Dresche. Dresche? Dresche!

Von SPOX
Vor politischen Fans spielen die Bayern mit Werder Bremen Katz und Maus
© getty

Die Zahlen des Wochenendes sind nicht das 5:0 der Bayern über Bremen oder Saisonniederlage 19 für Hannover "Bye-bye" 96, sondern diese: 24,2 - 15,1 - 12,6. Aber darum soll's ja in unserem sympathischen, kleinen Montagsformat nicht gehen. Deshalb geben wir an dieser Stelle ab zum Sport.

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Präambel: Es gibt gute und schlechte Zahlen. Bei der Beurteilung kommt es aber immer auf den Kontext an. Man achte darauf, die Zahlen nicht ihrer selbst wegen zu verteufeln oder anzufeinden. 24,2 und 15,1 und 12,6 sind an sich keine schlimmen Zahlen. Man denke etwa an Durchschnittstemperaturen von einzelnen Monaten. 24,2 Grad im Juli. Das ist doch fein.

Böse Zahlen: Eindeutig schlecht sind nahezu alle Zahlen, die mit Hannover 96 zu tun haben. Gegen Köln kassierte 96 am Samstag im 13. Heimspiel der Saison die elfte Niederlage. So schlecht war zu diesem Zeitpunkt nicht mal das sagenumwobene Tasmania Berlin, sprich: Das ist Bundesliga-Rekord! Rekord, wenn auch nur ein klubeigener, sind auch die 411 Minuten ohne ein Tor im eigenen Stadion. Überhaupt - und da brauchen wir uns nichts vorzumachen - ist Hannover mit seinen 17 Pünktchen nicht mehr zu retten. In der Geschichte der Liga hatten 26 Teams nach 26 Spielen weniger als 19 Zähler auf dem Konto - und alle (ALLE!) sind abgestiegen.

Dresche. Dresche? Dresche! Wenn Bayern gegen Werder spielt, dann scheppert's. Früher (--> siehe letzte Woche: "Früher hätt's das nicht gegeben") war das Duell noch ein Nord-Süd-Gipfel, in dem es nicht selten um die Meisterschaft ging - wir denken an dieser Stelle mit Pippi inne Augen an Leute wie Kutzop, Micoud oder Ailton -, heute ist das Ding das einseitigste Bundesliga-"Duell" überhaupt. Die letzten 10 Spiele haben allesamt die Bayern gewonnen und dabei 40:6 Tore zusammengeballert. Vierzigzusechs! Unglaublich! Wer bis gerade eben gedacht hat, dass der HSV am meisten unter den Bayern zu leiden habe, weiß es jetzt besser. Die Hamburger haben nämlich im gleichen Zeitraum einen Punkt gegen die Bayern geholt (6:42 Tore). Diejenigen, die noch älter sind als diejenigen, die sich daran erinnern, dass es mal den Nord-Süd-Gipfel Bayern gegen Bremen gab, entsinnen sich dunkel, dass es davor den Nord-Süd-Gipfel Bayern gegen HSV gab. Echt? Echt! Und wieder: Pippi, Hrubesch, Magath, Keegan, schniiiieeef...

Folgeerscheinungen: Wie das so ist, wenn die Bayern die Bremer vermöbeln, fallen dabei allerhand Zahlen an. Philipp Lahm etwa stellte mit 167 Ballaktionen einen persönlichen Rekord auf. 162 Pässe spielte er dabei. Alle Bremer zusammen kamen auf 194. Wo wir gerade bei großen Zahlen sind: Thiago Alcantara erzielte erstmals nach 748 Tagen wieder ein Bundesligator. Mario Götze spielte erstmals seit 160 Tagen überhaupt wieder mit. Es war der 150. Bundesligaeinsatz des 23-Jährigen.

Nachtrag: Robert Lewandowski erzielte gegen Werder sein 24. Saisontor und stellte damit seinen bisherigen Saisonrekord von 2012/13 ein. Der letzte Spieler, der nach 26 Spieltagen so viele Buden auf dem Konto hatte, war übrigens - und da sind wir wieder bei Nord-Süd-Gipfelgeschichten - Ailton.

Dritte Reihe: In dieser Saison sind Distanzschusstore Mangelware. Alle 3,55 Spiele gibt's eins. Das ist der geringste Wert seit Beginn der detaillierten Datenerfassung durch Opta im Jahr 2004. Am Wochenende fiel in Gladbach Nr. 66 dieser Spielzeit. Raffael traf von ganz weit weg ins leere Tor, nachdem sich Frankfurts Keeper Hradecky zuvor zum Kasper gemacht hatte. Aus mehr als Raffaels 34 Metern hat in dieser Saison übrigens noch keiner getroffen.

Foul-Karten-Ratio: Die aktuelle Saison ist die unfairste seit zehn Jahren, zumindest wenn es nach der Anzahl der Gelben Karten pro Spiel geht. 3,75 Verwarnungen pro Partie werden ausgesprochen, 2005/06 waren es glatte vier. Witziger Weise wird aber immer weniger gefoult. In der Vergleichssaison waren es 40,6 Fouls pro Partie und seitdem ist die Anzahl der geahndeten Regelverstöße kontinuierlich gesunken. Aktuell stehen wir bei 29,1 Fouls pro 90 Minuten.

Gelb-Rot-Gelb-Rot: Leverkusens Tin Jedvaj hat's fertig gebracht, innerhalb von vier Tagen zweimal mit Gelb-Rot vom Platz zu fliegen. Gegen Hamburg hat er das im Handumdrehen erledigt. Zeitspiel beim Einwurf. Gelb. Scheibenwischer ins Gesicht des Schiris. Gelb und Rot. Rudi Völler meinte nachher: "Vielleicht kann man in so einer Situation auch mal ein Auge zudrücken und noch eine Minute länger nachspielen lassen." Wir meinen: Nein, kann man nicht, wobei wir das ‚Nein' und das ‚nicht' entschieden betont wissen möchten. Schiedsrichter Christian Dingert hat genau richtig entschieden. Gelb für Zeitspiel kann er geben und wenn sich der Spieler nicht benehmen kann, dann fliegt er. Wie sollen es die Fußballer denn sonst lernen, dass der Ref das Sagen hat?

Ach ja, Leverkusen: Nach vier sieglosen Spielen in Folge hat sich Bayer im Schneckenrennen um Champions und Europa League mit dem 1:0 gegen den HSV zurückgemeldet. Dass das Tor der Hamburger Ekdal erzielte, interessiert dabei schon morgen keinen mehr. Heute aber interessiert es noch: Es war nämlich schon das fünfte Eigentor zugunsten der Werkself, die in dieser Hinsicht die Nr. 1 der Liga ist.

Two-Face: Traditionell spielt der VfB Stuttgart eine fürchterliche und eine fürchterlich gute Halbserie. Das geht seit einer halben Ewigkeit schon so. Da macht diese Saison keine Ausnahme. Mit toller Moral erkämpften JKs Jungs am Wochenende in Ingolstadt nach einem 1:3 noch einen Punkt. Damit steht der VfB jetzt in der Rückrunde nach acht Spielen bei 17 Zählern. In der gesamten Hinserie waren es ganze 15 Punkte. Nur Dortmund (23) und Bayern (20) sind besser in 2016.

Postskriptum: 15,1 oder 12,6 sind per se jetzt auch keine schlechten Zahlen. Man denke z.B. an einen der vielen Streiks der Vergangenheit. Nehmen wir die Auseinandersetzung um die Löhne für Erzieher und Erzieherinnen. 15,1 oder auch 12,6 Prozent mehr Gehalt - das wäre was gewesen! Es kommt eben immer auf den Kontext an.

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