Streich: "Falsch und bedenklich"

Von Adrian Franke
Streich gilt als großer Fan der 50+1-Regel
© getty

Freiburgs Trainer Christian Streich fordert den Schutz des Fußballs vor der Kommerzialisierung und ist gegen die Ausnahmen von der 50+1-Regelung. Seit der Klage von Hannover 96 ist generell eine mehrheitliche Beteiligung durch ein Wirtschaftsunternehmen möglich, das den Verein seit mehr als 20 Jahren ununterbrochen und erheblich gefördert hat - für Streich ein Schritt in die falsche Richtung.

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"Es geht darum, das Spiel vor der vollständigen Kommerzialisierung zu schützen, damit das Geld nicht irgendwann - symbolisch gesprochen - über dem Spielfeld liegt und das Spiel und die Menschen, die es lieben, gar nicht mehr erkennbar sind. Deshalb verstehe ich es nicht, dass 50+1 nicht weiterhin so wie bisher geschützt wird. Ein Verein gehört nicht einem Menschen", stellte Streich gegenüber dem kicker klar.

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Generell ist der Freiburger Coach ein großer Fan von 50+1: "Deutschland hat sportpolitisch in den vergangenen 20 Jahren viel richtig gemacht. Deshalb kommen die Fans noch ins Stadion, deshalb gibt es diese Nähe und Konkurrenzsituation. Künftig greift 50+1 nicht mehr bei Vereinen wie Hoffenheim oder Hannover. Diese Ausnahmeregelung halte ich persönlich für falsch und sehr bedenklich."

So gehöre der Verein "den Menschen und Mitgliedern, die sich mit ihm identifizieren. Ein Verein ist kein Ort, um möglichst viel abzuschöpfen und zu werben, sondern ein Gemeinschaftsort. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, ohne Gemeinschaft ist er nicht überlebensfähig. Das Gemeinschaftserlebnis auf dem Fußballplatz steht über der vollständigen Kommerzialisierung. Bis jetzt muss man die DFL und den DFB loben, ihre Maßnahmen führten dazu, dass Deutschland so gut dasteht."

Streich warnt vor falschem Interesse

Für die Zukunft befürchtet der 49-Jährige aber weitere Angriffe auf den Sport: "Der Fußball ist ein riesiges Feld, dem eine enorme Bedeutung beigemessen wird. In den vergangenen 15 bis 20 Jahren ist das exponentiell nach oben geschossen. Im Fußball kann man sich zeigen, da wird man gehört, hat wirtschaftliche Synergieeffekte und ist zeitgemäß."

Deshalb, so Streich weiter, werden auch weiterhin "viele Leute in den Fußball drängen, die das Spiel nicht lieben, sondern das aus rein wirtschaftlichen Gründen tun. Das wird weiter voranschreiten, es sei denn, es gibt sportpolitische Einschränkungen."

Geht die Entwicklung weiter wie bisher, sei dieser Trend früher oder später nicht mehr aufzuhalten: "Schützt man den Fußball nicht genug, wird der SC Freiburg entweder nicht mehr in der 1. und 2. Liga spielen oder es ist nicht auszuschließen, dass sich auch bei uns Investoren beteiligen. Wobei auch das nicht immer den erwarteten Erfolg garantiert, wie man an einigen Klubs sieht."

HSV als mahnendes Beispiel?

Der Hamburger SV etwa dient als Gegenbeispiel, die Hanseaten kommen trotz teurer Investitionen seit Jahren nicht aus dem Tabellenkeller raus. "Es steht mir nicht zu, über die Vorgänge in einzelnen Vereinen zu urteilen. Allgemein gesagt und ohne speziell diese Klubs zu meinen: Es ist nicht überall so wie bei Bayern München, wo es mit Uli Hoeneß eine überragende Figur gab, die Erfolg hatte und mit Wärme und großem Fingerspitzengefühl den Verein geführt hat", betonte Streich.

So brauche es "an zwei, drei Stellen starke Persönlichkeiten gibt, die von allen anderen zu 100 Prozent respektiert werden und den Laden zusammenhalten. Das schaffst du nicht überall. Wenn es zu viele Personalwechsel gibt und es nur noch um Macht, Einfluss und Eitelkeiten geht, darum, wer in welcher Zeitung steht, dann wird es brutal schwierig."

Christian Streich im Steckbrief

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