"Mich lieben, wenn wir gewinnen"

SID
Jürgen Klopp startet gegen Tottenham Hotspur in die Saison
© getty

Die Erwartungshaltung an Heilsbringer Jürgen Klopp ist kaum zu erfüllen, doch den größten Druck macht sich "The Normal One" ohnehin selbst.

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"Mir braucht niemand zu sagen, dass ich erfolgreich sein muss. Das weiß ich selbst", meinte Klopp vor seinem mit einer fast schon surrealen Aufregung begleiteten Premier-League-Debüt beim FC Liverpool.

Der 48-Jährige erträgt den Hype vor dem Auftritt am Samstag (13.45 Uhr im LIVETICKER) bei Tottenham Hotspur gelassen, wenngleich ihm schon ein wenig unwohl ist. "Alles was ich mache, alles was ich sage, ist interessant. Das ist nicht unbedingt mein Lebensziel. Die Leute können mich lieben, wenn wir gewinnen", betonte Klopp, der sogar ein privates Foto, um das ihn eine ältere Dame gebeten hatte, tags darauf in der Zeitung fand. Zudem hätten anscheinend "die Paparazzi schon vor mir gewusst, wo ich hinziehe".

Ganz so locker und flockig wie bei seiner Vorstellung präsentierte Klopp sich nicht mehr. Statt Sakko trägt er jetzt den schwarz-roten Trainingsanzug. Der Ex-Dortmund-Coach hat sich nun auch sichtbar in die neue Aufgabe gestürzt und will die ersten Impulse mit seiner Motivationskunst setzen. "Wir brauchen Aggressivität und Spaß in den Augen. Dann wollen wir Qualität und Selbstvertrauen Stück für Stück steigern", sagte er. Er wolle erst mal nur "einige kleine Stellschrauben in die richtige Richtung drehen".

Keiner der letzten Reds-Trainer startete mit Sieg

Was Klopp schon einmal entgegenkommt: Viel schlechter als bei seinen Vorgängern wird sein Debüt kaum laufen können, keiner der letzten fünf Reds-Trainer startete mit einem Sieg. Rafael Benitez begann 2004 sogar wie Klopp mit einem Auswärtsspiel in Tottenham und holte immerhin ein 1:1. Klopps Debüt-Bilanz ist dagegen bestens, sowohl in Mainz als auch in Dortmund gab es zum Auftakt drei Punkte.

Einen solchen Dreier kann Liverpool, das ohne Christian Benteke, Roberto Firmino und Joe Gomez auskommen muss, derzeit gut gebrauchen. Nur ein Sieg aus sechs Spielen und der Absturz auf Rang zehn hatte Brendan Rodgers zuletzt den Job gekostet. Die Spurs dagegen sind seit sieben Partien und damit länger als jeder andere Premier-League-Klub ungeschlagen. Die englischen Wettanbieter sehen Tottenham dann auch in der Favoritenrolle.

An der zum Teil grotesken Kloppo-Manie ändert das freilich nichts. Selbst die USA ist inzwischen infiziert, bei einem live im TV übertragenen Wrestling-Kampf in Chicago hielt am Montag ein Fan ein Plakat mit der Aufschrift "Klopp Your Hands" in die Höhe. "Das Tohuwabohu ist unglaublich. Man könnte beinahe vergessen, dass Klopp noch gar kein Spiel auf der Trainerbank gesessen hat", schrieb die Tageszeitung Liverpool Echo. "Den Wirbel habe ich akzeptiert, aber das wird sich legen. Ich denke daran, was ich hier bewegen kann", sagte Klopp.

Lucas: "Neustart für uns alle"

Zumindest im Training hat er bei seinen Spielern längst einen tiefen Eindruck hinterlassen. "Das wird ein Neustart für uns alle. Er ist hier, weil er an die Mannschaft und den Verein glaubt", sagte der brasilianische Mittelfeldspieler Lucas Leiva. Seine Teamkollegen lobten nach den ersten Tagen vor allem die Motivationskünste des Deutschen. "Die Jungs hören sehr gut zu und verstehen, was wir wollen", berichtete der Coach selbst.

Noch etwas hat Klopp schon vor seinem Debüt geschafft: Das Fußball-Vokabular auf der Insel ist um einen kuriosen Begriff reicher. An der White Hart Lane werde die Premiere von Klopps berühmten "gegenpress" zu sehen sein, schrieb der Daily Telegraph. Klingt ganz nach dem Beginn einer neuen Ära. "Nach dem Spiel wissen wir schon mehr", sagte Klopp.

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