Labbadia neuer HSV-Coach

SID
Alle hatten Tuchel auf den Zettel, jetzt kommt mit Bruno Labbadia ein alter Bekannter zum HSV
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Paukenschlag beim Hamburger SV: Bruno Labbadia soll den taumelnden Traditionsklub vor dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte retten. Mit Thomas Tuchel konnten sich die Hanseaten nicht einigen.

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Bruno Labbadia krempelt als nächster Retter des Hamburger SV die Ärmel hoch. "Ich habe meine Frau vor die Wahl gestellt: Mallorca oder HSV. Aber ich habe sie nicht ausreden lassen", sagte der 49-Jährige. Und während seine Gattin Sylvia in den nächsten Tagen ihren Urlaub genießt, soll Labbadia den taumelnden Bundesliga-Dino vor dem historischen Absturz in die 2. Liga retten.

Dafür verordnete der "Pistolero" seiner völlig verunsicherten Mannschaft vor dem fast schon existenziell wichtigen Nordderby bei Werder Bremen direkt ein Kurztrainingslager: "Ich muss jeden Millimeter ummähen, deswegen brauchen wir viel Zeit miteinander."

Vertrag bis 2016

Der Mittwoch begann an der Elbe mit einem Paukenschlag. Um halb zehn gab der Tabellenletzte bekannt: Labbadia löst völlig überraschend Interimstrainer Peter Knäbel ab. Um 3.30 Uhr hatte seine Mission Klassenerhalt begonnen, noch in der Nacht unterschrieb Labbadia bei den Hanseaten einen Vertrag für 15 Monate bis Juni 2016. Der Vertrag gilt auch für die 2. Liga - Top-Kandidat Thomas Tuchel wurde abgesagt. Bei Labbadias offizieller Vorstellung am Nachmittag platzte der HSV-Presseraum buchstäblich aus allen Nähten - 16 Kamerateams und noch viel mehr Fotografen kämpften um die besten Bilder.

"Wir haben keine Zeit zu verschenken", sagte Feuerwehrmann Labbadia, der schon um kurz nach Zehn bei strahlendem Sonnenschein sein erstes Training leitete, und er versprach: "Wir werden optimal vorbereitet in das Nordderby bei Werder gehen und ebenso fokussiert die folgenden Spiele angehen. Für uns zählt jeder Punkt." Beim Erzrivalen in Bremen soll, nein muss die Wende eingeleitet werden.

Vierter Trainer des Saison

Labbadia ist nach Mirko Slomka, Joe Zinnbauer und Knäbel bereits der vierte HSV-Trainer in dieser Saison. "Bruno Labbadia ist ein gestandener, starker und auch im Abstiegskampf erprobter Trainer. Er hat mehrfach bewiesen, dass er eine Mannschaft auch kurzfristig zu Erfolgserlebnissen führen kann", sagte Klubchef Dietmar Beiersdorfer: "Bruno ist ausgeruht, voller Tatendrang und in der Lage, mit seiner emotionalen Art mitzureißen."

Beiersdorfer gerät nach dem miserablen Knäbel-Intermezzo an der Elbe selbst zunehmend unter Druck. Noch am Sonntag hatte er einen erneuten Trainerwechsel ausgeschlossen.

Doch nach acht Spielen in Serie ohne Sieg und fünf Partien ohne jedes Tor sah sich Beiersdorfer zum Handeln gezwungen. Der HSV wurde sechs Spieltage vor dem Saisonende auf den letzten Tabellenplatz durchgereicht. So spät in der Saison waren die Hamburger noch nie Letzter. Den Norddeutschen droht mehr denn je der erste Abstieg der 128-jährigen Vereinsgeschichte.

"Wir brauchen jetzt Kerle wie ihn - auch auf dem Platz", sagte Beiersdorfer über Labbadia, der die "bestmögliche Lösung für die aktuelle Situation" sei. Nun stehe das Team in der Pflicht: "Wir fordern von der Mannschaft, dass sie die Klasse hält."

"Es geht um den HSV"

Die zuletzt in der Öffentlichkeit viel diskutierte Personalie Thomas Tuchel war beim HSV plötzlich kein Thema mehr. "Wir hatten mehrere Gespräche, haben aber keine Einigung erzielen können. Darum haben wir uns entschieden, die Gespräche zu beenden", sagte Beiersdorfer.

Knäbel kehrt nach zwei Horror-Vorstellungen als Interimstrainer in seine ursprüngliche Rolle als Direktor Profifußball zurück. "Es geht um den HSV und die Verbesserung der Chance, in der Bundesliga zu bleiben", sagte Knäbel, der seine beiden Spiele als HSV-Trainer bei Bayer Leverkusen (0:4) und gegen den VfL Wolfsburg (0:2) verloren hatte.

Nun muss Labbadia den Super-GAU verhindern. "Die Situation ist schwierig, aber ich habe Bock drauf", sagte der Ex-Stürmer, der den HSV bereits vom 1. Juli 2009 bis zum 26. April 2010 trainierte und von 1987 bis 1989 als Spieler für die Rothosen aufgelaufen war. Zuletzt arbeitete er bis August 2013 beim VfB Stuttgart. "Ich erwarte volle Hingabe und Leidenschaft aller Beteiligten in den kommenden Wochen", sagte Labbadia. Der neue Retter krempelt sofort die Ärmel hoch.

Weitere Stimmen zum Trainerwechsel:

Bruno Labbadia (Trainer): "Wir geben keine Scheißhaus-Parolen ab. Ich weiß, dass die Situation schwer ist, aber ich hab Bock drauf!

Dietmar Beiersdorfer (Vorstandschef): "Bruno Labbadia ist ein gestandener, starker und auch im Abstiegskampf erprobter Trainer. Er hat mehrfach bewiesen, dass er eine Mannschaft auch kurzfristig zu Erfolgserlebnissen führen kann. Bruno ist ausgeruht, voller Tatendrang und in der Lage, mit seiner emotionalen Art mitzureißen."

Peter Knäbel (Direktor Profifußball und zuletzt Interimstrainer): "Es geht um den HSV und die Verbesserung der Chance, in der Bundesliga zu bleiben."

Dietmar Hamann (Ex-Nationalspieler bei Twitter): "Der HSV hat die Richterskala des Dilettantismus gerade nach oben durchbrochen."

Felix Magath (Ehemaliger Trainer und Spieler des HSV bei Facebook): "Ich freue mich, dass die Führung des HSV sich entschieden hat und mit Bruno Labbadia doch noch einen neuen Trainer holte, der aus dem Fußball kommt und über ausreichend Erfahrung verfügt. In der jetzigen Situation muss man beim HSV alle verfügbaren Kräfte bündeln und sich ausschließlich für den Kampf gegen den Abstieg wappnen. Ich habe wieder Hoffnung und wünsche den Fans, dem Verein und dem Team alles Gute für den Abstiegskampf."

Clemens Fritz (Kapitän Werder Bremen vor HSV-Spiel): "Ein solcher Wechsel kann immer einen Impuls geben. Man hat es bei uns gesehen."

Bruno Labbadia im Steckbrief

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