"Kramny hat die Balance gefunden"

Von Christoph Köckeis
Guido Buchwald gewann 1990 den Weltmeistertitel
© getty

Es war eine turbulente Hinrunde für den VfB Stuttgart. Dabei hatte der Klub so große Hoffnungen in Alexander Zorniger gesetzt, wollte mit einer neuen offensiven Marschroute die Liga aufmischen. Aber diese Euphorie musste bald der Ernüchterung weichen. "Es ist eine Sache von Ergebnissen. Wenn man den Trainer wechseln muss, kommt einfach keine Ruhe rein", sagt Guido Buchwald im exklusiven Interview.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

In 13 Bundesligaspielen hatte Zorniger neun Pleiten einstecken müssen. Nach der 0:4-Klatsche zu Hause gegen Augsburg sah sich der in Abstiegsnot geratene VfB zum Handeln gezwungen. "Der Trainerwechsel war überfällig", so das Ehrenratsmitglied bei der Schneefußball-WM in Arosa: "Er konnte aus meiner Sicht das Team nicht mitnehmen, Spieler und Trainer waren keine Einheit - das war zu spüren."

Vor allem die Naivität, mit jener man oft ins Verderben gestürmt sei, bereitete der Führungsriege Sorgen. Buchwald: "Die Art und Weise, wie er spielen wollte, war mit dem VfB zu viel des Guten. Man kann nicht nur nach vorne pressen, sondern muss auch eine stabile Defensive haben." Im Mittel kassierte Stuttgart unter Zorniger 2,13 Gegentreffer. Sein Nachfolger Jürgen Kramny konnte den Wert auf 1,60 drücken.

"Kramny hat die Balance gefunden", sagt Buchwald. Mit dem 3:1 gegen den VfL Wolfsburg konnte man zudem ein wichtiges Signal im Kampf um die Bundesliga-Existenz setzen. Statt auf dem letzten Tabellenrang zu überwintern, tat man dies auf Platz 15. Der Weltmeister von 1990 sieht den Herzensverein jedenfalls auf dem richtigen Weg.

"Es wurde ein Mann geholt, der den VfB in und auswendig kennt, der sehr akribisch mit den Jungs arbeitet", beschreibt Buchwald den früheren Coach der zweiten Mannschaft. "Ich denke, dass wir Ruhe reinbekommen und eine positive Rückrunde zeigen werden." Dazu beitragen soll Kevin Großkreutz. Er kehrte im Winter unter medialem Getöse nach Deutschland zurück, nachdem er bei Galatasaray aufgrund fehlender Einsatzberechtigung ein halbes Jahr zusehen musste.

"Großkreutz muss alles andere weglassen"

"Er hat auf dem Platz immer alles gegeben, trägt dieses Winner-Gen in sich. Die Art und Weise wie er Fußball spielt und den Fußball lebt, tut dem VfB Stuttgart unheimlich gut", glaubt Buchwald. Er rät Großkreutz jedoch, sich voll auf den Sport zu konzentrieren: "Er muss an sich arbeiten und alles andere weglassen."

Am Dienstag hatte Joachim Löw scharfe Kritik am Ex-Dortmunder geäußert: Er habe "nur begrenzt Verständnis" dafür, wie dieser "mit seiner Karriere umgegangen" sei: "Ich war in Istanbul beim Trainer von Galatasaray, der mir gesagt hat, dass Kevin fast jedes Wochenende von Freitag bis Sonntag nach Hause geflogen ist", so der Bundestrainer. "Das macht man nicht, wenn man Teil einer Mannschaft ist."

Großkreutz plagte laut eigenen Aussagen das Heimweh. "Vielleicht war der Wechsel nach Istanbul nicht das, was er sich erwartet hat. Ich hoffe, dass er jetzt gelernt hat und sich mit voller Power für den VfB einsetzt", sagt Buchwald, der das Vergangene ruhen lassen möchte: "Ich bin überzeugt, dass er allen zeigen möchte, wie gut er ist."

Alles zum VfB Stuttgart

Artikel und Videos zum Thema