Und plötzlich ist alles anders

Von Robin Küffner
Robin Knoche spielt in Wolfsburg aktuell keine Rolle mehr
© getty

Robin Knoche war als Innenverteidiger lange gesetzt. Timm Klose hat ihn aber längst überholt, denn seit Monaten steckt er in einem Loch, wird in Wolfsburg und beim DFB übergangen. Mit dem Neuzugang Dante ist es für beide nicht einfacher geworden und die Frage ist nicht mehr, wann Knoche wieder den Sprung schafft, sondern: wie.

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Es war eine dieser Nächte, die so viel verändern können. Als Robin Knoche am 16.04. nach dem Europa-League-Viertelfinale gegen den SSC Neapel vom Platz schlich, konnte er noch nicht ahnen, was sein schwacher Auftritt ihm noch einbrocken könnte. Der damals 22-jährige leistete sich beim 0:1 und beim 0:4 grobe Stellungsfehler und war zudem im gesamten Verlauf des Spiels weder taktisch noch technisch auf der Höhe eines Europapokalspiels.

Seit diesem Abend stand Knoche sechs Spiele lang nicht mehr in der Startelf der Wolfsburger, wurde nur in Gladbach eingewechselt - weil sich Timm Klose verletzte. Bei seinem Comeback im Bundesligaspiel gegen den 1. FC Köln entschied er die Partie mit dem 2:2-Endstand - per Eigentor.

Früher war alles besser

Zuvor war für den jungen Knoche alles optimal verlaufen. Unter Dieter Hecking avancierte er schon zum Ende der Saison 12/13 zum Stammspieler, absolvierte in der folgenden Spielzeit 31 Partien von Beginn an. Vor der letzten Saison folgte dann der Ritterschlag von Hecking, als er Knoche in den fünfköpfigen Mannschaftsrat berief.

Ein weiteres Highlight der noch kurzen Karriere war vor allem die Nominierung in den Kader der A-Nationalmannschaft für ein Freundschaftsspiel gegen Spanien, in dem er aber nicht zum Einsatz kam. Die U21-EM - eigentlich auch ein Highlight - vertiefte allerdings den Schritt in das Loch, in dem sich Knoche befindet: Zu Anfang noch gesetzt, spielte er gegen Serbien schwach und verlor seinen Stammplatz umgehend an Dominique Heintz - ähnlich wie beim VfL, wo Timm Klose an ihm vorbeizog.

Klose nutzte seine Chance

Klose kam zur Saison 13/14 vom Club zu den Wölfen. Obwohl er beim alten und neuen Trainer hoch im Kurs steht, konnte er in seiner Debütsaison nicht richtig Fuß fassen und brachte es nur auf vier Startelfeinsätze. Auch die folgende Saison startete nicht gut, nur 181 Spielminuten sah der Schweizer in der Hinrunde. Die zweite Saisonhälfte verlief besser, erst drei komplette Spiele und dann, nach dem Spiel gegen Napoli, der Sprung in die Startelf.

Seitdem spielte er bis zum 0:0 in Ingolstadt in jedem Pflichtspiel von Beginn an. "Timm hat seine Chance eindrucksvoll genutzt", sagte Dieter Hecking im Trainingslager und deutete auch genug Spielzeit für ihn an, wäre der gemutmaßte Deal mit Antonio Rüdiger über die Runden gegangen. Die Nase vorn hat der Eidgenosse auch dank der Vorbereitung. Knoche hatte wegen der U21-EM einen längeren Urlaub genossen.

"Werde nicht wegrennen"

Dessen Degradierung aus dem Mannschaftsrat - ihn ersetzte Max Kruse - interpretierte Hecking als Möglichkeit für den 23 Jahre jungen gebürtigen Braunschweiger. "Es geht darum, dass Robin sportlich wieder Fuß fasst", sagte er dem kicker vor der Saison. Hecking weiter: "Er soll Gas geben und sich auf sich konzentrieren, um wieder auf sein Topniveau zu kommen." Das Potential sieht der Trainer also noch. Die letzten Monate seien für Knoche "sicher nicht top verlaufen, jetzt muss er vor allem um seine Form kämpfen", so der 51-jährige.

Und der nimmt den Kampf an: "Ich habe in den vergangenen Jahren gute Leistungen gezeigt", befand er vor der Vorbereitung. "Verein und Trainer wissen, was sie an mir haben. Ich habe mir hier etwas erarbeitet", sagte er weiter und fügte hinzu, dass er sich "wieder voll reinhauen" wird. Auch das Konkurrenzproblem sieht er nicht als solches: "Konkurrenz ist hier immer da. Ich werde nicht wegrennen."

Und dann kam Dante

Mit der Verpflichtung von Dante setzte der VfL nochmal ein Zeichen. Zum einen in Richtung des Talents Moritz Sprenger, den man für nicht weit genug für die erste Mannschaft hält. Zum anderen natürlich auch an Timm Klose und Robin Knoche, denen der Brasilianer auf Anhieb ein Fragezeichen hinter die Stammplatzambitionen setzte. Der Sechste im Bunde, Felipe, wird nach seinem Schlaganfall im letzten Jahr (er spielte seit Mai 2013 nicht mehr) keine Rolle mehr spielen.

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Klar ist: Für seine Topform braucht Dante genug Spielzeit, die er bei den Bayern nicht mehr bekam. Klose muss sich wohlfühlen, um sein bestes Spiel zu bringen, mittelfristig kann auch das nur über genug Spielzeit funktionieren. Knoche braucht die Konkurrenz und den Druck, um sich zu entfalten - in seinen jungen Jahren ist aber vor allem auch eins unabdingbar: Spielzeit.

Heckings Modell entscheidet

Hecking scheint sich für das brasilianische Duo mit dem unumstrittenen Abwehrchef Naldo und Neuzugang Dante entschieden zu haben. Zwar macht die Doppelbelastung durch die Champions League auf Dauer eine Rotation unabdingbar, die "wichtigeren" Spiele scheinen die Brasilianer jedoch zusammen zu bestreiten. Gerade für Kloses Nati-Ambitionen ein herber Rückschlag - und von Seiten Heckings und Klaus Allofs keine gute Arbeit in punkto Kaderplanung.

Für Robin Knoche bleibt dagegen nur das Empfehlungsschreiben aus dem Training. Und auch da scheint es schwierig, denn in dieser Saison gab es auch vor dem Dante-Kauf noch keine Minute in einem Pflichtspiel. Er kann nur hoffen, dass einem Kollegen in den englischen Wochen ein großer Bock unterläuft, um den Spieß wieder umzudrehen - um zu zeigen, was Verein und Trainer an ihm haben und was er sich erarbeitet hat. Aber vor allem: wie.

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