Varianten

Einer von insgesamt acht Neuzugängen bei Borussia Dortmund: Marc Bartra (4.v.l.)
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Linksverteidiger: Marcel Schmelzer, Raphael Guerreiro, Erik Durm, Felix Passlack, Joo-Ho Park

Spätestens seit der EM ist klar: Mit Guerreiro hat Dortmund einen guten Griff getätigt, der Portugiese muss seine starke Form nach dem Urlaub jetzt nur noch in die Bundesliga hinüber retten.

Eine vermeintlich sorgenfreie Linksverteidiger-Alternative zum gesetzten Schmelzer bedeutet aber einen Quantensprung, nachdem sich in den Vorjahren dort zahlreiche Kandidaten mehr schlecht als recht versucht haben.

Der immer wieder von Blessuren geplagte Schmelzer kam zwar gut durch sein erstes Tuchel-Jahr, angesichts der Belastungen wird es aber wichtig sein, Pausen für ihn einstreuen zu können - dank Guerreiro könnte das ohne größeren Qualitätsverlust möglich sein.

Schmelzer, der als Vize-Kapitän hinter Reus gehandelt wird, sollte als einer der klaren Führungsspieler seinen Platz zunächst sicher haben. Guerreiro, immerhin 14 Millionen Euro teuer, wird sich mit ihm aber einen Kampf um die Stammelf liefern - und der 22-Jährige deutete das Potential an, diesen auch gewinnen zu können.

Hinter Durm, der auch auf der gegenüberliegenden Seite agieren kann, steht wie schon im Vorjahr ein dickes Fragezeichen. Ihn plagt erneut das linke Knie, womöglich ist auch diesmal eine Operation vonnöten. Mit dem Weltmeister wird erst einmal nicht zu rechnen sein.

Der perspektivlose Park wird den Verein noch verlassen, Allrounder Passlack hat diese Position auch schon bekleidet.

Rechtsverteidiger: Lukasz Piszczek, Matthias Ginter, Erik Durm, Felix Passlack

Piszczek eroberte sich im letzten Jahr nach anfänglichen Schwierigkeiten seinen Stammplatz zurück, spielte eine überzeugende Europameisterschaft und geht nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub als Platzhirsch ins Rennen.

Ginters Chancen stehen deshalb aber nicht per se schlecht, in der vergangenen Rückrunde positionierte Tuchel seine Außenverteidiger jedoch tiefer als noch zum Saisonstart - das ausbalancierte Verhalten spräche auf dieser Position dann eher für den Polen.

Die Perspektiven von Passlack, der während der bisherigen Vorbereitung regelmäßig Spielanteile bekam, sehen auf der rechten Seite etwas besser aus als links. Passlacks "Problem": Zwar ist er noch sehr jung, seine große Variabilität bedingt aber, dass er noch nicht auf eine finale Hauptposition festgelegt ist. Dies wäre für ihn ein baldiger nächster Schritt, um dann dort seine weitere Entwicklung vorantreiben zu können.

Grundsätzlich sind als Abwehrformationen alle Varianten von Dreier- über Vierer- bis Fünferkette denkbar, das zeigte bereits das Vorjahr. Tuchel hat sich noch nicht festgelegt, am Gerüst vom Ende der letzten Saison sollte sich aber nicht grundlegend etwas verändern.

Heißt: Bei eigenem Ballbesitz wird aus einer Dreierkette aufgebaut, die Außenverteidiger stehen hoch, im letzten Drittel tummeln sich fünf Spieler in einer Art 3-2-4-1.

Der Hybrid aus Dreier-, die bei gegnerischem Ballbesitz zu einer Fünferkette wird, bleibt ebenfalls aktuell - vielleicht jedoch mit einem höheren Linksfokus und dem Tandem Schmelzer/Guerreiro.

Bliebe alles so, wie es derzeit ist, scheint die Viererkette Schmelzer-Sokratis-Bartra-Piszczek für den Beginn die wahrscheinlichste Variante zu sein.