Pep beim FCB: Es ist ja bald vorbei

Pep Guardiola trainiert ab der nächsten Saison Manchester City
© getty

Pep Guardiola hat drei Jahre lang sein Bestes gegeben für den FC Bayern München. Und er hatte Erfolg, auch ohne Champions-League-Titel. Doch spätestens seine Reaktion auf die Maulwurf-Affäre nach dem Spiel gegen Atletico Madrid zeigt: Guardiola ist froh, wenn er gehen kann.

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Als Pep Guardiola noch Trainer des FC Barcelona war, bekam die Öffentlichkeit einen Eindruck davon, wie er mit seinen Spielern während eines Spiels kommuniziert und wie emotional er dabei werden kann.

Es war der 3. März 2012, Barca hatte Sporting Gijon in einem Ligaspiel zu Gast. Der in der 60. Minute eingewechselte Alexis Sanchez musste kurz vor Spielende einen Sprint abbrechen und griff sich an den linken Oberschenkel. Im Hintergrund sah man Guardiola, der sich abwandte und die Hände über dem Kopf zusammenschlug.

Weil Barcelona zu diesem Zeitpunkt schon dreimal gewechselt hatte, mussten die Katalanen das Spiel mit neun Feldspielern beenden. Als Sanchez von zwei Barca-Ärzten gestützt vom Feld und in die Kabine gebracht wird, brüllt ihm Guardiola hinterher.

Ärger mit Alexis Sanchez

"Verf... nochmal! Verf... nochmal, Alex! 90 Minuten! Benutze deinen Kopf!" Guardiola war erbost über die Tatsache, dass Sanchez drei Tage vor dem Spiel gegen Gijon 90 Minuten für Chile gespielt hatte - in einem eher unbedeutenden Testspiel.

Der Öffentlichkeit sollte Guardiolas Fön für Sanchez verborgen bleiben, der Coach hatte sich bei seinem verbalen Ausbruch die Hand vor den Mund gehalten. Was sonst Lippenleser erledigen, übernahm in diesem Fall der Ton mehrerer Kameras, die am Spielfeldrand aufgestellt waren.

Big Brother ist schon lange dabei, wenn Spieler, Trainer, Schiedsrichter auf dem Platz in welcher Form auch immer agieren. Nicht nur im Fußball. Schlägereien im Training bleiben genauso wenig verdeckt, wie hinterhältige Fouls, Beleidigungen oder anderweitig ausgelebte Emotionen. Gerade erst wurde Mats Hummels ein Small Talk mit einer Handvoll Fans zum Verhängnis.

"Sie wollen mich treffen"

Im Fußball gibt es eigentlich nur noch einen heiligen Ort, an dem ungestört gefeiert, gebrüllt oder gerauft werden kann: die Kabine. Zumindest sollte es so sein. Beim FC Bayern München (und sicher auch einigen anderen Vereinen) gilt dieses ungeschriebene Gesetz nicht (mehr). Jedenfalls wird sich hin und wieder darüber hinweggesetzt. Der Maulwurf hat Hochkonjunktur an der Säbener Straße und in der Allianz Arena.

Am Freitagmorgen wurde Guardiolas wiederholter Disput mit den Physiotherapeuten publik. Im Anschluss an das Champions-League-Aus gegen Atletico Madrid ging es hoch her in der Bayern-Kabine.

Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel beim FC Ingolstadt versuchte Guardiola gar nicht, den Vorfall herunterzuspielen bzw. den Wahrheitsgehalt der Story in Frage zu stellen. Vielmehr vermutet der Coach böse Absicht dahinter. "Ich weiß nicht, wer gesprochen hat. Aber die Leute, die gesprochen haben, wollen mich treffen", sagte Guardiola.

Persönlich habe er kein Problem damit. "Ich bin nächstes Jahr weg. Ich hoffe aber für den Verein, dass das aufhört. Die Leute, die mich treffen wollen, haben noch nicht gemerkt, dass sie die Mannschaft und den Verein treffen. Und nicht mich."

Kein Vorfall in Barcelona

Mehrmals betonte Guardiola, dass ihm Kabinen-Geheimnisse heilig sind, dass er in seinen drei Jahren beim FC Bayern aber immer wieder feststellen musste, dass man es in München damit nicht so genau nimmt. "Das ist viele Male hier passiert, das erste Mal nach zwei oder drei Monaten. Ich habe es akzeptiert, das ist hier halt so." Beim FC Barcelona habe er nie einen ähnlichen Vorfall erlebt, versicherte Guardiola.

Nach dem Aus gegen Atletico hatte Guardiola erklärt, sein Leben für die Bayern-Spieler gegeben zu haben. Dass er stets sein Bestes für die Mannschaft und den Verein getan habe. Daran ist auch nicht zu zweifeln. Guardiola hat den FC Bayern und die Bundesliga bereichert. Die Spieler hätten gerne mit ihm weitergearbeitet, zumindest der Großteil davon. Philipp Lahm hatte im Winter versucht, Guardiola im Namen der Mannschaft zum Bleiben zu überreden.

Noch ist Guardiolas Zeit in München nicht abgelaufen. Es gibt noch zwei Preise zu gewinnen. Sechs Titel (inklusive UEFA-Supercup und Klub-WM) hat Guardiola mit Bayern geholt, acht können es werden. Guardiola wird auch in den letzten zwei Wochen bis zum Pokalfinale sein Bestes geben.

"...dann habe ich versagt"

Er betonte am Freitag, viele schöne Dinge in München erlebt zu haben und glücklich gewesen zu sein. Aber es gab auch Dinge, die ihm nicht gefallen haben. Etwa die Meinung vieler, er hätte in drei Jahren wenigstens einmal die Champions League gewinnen müssen. Oder eben die ständigen Maulwurf-Geschichten.

"Wenn Ihr der Meinung seid, dass ich versagt habe, weil wir nicht die Champions League gewonnen haben, dann schreibt das", forderte er die Journalisten auf. Nicht selten hat Guardiola in den drei Jahren mit Unverständnis auf Journalistenfragen reagiert und mitunter patzige Antworten gegeben. Dass er nicht unbedingt "die Meinung der Deutschen", wie er sagt, teilt, wenn es um Fußball geht, hat er den Medien ebenfalls des Öfteren mitgeteilt.

Guardiola hat sich wohlgefühlt in München. Und er hatte Erfolg. Aber er vermittelt seit geraumer Zeit den Eindruck, dass er froh ist, wenn er gehen kann. Und es ist ja auch bald vorbei.

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