Gündogan: "Vieles nicht optimal"

Gündogan kann die Pfiffe gegen sich nachvollziehen
© getty

Am Mittwoch saßen Ilkay Gündogan und Shinji Kagawa gemeinsam auf dem Podium bei der mittäglichen Pressekonferenz von Borussia im Trainingslager in Bad Ragaz. Gündogan sprach dabei über seinen Rückzieher in der Vertragsfrage und seine Gespräche mit Thomas Tuchel. Kagawa möchte sich im Vergleich zur Vorsaison deutlich verbessern - auf dem Platz und auch außerhalb.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Ilkay Gündogan über...

...seine Freundschaft zu Kagawa: Wir haben im gleichen Haus gewohnt, er in der fünften Etage und ich in der zweiten. Shinji hatte damals hatte keinen Führerschein beziehungsweise musste er ihn für einen Monat abgeben. Ich habe ihn dann immer zum Training kutschiert und mit nach Hause genommen. So hat sich zwangsläufig eine Verbindung ergeben. Wir hatten auch keine Probleme, uns zu verständigen.

...einen besonderen Druck für ihn: Vielleicht schon ein bisschen mehr als sonst. Ich denke, dass das vollkommen im Rahmen ist. Vieles ist nicht optimal gelaufen in den letzten Wochen. Das ist jetzt der Stand der Dinge. Wir haben den Vertrag um ein Jahr verlängert, damit sind der Verein und ich sehr zufrieden. Der Blick geht jetzt nach vorne. Ich kann nachvollziehen, dass es Leute gibt, die mir das ein bisschen übel nehmen oder gereizt sind. Ich habe aber auch viel Zuspruch bekommen, es gab auch Fans, die sich gefreut haben, dass ich mindestens noch ein weiteres Jahr hier bin. Das Wichtigste ist, zu alter Form oder noch besser zurück zu kommen. Ich denke, ich bin auf einem guten Weg und möchte die Vorbereitung nutzen, um auf ein Top-Niveau zu kommen.

...das Gefühl, nachdem Klarheit herrschte: Ich glaube, dass es immer besser ist, wenn man weiß, was in den nächsten Monaten passieren wird und wo der Weg hinführt, als wenn Unklarheit herrscht. Man kann es nicht immer auf Teufel komm raus erzwingen. Für mich war immer klar, das ich beim BVB meine Wohlfühlzone habe, das Drumherum stimmt und perfekt dafür ist, dass ich absolutes Top-Niveau erreichen kann. Ich bin froh, dass alle Seiten Klarheit haben und wir nun eine erfolgreiche Saison spielen können.

...eine ungerechte Behandlung seitens der Fans: Es ist natürlich nicht schön, wenn gepfiffen wird - vor allem, wenn man im eigenen Stadion aufläuft. Das tut schon irgendwo weh. Ich kann die Reaktionen zum Teil ja auch nachvollziehen. Ich möchte auch klarstellen, dass es mehrere seiten gibt: Diejenigen, die sehr glücklich sind, dass ich verlängert habe, dann gibt es welche, die abwarten und gucken, dass ich meine Leistung bringe. Es gibt auch bestimmt Leute, bei denen das auch bisschen schwieriger wird. Mir bleibt nichts anderes übrig als mich reinzuhauen und Vollgas zu geben. Dann kann ich relativ schnell wieder ein paar Herzen zurückerobern.

...ein Gespräch mit Bundestrainer Löw: Ja, das Gespräch gab es. Wir haben uns unterhalten, der Bundestrainer wollte sich aber nicht großartig einmischen und meinte, mir stehen alle Türen offen, wenn ich meine Leistung bringe. Es ist für ihn kein Nachteil, dass ich weiterhin beim BVB im gewohnten Umfeld bleibe. Ich möchte am Ende der Saison bei der EM topfit sein.

...die Gespräche mit Tuchel: Alles dazu kann und werde ich nicht erzählen. Für mich war es wichtig, dass wir uns austauschen, bevor wir in die Vorbereitung gestartet sind. Wir haben ein ehrliches Gespräch geführt und offen unsere Gedanken dargelegt. Es war für mich sehr zufriedenstellend. Er hat mir Informationen über seine Spielidee gegeben, was er mit den einzelnen Spielern vorhat oder wie man den Einzelnen anhand von Videoanalysen voranbringen kann. Bereits im Vorfeld dieses Gesprächs hatten wir telefonisch Kontakt. Dann haben wir dieses Vier-Augen-Gespräch geführt, das hat mich sehr gefreut.

...Unterschiede zwischen dem 4-1-4-1 und dem 4-2-3-1: Als Achter im 4-1-4-1 muss ich mir die Bälle nicht mehr ganz so tief zwischen beiden Innenverteidigern abholen, weil wir einen Sechser haben, der zentral bleiben sollte, um das Spiel aufzubauen und die Mitte zuzustellen. Ansonsten bin ich dort vielleicht einen Tick offensiver, habe mehr Aktionen in der gegnerischen Hälfte und mehr Ballbesitz im letzten Drittel. Ich muss mich noch daran gewöhnen, um auf dieser Position zu spielen, weil ich in letzten Jahren nur auf der Doppelsechs gespielt habe. Das bringt nun andere Details mit sich.

...die Neuzugänge Castro und Weigl: Sie machen einen sehr fitten und aufgeweckten Eindruck und sind im Umgang mit uns sehr offen. Das ist charakterlich sehr wichtig. Gonzo kennt man von den Spielen gegen Leverkusen. Dass er Qualität hat, wissen alle. Wir wollen die Neuen optimal in unsere Gruppe aufnehmen und sie so unterstützen, dass sie ihr ganzes Potential abrufen. Julian bringt körperlich bereits sehr viel mit, ist groß und gewinnt defensiv Zweikämpfe. Er hat Ähnlichkeiten zu Sven Bender. Da gilt es, diesen Diamanten zu schleifen. Ich glaube, dass dies das Trainerteam auch hinkriegt.

...Unterschiede in der Vorbereitung zu den Vorjahren: Der erste Unterschied ist, dass wir nicht drei Mal am Tag trainieren, sondern nur zwei Mal (lacht). Inhaltlich hat jeder Trainer eine eigene Herangehensweise, wobei es im letzten und diesem Jahr ähnlich intensiv zugeht, da kann man kaum Unterschiede ausmachen. Wir möchten diese Tage nutzen, weil wir im Laufe der Saison wenig Gelegenheit haben werden, um auf diesem Niveau und in dieser Truppe Trainingsinhalte zu füllen. Diese Zeit ist demnach wichtiger als sie vielleicht zuvor war.

Shinji Kagawa über...

...ein Treffen mit Tuchel: Ich hatte im Vorfeld kein Gespräch mit dem Trainer. Deshalb ist nun das Trainingslager wichtig, um seine Ideen aufzusaugen.

...die schwache letzte Saison: Als offensiver Spieler werden von einem konkrete Ergebnisse erwartet - die waren bei mir nicht ausreichend. Meine Leistung war insgesamt nicht konstant gut, es gab Hoch und Tiefs. Ich möchte das beides ändern und dem Team zu möglichst vielen Siegen verhelfen.

...seine Deutschkenntnisse: Das ist auch ein Punkt, in dem ich mich ganz klar verbessern muss. Gerade jetzt mit dem neuen Trainer, ich möchte die Anweisungen hundertprozentig verstehen. Daran muss ich jetzt arbeiten.

...Unterschiede in der Vorbereitung zu den Vorjahren: Die Vorbereitung bei Manchester United war viel lockerer. Insofern ist es auch wieder eine kleine Umstellung, dass die Einheiten so intensiv sind. Das ist eine wichtige Zeit, wir müssen hart mit uns umgehen, um den bestmöglichen Saisonstart hinzulegen.

...Unterschiede zwischen dem 4-1-4-1 und dem 4-2-3-1: Das 4-1-4-1 kenne ich ein bisschen aus der Nationalmannschaft. Auf der Achterposition muss man mehr laufen als auf der Zehnerposition und ist mehr in die Defensive involviert. Es ist also schon etwas anstrengender. Es ist aber wichtig für mich, dass ich innerhalb der Mannschaft auf verschiedenen Positionen funktionieren kann.

Borussia Dortmund im Überblick

Artikel und Videos zum Thema