Schmadtke: "Zu viel Tradition"

SID
Peter Stöger und Jörg Schmadtke sehen in Köln in naher Zukunft keinen Investor
© getty

Nach dem frühzeitigen Klassenerhalt ziehen Kölns Manager Jörg Schmadtke und Trainer Peter Stöger im gemeinsamen SID-Interview eine Saisonbilanz.

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Der Star fällt seit einem Jahr aus, bei seinem geplanten Ersatz wurde ein Nieren-Tumor festgestellt und im Stadion gab es nach einer DFB-Strafe drei Spiele lang leere Blöcke: Reibungslos verlief die Saison für Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Köln wahrlich nicht. Doch der Klassenerhalt ist bereits zwei Spieltage vor dem Saisonende gesichert und am Ende könnte gar die erste einstellige Platzierung in der Abschlusstabelle seit 23 Jahren stehen.

Entsprechend gut gelaunt sitzen Trainer Peter Stöger und Manager Jörg Schmadtke beim gemeinsamen Interview mit dem SID. In dieser Saison hieß das Saisonziel Platz 15. Wie lautet es 2016? "Wir werden Platz 14 ausrufen", sagt Schmadtke schmunzelnd: "Und den werden wir attackieren bis zur letzten Patrone."

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Bis man den Europacup ins Visier nehmen könne, würde es "wohl noch zwei, drei, vier Jahre dauern. Dafür, so Schmadtke müsse man aber "schauen, in welchem Wettbewerb man steht und mit wem. Zu den Etablierten werden noch einige wirtschaftsstarke Clubs hinzukommen. Da muss man schauen, wo man sich einordnet".

Der FC könnte in der Etat-Tabelle nach oben rutschen, wenn er - wie die meisten anderen Klubs auch - irgendwann Investoren ins Boot holen würde. Schmadtke hat das vor einem Dreivierteljahr mal als "durchaus gangbaren Weg" bezeichnet. Nun schließt er es auf absehbare Zeit aus. "Das spielt derzeit keine Rolle", stellt er klar: "Irgendwann werden wir auch darüber einmal diskutieren müssen." Aber man müsse "aufpassen, sonst hat man am Ende eine völlig veränderte Fankultur. Dafür hat dieser Klub zu viel Tradition und zu viele Mitglieder".

In der Domstadt wollen sie ruhig arbeiten

Schmadtke bezweifelt, dass der Einstieg von Investoren die einzige oder beste Möglichkeit ist, finanziell konkurrenzfähig zu bleiben. "Im Moment behaupten das einige", meinte der 51-Jährige: "Aber warten wir mal ab, wie die Diskussion ausgehen wird. Im ersten Zuge der Überlegung ist es die einfachste Variante, einen Geldgeber reinzuholen. Die Frage ist nur, was Du aus dem Geld machst. Der Einmaleffekt, Geld zu bekommen und es in zwei Jahren auszugeben, ist relativ gefährlich."

Also besinnen sie sich in der eigentlich so aufgeregten Domstadt auf ruhige Arbeit, die das sportliche Führungs-Duo seit dem Amtsantritt vor zwei Jahren predigt, aber auch vorlebt. Dass der FC für seinen Bundesliga-Rekord von bereits neun 0:0-Spielen in dieser Saison kritisiert wurde, ärgert Stöger. Vielmehr sei man stolz auf diesen Rekord. "Die defensive Null hat wahnsinnig viel mit Arbeit zu tun", erklärt er: "Und irgendwann hat mir mal ein intelligenter Mensch gesagt: Für Arbeit muss man sich nicht entschuldigen und nicht schämen."

Auch dass der Verein in Abwehrspieler Kevin Wimmer (Tottenham Hotspur) und Torjäger Anthony Ujah (Werder Bremen) zwei Stützen verliert, beunruhigt niemanden. "Die haben wir nicht verloren", betont der Manager. Man verkaufe sie: "Das ist ein Unterschied. Und die verkaufen wir relativ gut."

Das einzige, was in Köln in dieser sachlichen Saison für Aufregung gesorgt hat, waren zwei private Schicksalsschläge: Ex-Nationalspieler Patrick Helmes steht wegen eines Knorpelschadens vor dem Karriereende. Für ihn sollte im Winter Philipp Hosiner kommen, doch bei dem Österreicher wurde beim Gesundheitscheck ein Nierentumor festgestellt.

"Im Endeffekt war es ein Glücksfall, dass es entdeckt wurde und er geheilt ist", sagt Schmadtke: "Ich weiß nicht, ob er sonst noch unter uns wäre." Stöger nennt die Geschichte wegen des Happy Ends "hollywoodreif".

Köln froh über Ende des Zuschauer-Ausschlusses

"Ich bin froh, dass es vorbei ist. Dass wir wieder ein volles Stadion haben mit vernünftiger Optik und hoffentlich 100prozentiger Unterstützung", sagte Manager Jörg Schmadtke. "Aber wir haben den Ausschluss relativ gut überstanden", stellte der 51-Jährige klar: "Ich hatte nicht das Gefühl, dass wir Heimspiele zweiter Klasse hatten." Ein bisschen habe es "natürlich geholfen, dass wir gerade da vielleicht unsere attraktivsten Spiele zu Hause bestritten haben. Alles in allem hat es nicht die Auswirkungen gehabt, die es vielleicht an anderen Standorten hätte haben können."

Auch Trainer Peter Stöger hatte "das Gefühl, dass die Leute sich bewusst waren, dass wir sie noch mehr brauchen. Die Fans haben sensibel reagiert und das gut aufgefangen", sagte er dem SID: "Aber ich wünsche mir natürlich, dass wir nächstes Jahr bei allen Spielen alle im Stadion haben und tolle Spiele feiern können."

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