"Ich war noch nicht bereit für Gladbach"

Lars Stindl erzielte das erste Champions-League-Tor in der Geschichte von Mönchengladbach
© getty
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SPOX: Vor Ihrem Wechsel zum VfL benannten Sie die Champions League als einen Ihrer Träume. Wie war es, zum ersten Mal die CL-Hymne im Borussia-Park zu hören? Einigen Ihrer Kollegen sah man deutlich an, wie besonders dieser Moment für sie war.

Stindl: Das stimmt. Aber auch ich habe es sehr genossen. Meine Karriere hat ja nun schon einige Jahre auf dem Buckel und ich weiß gut einzuschätzen, dass sowas nichts Alltägliches ist. Mit den Tränen kämpfen musste ich allerdings nicht. (lacht)

SPOX: Noch am selben Abend haben Sie sich als erster Champions-League-Torschütze Gladbachs in der Historie des Vereins verankert. Erinnert man sich gerne an so etwas zurück?

Stindl: An dem Tag war es mir zunächst mal sehr egal, weil wir nach einer tollen Partie trotzdem verloren haben. Aber auch im Nachgang blicke ich lieber auf die Spiele gegen Turin zurück und natürlich besonders auf unseren Sieg gegen Sevilla. An diesem Abend herrschte eine ganz spezielle Atmosphäre im Borussia-Park.

SPOX: Eine spezielle Atmosphäre erwartet Sie auch im Heimspiel gegen Köln. Ein Hannoveraner Journalisten-Kollege hat mal über Sie gesagt: 'Lars Stindl gehört zu den geradesten und freundlichsten Typen, die ich jemals kennen gelernt habe - aber im Derby möchte ich nicht gegen ihn spielen'. Was sagen Sie zu einer solchen Einschätzung?

Stindl: Na wunderbar! (lacht) Erstmal ist das natürlich ein schönes Kompliment - und sicher nicht ganz falsch. Ich bin ein engagierter, emotionaler Spieler, ich gebe immer alles. Manchmal schieße ich etwas über das Ziel hinaus. Man weiß schließlich um die Bedeutung eines Derbys für den Verein und die Fans.

SPOX: Das vergangene Derby in Köln werden Sie ebenfalls nicht so schnell vergessen haben...

Stindl: Ja, es war das letzte Spiel unter Lucien Favre. Außerdem haben unsere Fans die Partie wegen der diversen Sanktionen boykottiert. Das war eine komische Situation für uns. Einerseits hätten wir uns über mehr Support sehr gefreut, gerade in einem Derby braucht man diesen. Andererseits konnten wir die Fans aber verstehen. Jetzt freuen wir uns auf das Derby vor eigenem Publikum.

SPOX: Zum Start der Rückrunde gab es eine 1:3-Niederlage gegen den BVB. Ist Dortmund aktuell zu stark für den Rest der Liga, wenn man die Bayern mal außen vor lässt?

Stindl: Man muss schon ehrlich zugeben, dass Dortmund an dem Tag klar besser war als wir. Wir hatten unsere Momente und hätten dem Spiel mit etwas mehr Glück in der einen oder anderen Situation sicher einen anderen Verlauf geben können. Unter dem Strich bleibt, dass Dortmund eine wahnsinnig starke Mannschaft hat, die in dieser Form nur sehr schwer zu schlagen ist.

SPOX: Auch bei Ihren alten Kollegen verlief der Start enttäuschend. Wie verfolgen Sie die Entwicklung in Hannover?

Stindl: Natürlich habe ich immer auch ein Auge auf 96. Im Winter gab es eine große Aufbruchsstimmung, es sind fünf neue Spieler gekommen und ein neuer Trainer. Dass die Partie gegen Darmstadt trotz Führung verloren wurde, ist sehr bitter. Die Art und Weise der Niederlage macht aber Mut. Auch im Umfeld ist man optimistisch und glaubt an den Klassenerhalt. Ich hoffe sehr, dass sie es packen!

SPOX: Gibt es so etwas wie ein schlechtes Gewissen dem Ex-Verein gegenüber? Immerhin waren Sie nicht nur einer der Leistungssträger der Teams, sondern auch Kapitän.

Stindl: Nein, solche Gedanken sollte man sich nicht machen. Es geht nie um einen Spieler alleine, immer um die Mannschaft und das Kollektiv.

SPOX: In Martin Hinteregger und Jonas Hofmann gab es auch in Gladbach zwei Wintertransfers, dazu lichten sich langsam die Reihen der Langzeitverletzten. Nach dem Aus im Pokal und der CL wird es allerdings kaum noch Rotation und damit unzufriedene Spieler geben. Wurde die Mannschaft darauf in der Winterpause vorbereitet?

Stindl: Nein, das ist auch nicht nötig. Jeder weiß, dass wir einen großen Kader mit vielen Spielern haben, die alle in der Startelf stehen wollen. Uns ist klar, dass es in der Rückrunde harte Entscheidungen geben wird. Aber so ist das im Profi-Fußball. Man muss lernen, damit umzugehen.

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