"Hätte mich über BVB-Wechsel gefreut"

Yunus Malli steigerte seine Torquote bei den Nullfünfern Jahr für Jahr weiter
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SPOX: Diese Entwicklung lässt sich auch an Zahlen ablesen: In Ihrer ersten Profi-Saison 2011/12 gelang Ihnen eine Torvorlage, im Jahr drauf ein Tor. 2013/14 waren es schon fünf Treffer, in der vergangenen Saison sechs. In der aktuellen Spielzeit waren Sie schon achtmal erfolgreich. Worüber unterhalten wir uns denn in fünf Jahren?

Malli: Da sind es vielleicht schon 30 Tore. (lacht) Es stimmt schon, dass ich von Jahr zu Jahr immer einen Schritt gemacht habe. Das waren aber kleine Schritte, denn ich habe anfangs eine Zeit lang gebraucht, mich an alles zu gewöhnen. Ganz wichtig ist Geduld - was gar nicht immer so einfach ist. Es gab auch Zeiten, in denen ich an mir gezweifelt habe.

SPOX: Welche Art von Zweifel waren das?

Malli: Zu Beginn meiner Profi-Zeit, wenn ich nicht regelmäßig gespielt habe oder sogar auf der Tribüne saß, habe ich mich gefragt, was ich falsch mache. Das hat man dann auch an meinen Leistungen gesehen. Je länger man dabei ist, merkt man aber, dass es nichts bringt, zu verkrampfen. Mit einer gewissen Lockerheit läuft vieles besser.

SPOX: Sie sind 23 und mit etwa viereinhalb Jahren Vereinszugehörigkeit schon einer der dienstältesten Spieler beim FSV. Übernehmen Sie entsprechend auch Verantwortung im Team?

Malli: Ich habe mir vorgenommen, auch in der Hinsicht den nächsten Schritt zu machen. Ich möchte eine Führungsrolle übernehmen, auch wenn ich vielleicht nicht die größte Ausstrahlung habe oder der Lauteste bin. Man kann aber auch anderweitig helfen, gerade den Jüngeren. Für die ist es wichtig, Tipps zu bekommen, an denen sie sich orientieren können.

SPOX: Welche Rolle spielt in diesem Entwicklungsprozess der gesamte Verein Mainz 05?

Malli: Jeder bekommt hier die Zeit, sich zu beweisen. Trainer und Verantwortliche sind in Mainz sehr geduldig, man schenkt jedem Spieler viel Vertrauen. Natürlich ist aber auch der Charakter des Einzelnen wichtig. Jeder muss realistisch bleiben. Man darf nicht überheblich werden oder sich zu etwas Besserem berufen fühlen. Das bringt weder das Team, noch einen selbst weiter.

SPOX: Mainz 05 hat immer ein guter Zusammenhalt in der Mannschaft ausgezeichnet. Dazu brauchte es aber eigentlich nie spezielle Teambuilding-Trips. Was dachten Sie, als Martin Schmidt im Winter mit Ihnen in die Berge gefahren ist?

Malli: Das war für uns komplett neu und natürlich haben wir uns zu Beginn auch mal fragend angeschaut. (lacht) Die Bedingungen mitten in den Bergen waren bei der Eiseskälte schon heftig, ganz anders, als wir sie sonst gewohnt sind. Das Team ist dadurch aber sogar noch enger zusammengerückt.

SPOX: Sie mussten sogar im Schnee zelten.

Malli: Schon der Aufstieg war anstrengend, wir waren nur zu Fuß unterwegs. Sobald man nachts im Schlafsack lag, war es recht gemütlich. Dass man sich zum Pinkeln aber wieder komplett anziehen musste, war doch eher gewöhnungsbedürftig. Der Trainer hat sich dort aber pudelwohl gefühlt, das hat man auf jeden Fall gemerkt. Er ist ja ein Bergmensch. (lacht)

SPOX: Zum Rückrundenauftakt gab es trotzdem eine Niederlage in Ingolstadt. Warum fehlt dem Team über längere Zeiträume immer wieder die Konstanz?

Malli: Das ist ganz einfach: Wir sind keine Top-Mannschaft. Unser Ziel ist es, uns im Mittelfeld der Tabelle zu etablieren. Dass wir auch mal Spiele verlieren, ist für uns kein Beinbruch. Wichtig ist nur, dass wir uns nicht aus der Ruhe bringen lassen.

SPOX: Es folgten Siege gegen Gladbach und in Hannover. Der Rückstand auf Schalke beträgt nur noch drei Punkte. Gegen die geht es am Freitag (20.30 Uhr im LIVETICKER).

Malli: Das spielt überhaupt keine Rolle. Wir denken erst einmal an die 40 Punkte. Die sind unser nächstes Ziel. Dazu müssen wir weiterhin mehr tun als unsere Gegner und uns nicht von irgendwelchen Tabellenständen ablenken lassen. Wir schauen nicht nach oben.

SPOX: Bei Ihrer Vertragsverlängerung sagten Sie, die Entwicklung in Mainz ginge weg vom "Ausbilden und Weiterverkaufen", man könne Spielern eine langfristige Perspektive bieten. Haben Sie persönlich andernorts womöglich sogar eine noch bessere?

Malli: Das wird man sehen. Ich habe immer betont, dass ich mich hier wohlfühle und meine Entwicklung noch nicht am Ende ist. Natürlich möchte ich den nächsten Schritt in meiner Karriere machen. Ob es deshalb im Sommer zu einem Wechsel kommt, muss man abwarten. Bis dahin will ich meine Leistungen aus der Vorrunde bestätigen und dem Team so gut es geht weiterhelfen. Ich bin hochmotiviert.

SPOX: Sie sprachen zuletzt von mehreren Interessenten. Vor allem der BVB verhandelte im Winter bereits mit Christian Heidel. Hatten Sie das Gefühl, schon auf gepackten Koffern zu sitzen?

Malli: Nein, das nicht. Die Gespräche mit Christian Heidel waren von Anfang an sehr offen und ehrlich - von beiden Seiten. Es war immer klar, dass ein Wechsel nach Dortmund nur zustande kommen würde, wenn für alle Parteien wirklich alles passt. Wirtschaftlich war man sich bereits einig, sportlich konnte der Verein einem Transfer aber nicht zustimmen. Hätten wir eine Lösung gefunden, mit der alle zufrieden gewesen wären, wäre ich zum BVB gewechselt. Darüber hätte ich mich natürlich auch gefreut. Ich akzeptiere aber, dass das im Winter nicht möglich war, schließlich ist es mir auch wichtig, bei Mainz 05 keine Lücke zu hinterlassen.

SPOX: Spielte auch Thomas Tuchel eine wesentliche Rolle in Ihren Überlegungen?

Malli: Dass ich mich nach meinem Wechsel nach Mainz so gut entwickelt und mich später auch durchgesetzt habe, habe ich vor allem auch Thomas Tuchel zu verdanken. Unter ihm habe ich viel gelernt, vor allem, mehr aus mir herauszukommen. Er ist ein super Trainer, was man auch an seiner Arbeit in Dortmund sieht. Ich würde aber niemals nur wegen eines Trainers den Verein wechseln. Dafür ist Mainz auf diesem Posten aktuell auch viel zu gut aufgestellt.

Yunus Malli im Steckbrief

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