"Bader interessiert dort keinen mehr"

Martin Bader übernahm die Geschicke von H96 im September 2015
© getty

Elfeinhalb Jahre lang ging Martin Bader mit dem 1. FC Nürnberg durch Höhen und Tiefen. Nun ist er Geschäftsführer bei Hannover 96, das akut vom ersten Abstieg seit 14 Jahren bedroht ist. Im Interview spricht Bader über sein Aus beim Club, die Probleme in Hannover und erklärt, weshalb ihm der Beruf etwas wichtiger ist als Privates.

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SPOX: Herr Bader, würden Sie es als Ironie des Schicksals bezeichnen, dass Sie nun doch bei Hannover 96 gelandet sind? Es wird gemunkelt, dass Ihnen Martin Kind bereits 2009 ein Angebot gemacht hätte.

Martin Bader: Das ist richtig. Wir waren damals in einem engeren Austausch, da Martin Kind einen kurzfristig verfügbaren Nachfolger für Christian Hochstätter suchte. Ich hatte allerdings noch einen langfristigen Vertrag in Nürnberg. Wir hielten daraufhin aber den Kontakt. Jetzt hat es, anders als damals, für alle Parteien Sinn ergeben.

SPOX: Der schon lange bestehende Kontakt zu Kind ist im Sommer intensiviert worden als klar war, dass Dirk Dufner in Hannover nicht mehr weiterbeschäftigt wird. Hat Sie Kind damals einfach angerufen und nach Ihrer Verfügbarkeit gefragt?

Bader: Es war relativ schnell klar, dass ich in Nürnberg eine Lösung finden muss. Da wir mit dem Club den direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga verpasst hatten, merkte man während der Vorbereitung beidseitig, dass die Situation belastet ist. Es zeigt sich derzeit zwar, dass die Mannschaft des FCN in der Lage ist, um den Aufstieg mitzuspielen. Ich hatte aber nicht das Gefühl, die Zeit zu bekommen, um in Ruhe weiterarbeiten zu können. Zeitnah habe ich dann mit dem Aufsichtsrat besprochen, eine Nachfolgelösung zu finden.

SPOX: Für Sie war es quasi der erste echte Vereinswechsel, nachdem Sie sich in der Branche etabliert haben. Haben Sie da auch noch einmal mit Ihrem Mentor Dieter Hoeneß Rücksprache gehalten?

Bader: Auch mit ihm, ja. Ich habe mir auch bei Jörg Schmadtke und Dieter Hecking Rat eingeholt. Zu Dieter Hoeneß genieße ich schon großes Vertrauen. Ich habe acht Jahre lang mit ihm in Berlin zusammengearbeitet, so dass sich daraus auch eine private Beziehung ergeben hat. Bereits die Entscheidung für Nürnberg habe ich mit ihm besprochen. Wir haben seitdem immer Kontakt gehalten.

SPOX: Einer der Aufsichtsräte in Nürnberg hat vor Jahren auf einer Mitgliederversammlung gesagt, dass der FC Bayern München Interesse an Ihnen gezeigt hat. Stimmt das?

Bader: Diese Aussage ist mir bekannt. Ich kenne über Dieter natürlich auch Uli Hoeneß. Wir haben zu Nürnberger Zeiten ja einige Transfers zwischen beiden Klubs auf den Weg gebracht. Ob aber beim FC Bayern irgendwann mal jemand über mich nachgedacht hat, das weiß ich gar nicht. Es ist nie etwas direkt an mich herangetragen worden und es gab keine konkretes Nachfrage.

SPOX: Sie sagten, ursprünglich wollten Sie nach Ihrem Aus in Nürnberg eine Pause einlegen. Wie hat denn Ihre Familie darauf reagiert, dass es dann doch direkt weiterging?

Bader: Das war zuletzt beruflich wie privat keine leichte Zeit für mich. Meine Tochter ist zwölf Jahre alt und damit mit Nürnberg groß geworden. Die Entfernung zu ihr hat schon Spuren bei mir hinterlassen, weil ich es eben nicht gewohnt bin. Eigentlich war der Plan auch ein anderer. Ich hatte mit ihr besprochen, dass erst einmal Durchatmen angesagt ist. Doch dann kam das Angebot aus Hannover. Eine solche Chance bekommt man nicht oft, da muss Privates leider hinten anstehen.

SPOX: Hat Sie eine mögliche Distanz zu Ihrer Tochter anfangs zögern lassen?

Bader: Nein. Natürlich sind mir private und familiäre Angelegenheiten sehr wichtig. Doch auch wenn es für meine Tochter nicht immer leicht nachzuvollziehen ist, steht das Berufliche für mich noch einen Tick höher. Ich habe abgewogen und entschieden, gerne lange und auf höchstem Niveau im Fußball arbeiten zu wollen. Man kann sich eine Aufgabe in der Bundesliga leider nicht malen, auch räumlich nicht.

SPOX: Spielt da auch der Gedanke mit hinein, dass man es schwerer hat, wieder in den Bundesligakreislauf zurück zu kehren, je länger man sich nicht in diesem Hamsterrad befindet? Sie sagen ja selbst von sich, etwas ungeduldig zu sein.

Bader: Geduld ist nicht mein Ding, das stimmt. Ich will viele Dinge, auch Kleinigkeiten, gerne schneller gelöst bekommen und eine hohe Schlagzahl an den Tag legen. Selbstverständlich habe ich im Hinterkopf, dass es ein Privileg ist, in der Bundesliga arbeiten zu dürfen und dass es dort nur eine sehr begrenzte Anzahl an Jobs gibt. Hannover 96 ist auch kein Klub wie jeder andere, sondern ein etablierter Bundesligist mit tollen Rahmenbedingungen, aber auch einigen Optimierungsmöglichkeiten.

SPOX: Statt einen längeren Urlaub zu machen stürzen Sie sich lieber in einen Berg voll Arbeit. Das muss man schon auch wollen, oder?

Bader: Meine Frau sagt: Workaholic! Ich kenne es aber ehrlich gesagt nicht anders. Ich bin so erzogen worden. Meine Eltern haben mir beigebracht, immer viel zu investieren, wenn man etwas erreichen möchte. Viel Arbeit kann einem auch Spaß machen, wenn man das Gefühl hat, man bekommt etwas zurück. Aber klar, dann ist eben so ein Tag auch schnell mal vorbei.