Einseitiges Risiko?

Martin Schmidt (l.) und Rouven Schröder arbeiten ab der kommenden Saison zusammen
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Wie hoch ist die Fallhöhe bei sportlichem Misserfolg?

Für den Klub deutlich höher als für Schröder selbst. Denn jeder weiß, wie schwer die Aufgabe für den neuen Manager ist. Schröder hat bislang keine herausragenden Referenzen, die es zu bestätigen gilt. Für ihn ist die Aufgabe in Mainz eine große Chance. Eichin hatte den 40-Jährigen im Sommer 2014 vom Zweitligisten Fürth an die Weser gelotst. In Mainz soll nun der nächste Schritt in vorderster Reihe erfolgen.

Gelingt es Schröder nicht, den roten Faden des Vereins beizubehalten, verspielt er zwar vorerst die Möglichkeit, sich als oberster Entscheider bei einem gestandenen Bundesligisten zu etablieren. Den Klub nach dem Weggang des dienstältesten Managers der Liga nicht identisch weiterführen zu können, wäre aber auf keinen Fall zwingend ein Zeichen von Unfähigkeit beziehungsweise mangelnder Qualität.

Für die Nullfünfer dagegen hängt an dieser Personalie eine ganze Menge mehr. Bei der Nachfolger-Suche für Heidel ging es um nicht weniger als um die mittelfristige Zukunft des Vereins - im Bestfall auch um die langfristige. Dass sich ein Klub wie Mainz 05 überhaupt über Jahre in Deutschlands höchster Spielklasse halten konnte, hatte natürlich vor allem mit Heidel zu tun, der intelligent wirtschaftete und immer wieder die richtigen Talente und (meist auch) Trainer holte, die man zu neuen Leistungsträgern formte.

Selbst aus den Abgängen vermeintlich unverzichtbarer Spieler wie Andre Schürrle, Adam Szalai, Lewis Holtby, Neven Subotic, Christian Fuchs, Jan Kirchhoff, Nicolai Müller, Eric-Maxim Choupo Moting, Johannes Geis oder Shinji Okazaki machte Heidel fast immer lukrative Transfers - und immer schafften es die Rheinhessen, den Kader wieder wettbewerbsfähig aufzubauen.

Der Klub war von Heidels Fähigkeit, Trends frühzeitig zu erkennen und auf Rückschläge angemessen zu reagieren, in den letzten Jahren abhängig. "Wir werden in den nächsten Jahren immer darum kämpfen, weiter in der Bundesliga zu spielen. Viele nehmen das gar nicht mehr richtig wahr, weil sie sich schon daran gewöhnt haben", sagte Strutz im SPOX-Interview im vergangenen Mai: "Wir werden immer ein Verein sein, der darauf angewiesen ist, junge, talentierte Spieler aus- und weiterzubilden und diese ins Schaufenster zu stellen, um dadurch Transfererlöse zu erzielen."

Das muss nun auch unter Schröder funktionieren. Sonst ist der romantische Traditionsverein womöglich darauf angewiesen, eine neue Struktur und Rechtsform zu finden, die dem Klub zumindest finanziell ganz andere Möglichkeiten verschafft: "Das ist im Wesentlichen davon abhängig, welche Personen einen Verein führen. Wir sind mit dem e.V. schon immer sehr gut gefahren. Über die Rechtsform muss ich mir erst dann Gedanken machen, wenn die aktuellen Gegebenheiten nicht mehr sind", sagte Strutz vor knapp zehn Monaten. Geht die Personalie Schröder schief, ist dieser Punkt vielleicht erreicht.

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