Schmadtke kritisiert Anhänger

SID
Jörg Schmadtke kritisiert die Fans
© getty

Borussia Mönchengladbach befindet sich auf rasanter Talfahrt, dem 1. FC Köln steckt die höchste Niederlage in der Ära von Trainer Stöger in den Knochen - und doch erhitzt vor dem Derby am Samstag vor allem der Fanboykott die Gemüter.

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Eine "unfassbare Angst" machte Sportdirektor Max Eberl bei den Spielern von Borussia Mönchengladbach aus, der 1. FC Köln musste einen Hieb "mit dem Vorschlaghammer" verkraften - und doch rückt die brisante sportliche Situation beider Klubs vor dem Kräftemessen am Samstag (15.30 Uhr/Sky) in den Hintergrund: Ein Derby ohne Derbystimmung droht, denn Fans der eigentlich verfeindeten Lager proben in seltener Einigkeit den Aufstand.

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Unter dem Motto "Derby boykottieren - Zeichen setzten!" stellt sich die aktive Borussia-Fanszene gegen Entscheidungen des Deutschen Fußball-Bundes und wird dem Spiel zu großen Teilen fern bleiben. Der Kölner "Südkurve e.V." bezeichnet den DFB als "Feind der Fankultur" - und will aus Solidarität mit dem "Lieblingsfeind" auf die gewohnte Unterstützung verzichten. Keine Zaunfahnen, keine Choreographie, kein "organisierter Support".

Entzündet hatte sich der Konflikt an den Ausschreitungen beim bislang letzten Derby im Februar, als vermummte Kölner Chaoten den Innenraum des Borussia-Parks stürmten. Der DFB reagierte umfassend, unter anderem werden Gästekarten nur noch personalisiert verkauft, das Gladbacher Kontingent schrumpfte zudem aufgrund von baulichen Gegebenheiten im Kölner Stadion. Aus Sicht der Gladbacher Fanszene "ein ausgesprochener Ausdruck von Ungerechtigkeit".

Schmadtke übt Fan-Kritik

Einige sportliche Verantwortungsträger schütteln angesichts der Fan-Pläne allerdings heftig mit dem Kopf. "Sie lassen die Mannschaft im Stich", sagte Kölns Geschäftsführer Jörg Schmadtke dem Express, "und den Grund finde ich massivst albern. Da wird inzwischen das Verursacherprinzip völlig außer Kraft gesetzt." Gerade mit Blick auf die heftige 2:6-Niederlage am vergangenen Wochenende in Frankfurt benötige das junge Kölner Team zudem "die Unterstützung der Kurve".

Die Borussia äußerte sich zurückhaltender. Man sei gegen den Boykott, aber der Verein akzeptiere ihn. "Dass es frühzeitig kommuniziert wurde, hilft ein wenig", sagte Eberl: "Ein leerer Fanblock ist schade, aber damit müssen wir jetzt leben."

Für beide Teams hat das Derby richtungweisenden Charakter. Für die Kölner gilt es nach dem guten Start und dem Debakel in Frankfurt, Stärke zu zeigen. Kapitän Matthias Lehmann hofft in der Bild-Zeitung auf einen wachrüttelnden Effekt: "Lieber einmal richtig mit dem Vorschlaghammer einen abkriegen, als schleichend in eine Negativ-Spirale zu rutschen."

Trainer Peter Stöger gibt sich derweil sorglos. "Die Fehler in Frankfurt waren so klar, dass es keine zwei Meinungen gegeben hat", sagte der Österreicher am Donnerstag: "Wir müssen versuchen, die Verunsicherung des Gegners auszunutzen."

"Angst hat man nie im Fußball"

Denn der Gegner vom Niederrhein hat noch deutlich größere Probleme. Vier Niederlagen zum Liga-Auftakt, und am Dienstag blieb das Tabellenschlusslicht auch zum Auftakt der Champions League in Sevilla ohne Chance (0:3). Schon nach der Niederlage gegen den Hamburger SV wenige Tage zuvor hatte Eberl die Kardinalfrage gestellt. "Die Gegentore zeigen alles: Sie fallen zu leicht. Ich verstehe nicht, woher diese unfassbare Angst kommt. Wovor haben wir Angst?"

Verteidiger Tony Jantschke wollte davon zwar nichts wissen, "Angst hat man nie im Fußball", sagte der 25-Jährige: "Aber irgendwann müssen wir gewinnen. Es wird keiner vorbeikommen und uns ein bisschen Selbstbewusstsein schenken."

Vorbeikommen wird auch der Großteil der Gladbacher Fans am Samstag nicht. Stattdessen planen die Anhänger die Gegenveranstaltung "Heimspiel gegen Köln" - am Donnerstag besuchten sie zahlreich das Training, am Samstag wird nach einem Fanmarsch in Mönchengladbach gemeinsam das Derby geschaut.

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