"In Köln haben die Fans gelernt"

Dominique Heintz unterschrieb beim 1. FC Köln einen Vertrag bis 2019
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Dominique Heintz wechselte vor der Saison vom 1. FC Kaiserslautern zum 1. FC Köln. Bei den Rheinländern avancierte der U21-Nationalspieler auf Anhieb zur Stammkraft und bestritt alle 17 Hinrundenpartien über die volle Distanz. Im Interview spricht der 22-Jährige über die Probleme seiner alten Liebe FCK, den Traum von Rio und Vorbild Holger Badstuber.

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SPOX: Herr Heintz, Sie sind zu Saisonbeginn vom kleinen pfälzischen Ort Kirrweiler in die Kölner Großstadt gezogen. Haben Sie dort schon eine Halle gefunden, um Lasertag zu spielen?

Dominique Heintz: Nein, noch nicht. (lacht). Einem guten Freund in meiner Heimat gehört eine solche Halle, so dass ich dank ihm überhaupt erst darauf aufmerksam wurde. Ein Acht-gegen-acht mit ein paar Kumpels macht schon großen Spaß. Wenn ich das nächste Mal zu Hause bin, schaue ich da sicherlich mal wieder vorbei.

SPOX: In Köln ist alles größer, rund um den Klub herrschte häufig eine große Hektik und Aufgeregtheit. Wie nehmen Sie das bislang wahr?

Heintz: Bei der Entscheidung zum FC zu wechseln hat das keine Rolle für mich gespielt. Hier ist medial schon etwas mehr los als in Kaiserslautern. Ich versuche aber grundsätzlich immer, das Ganze mit ein bisschen Abstand zu betrachten. Mir haben die Gespräche mit Jörg Schmadtke und Peter Stöger extrem gefallen, weil darin so viel Überzeugung steckte. Unter ihnen ist der Verein immer mehr zur Ruhe gekommen und wir hoffen, dass das auch so bleibt.

SPOX: Welche Perspektive hat Ihnen der Trainer denn vor dem Wechsel aufgezeigt?

Heintz: Er hat mir schon vor der U21-EM im Sommer einen klaren Plan vorgelegt, wie er mich weiterentwickeln möchte. Ich kannte ja auch Timo Horn bereits aus den U-Mannschaften des DFB und er hatte mir schon mehrfach nur Gutes über Peter Stöger berichtet. Ich habe dann eine gute EM gespielt, so dass mir klar war, wenn ich den Schwung mitnehme und mich konsequent anbiete, dann habe ich eine sehr gute Perspektive. Umso schöner ist es jetzt natürlich für mich, dass die ersten Monate tatsächlich so reibungslos verlaufen sind.

SPOX: Stöger kommt in der Öffentlichkeit häufig sehr ruhig und besonnen rüber. Was für ein Typ ist er denn intern?

Heintz: Da kann er auch mal lauter werden. Meist pflegt er einen sehr sensiblen Umgang mit uns. Er weiß genau, wann er auf einen Spieler zugehen muss, wann ein Scherz angebracht ist oder ernste Töne erforderlich sind. Er erklärt viel, die Mannschaft hat zum gesamten Trainerteam ein sehr gutes Verhältnis. Das ist sicherlich auch ein Grund für unseren Fortschritt.

SPOX: Sie haben seit Ihrem achten Lebensjahr für den 1. FC Kaiserslautern gespielt. Ab wann war Ihnen klar, dass Sie den Verein im Sommer nach 14 Jahren verlassen würden?

Heintz: Es fiel mir insgesamt sehr schwer. Ich habe in den letzten drei Jahren mit dem FCK um den Aufstieg in die Bundesliga gekämpft. Leider hat das letztlich nie geklappt. Das war schon sehr bitter. Nach der letzten Saison habe ich mir dann ernsthafte Gedanken über einen Vereinswechsel gemacht. Mit Köln habe ich frühzeitig einen Verein gefunden, der zu mir passt.

SPOX: Aber Sie schauen weiterhin noch auf die Roten Teufel, oder?

Heintz: Natürlich, ich bin immer noch FCK-Fan. Wenn es die Zeit zulässt, schaue ich auch gerne im Stadion vorbei. Ansonsten fiebere ich vor dem Fernseher mit und informiere mich regelmäßig. Zu Beginn meiner Zeit in Köln habe ich allerdings etwas mehr Abstand gehalten, damit ich mich besser beim FC einleben konnte.

SPOX: Lautern rangiert derzeit im Mittelfeld, nach Aufstieg sieht es momentan nicht aus. Wieso will es nicht klappen bei Ihrem Ex-Klub?

Heintz: Das kann ich mir leider auch nicht erklären. Mit jedem Jahr wird es auch immer schwieriger. Jeder dort dürstet nach dem Aufstieg, es ist Geduld gefragt. Es wäre für viele ein Traum, wenn man auf dem Betzenberg wieder Erstligaspiele sehen könnte. Ich bleibe optimistisch, denn der FCK steht für verrückte Geschichten.

SPOX: Das tut auch der FC. Wie lassen sich denn beide Vereine vergleichen?

Heintz: In Köln haben die Fans gelernt und mittlerweile verstanden, dass man nicht sofort alles überwerten und dann vom internationalen Geschäft träumen sollte. Sie unterstützen uns auch bei unglücklichen Spielen, es gibt immer viel Zuspruch für uns. Beim FCK wird zu viel geschwärmt, die Leute hängen den alten Zeiten noch sehr hinterher. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass die Ziele, Träume und Wünsche aktuell so weit entfernt liegen. Ich kann diese latente Unzufriedenheit auch irgendwo nachvollziehen, denn der Verein gehört in die erste Liga.

SPOX: Ihr Verlust wurde in der Pfalz sehr bedauert. Der Wechsel von Willi Orban nach Leipzig sorgte für enormen Unmut. Wie haben Sie das damals aufgenommen?

Heintz: Ich habe Willi gratuliert und bin ihm als Lauterer auch nicht böse. Diese Karriereentscheidungen muss einfach jeder mit sich selbst ausmachen. Natürlich darf dann jeder auch seine eigene Meinung dazu haben. Wenn Willi mit sich und der Entscheidung glücklich ist, dann hat er alles richtig gemacht.

SPOX: Im kommenden Jahr könnte eine Wiedervereinigung von ihnen beiden stattfinden, wenn der DFB bei Olympia in Rio de Janeiro antritt.

Heintz: Rio wäre der Hammer! Ich habe das aber noch längst nicht im Kopf, denn ich muss auch schauen, was der FC dazu sagt. Bei uns könnten vier Spieler nach Brasilien fahren, das ist eine Menge. Ein lohnenswertes Ziel ist es aber definitiv.

SPOX: Haben Sie eigentlich ein Vorbild? Aufgrund Ihrer Spielweise vergleichen sie einige Beobachter mit Holger Badstuber.

Heintz: Das kann man so stehen lassen. (lacht) Ich habe auch schon von diesem Vergleich gehört. Badstubers Pässe sind wirklich überragend, seine Spieleröffnung imponiert mir schon sehr. Dort, wo er ist, möchte ich eines Tages auch hinkommen. Er ist auf alle Fälle ein Vorbild für mich.

SPOX: Würde Sie grundsätzlich auch einmal der Schritt ins Ausland reizen? In Ihrem Vertrag gibt es ja eine Ausstiegsklausel...

Heintz: Eine Ausstiegsklausel ist inzwischen aber relativ normal im Profigeschäft. Mir geht es jetzt vor allem darum, Konstanz in meine Leistungen zu bringen und über mindestens drei Jahre mein Können auf höchstem Niveau hier in Köln zu beweisen. Wie es dann eines Tages mal weitergehen wird, kann ich nicht sagen. Grundsätzlich spiele ich aber am liebsten in Deutschland, dann bin ich nicht weit weg von meiner Familie. Zumal auch die Liga immer attraktiver wird.

SPOX: Was muss passieren, damit Sie am Ende der Spielzeit sagen: 'Mit dieser Saison bin ich zufrieden'?

Heintz: 2015 war bereits ein unfassbar gutes Jahr für mich. Die EM, der Wechsel in die Bundesliga, die Spiele dort - viel mehr geht kaum. In der Rückrunde will ich mit der Mannschaft so schnell wie möglich die 40 Punkte erreichen und dann jedes Spiel einfach nur noch genießen. Wenn uns das gelingt, dann werde ich von einer erfolgreichen Saison sprechen.

Dominique Heintz im Steckbrief

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