Tuchel: "Es ist ein Spagat"

Von Für SPOX in Bad Ragaz: Jochen Tittmar
Thomas Tuchel erläutert seine bisherige Arbeit beim BVB
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BVB-Trainer Thomas Tuchel über...

... Videoschulungen: "Ich habe absolut das Gefühl, dass die Mannschaft auch am Videobild super lernt. Das ist ganz normal, durch Sehen und Nachmachen ist ein großer Lerneffekt zu erzielen. Auch da gilt: Wir verlangen im Moment sehr viel sehr schnell. Das ist alles sehr komplex: Es gibt neue Trainingsformen, eine neue Art der Ansprache, teilweise ist sogar der Tagesablauf ein anderer. Da muss man aufpassen, das Rad nicht zu überdrehen. Es gibt auf jeden Fall immer wieder Videoanalysen vom Training und den Partien, um die Spieler vor allen Dingen in ihren Verhaltensweisen zu bestätigen."

... die Torwartfrage: "Es ist alles vorstellbar. Die Entscheidung wird getroffen, wenn sie getroffen werden muss. Auf jeden Fall ist jetzt kein Zeitpunkt gekommen, in der Torwartfrage etwas zu entscheiden. Ich bin entspannt und äußerst zufrieden mit den Leistungen aller drei Torhüter. Ich möchte auch ein Sonderlob an Hendrik Bonmann aussprechen, der als Nummer drei toll trainiert und eine gute Stimmung hinein bringt. Roman Bürki hat sich super eingebracht, auch Roman Weidenfeller spielt als Platzhirsch und langjährige Nummer eins eine Top-Rolle, auch innerhalb der Mannschaft. Diese Situation kann man sich nur wünschen. Wir beobachten das jetzt und entscheiden dann, wenn es nötig ist."

... eine veränderte Ansprache: "Wahrscheinlich ja und nein. Ich habe es einmal verglichen mit der Situation, als ich als A-Jugendtrainer vor eine Bundesliga-Mannschaft treten musste. Das war wahrscheinlich ein ähnlicher Schritt wie jetzt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es am besten ist, wenn man einfach so bleibt, wie man ist. Alles andere wäre nicht von Dauer, weil es nicht echt wäre. Meine Ansprache hat sich auch in den fünf Jahren Mainz mit jedem Jahr ständig verändert. Wir bemühen uns selbst, mit einer großen Offenheit in die Aufgabe zu gehen und den Spielern viel Anerkennung und Wertschätzung entgegen zu bringen - unabhängig davon, ob sie den Weltmeistertitel geholt haben oder ob sie Nachwuchsspieler sind. Im Moment geben sich alle Mühe, die Trainer eingeschlossen (lacht). Ich bin nicht blauäugig: Je näher die Saison kommt, wird es auch harte Entscheidungen geben - dann werden wir sehen, ob das auch so bleibt. Ich kann aber nicht erkennen, dass sich über den veränderten Status auf der Autogrammkarte der Habitus des Spielers automatisch verändert."

... über sein frühes Erscheinen beim Training: "Ich bin ja am Ende des Tages für alles verantwortlich (lacht). Ich baue den Platz gerne mit auf. Mir blutet das Herz, wenn wir den dann kaputt machen. Dann helfe ich ein bisschen mit. Ich habe den Kindern des Platzwartes einen kleinen Tipp gegeben, wie man das ein bisschen besser machen kann. Ich bin ja Trainer. In meinem allerersten Profijahr habe ich auf- und abgebaut, das mache ich übrigens schon immer. Damals hat Florian Heller mal zu mir gesagt: Trainer, du brauchst jetzt nicht mehr auf- und abzubauen. Ich dachte nur: Was meint der? Bitte schreibt mir nicht zu, dass ich deshalb ein guter und akribischer Trainer wäre. Jeder Trainer darf das auf seine Weise machen. Ich gehe gerne früh mit raus, das ist für mich eine Art der Vorbereitung. Damit wir eben das, was wir in der Theorie geplant haben, sehen und abschreiten. Da ergeben sich dann auch manchmal noch Änderungen. Das ist zur Gewohnheit geworden und es gibt keinen Grund, damit aufzuhören, nur weil man Trainer von Dortmund ist. Michael Zorc hat noch nicht gesagt, ich solle damit aufhören (lacht)."

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