Stuttgarts nächster Versuch

Von SPOX
Mart Ristl (r.) hat bisher 24 Länderspiele für sämtliche Jugendnationalmannschaften absolviert
© getty

In Paderborn wird immer über die Bedingungen geschimpft, aber der Jugend scheint es zu gefallen. In Aue lockt man inzwischen Talente aus ganz Deutschland ins Erzgebirge und beim VfB erhalten die ganzen Hochbegabten neue Verträge. Außerdem: Die Löwen kaufen bei ihrem Farm-Team ein.

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SC Paderborn - Man schafft eine Grundlage

Was hat sich Andre Breitenreiter in der Vergangenheit nicht über die Infrastruktur bei den Ostwestfalen beschwert. Die Trainingsanlagen seien nichts, der Rasen wäre in einem mehr als schlechten Zustand und generell sei es schwer, durch die Gegebenheiten talentierte Spieler beim SCP zu halten und auszubilden. Allerdings scheinen diese Verhältnisse den Junioren-Teams wenig auszumachen.

Die U 19 liegt auf Platz 1 in der Westfalenliga, der Aufstieg in die Bundesliga ist zum Greifen nahe. Die U17 des SCP steht im gesicherten Mittelfeld der Bundesliga. Nun verlängerte man den Vertrag von U19-Coach Markus Feldhoff. Der Ex-Bayern-Schreck übernahm das Team im Sommer und formte eine schlagkräftige Truppe, die nun vier Spieltage vor dem Saisonende mit drei Punkten Vorsprung vor RW Ahlen die Tabelle anführt. "Es ist toll, die Fortschritte zu sehen und die Entwicklung selber mitgestalten zu können", sagte Feldhoff nach seiner Vertragsverlängerung. So schlimm scheint es in Paderborn demnach gar nicht zu sein.

FC Erzgebirge Aue - Junge Veilchen aus ganz Deutschland

Das Erzgebirge gilt bisweilen nicht als der Ort, der Jugendliche wahnsinnig anzieht. So bezieht der FC Erzgebirge Aue seine Spieler meist aus der näheren Umgebung. Die U19 der Veilchen belegt derzeit Platz 6 in der Regionalliga, auch das ist bei elf Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Energie Cottbus kein Argument, aus Frankfurt oder Nürnberg nach Aue zu wechseln. Doch die FC Erzgebirge hat vor der Saison mit Marcel Schelle, Denilson da Silva und Ivan Franjic drei Youngster verpflichtet, die nicht aus der Nähe von Aue kommen.

Schelle kommt ursprünglich aus Nürnberg und fand über das Nachwuchsleitungszentrum in Erfurt und anschließend den FC Ingolstadt den Weg in den Osten. Da Silva war zuletzt bei Rot-Weiß Frankfurt aktiv, ehe er nach Aue wechselte. Der Kontakt kam über seinen Cousin zustande, der ebenfalls in Aues Jugend spielte. "Mein Traum aber heißt Fußballprofi werden, die Chancen dafür stehen in Aue sicher besser als in Frankfurt am Main. Vereine wie Aue können nicht Millionen für Jungstars ausgeben, umso wichtiger ist das eigene Nachwuchsleistungszentrum", so der gebürtige Frankfurter.

Über die Jugend von Bayer Leverkusen und den Sportfreunden Siegen schaffte es Franjic ins Erzgebirge. Den Schritt dahin bereuen alle drei bisher nicht. "Mich hat das Gesamtangebot im Nachwuchsleistungszentrum des FC Erzgebirge überzeugt. Ich lebe mit Marcel und Denilson zusammen in einer Wohnung auf dem Zeller Berg, die der FCE für uns mietet. Wir helfen einander, bekommen aber auch Unterstützung vom Verein, gerade auch schulisch", sagt der gebürtige Altenkirchner. Man darf in den nächsten Jahren gespannt sein, ob einer der Youngster den Weg in den Profi-Kader schafft.

TSV 1860 München - Die Löwen bedienen sich im "Farm-Team"

Die U23 der Löwen steht, anders als die 1. Mannschaft des TSV 1860 München, tabellarisch ganz ordentlich da. Platz 3 belegt man in der Regionalliga Bayern. Mit dem Aufstieg wird es in dieser Saison zwar nichts mehr, damit es aber in der kommenden Saison eventuell klappt, bedient sich der TSV bei seinem "Farm-Team" Viktoria Aschaffenburg. Vom derzeitigen Tabellenführer der Bayernliga Nord wechselten beispielsweise schon Marcel Schäfer und Daniel Baier in die bayrische Landeshauptstadt und wurden so etablierte Bundesligaprofis.

Der nächste Spieler, der nun den Schritt von Unterfranken nach München geht, ist Florian Pieper. Der 21-Jährige Stürmer erzielte bisher 19 Treffer für die Viktoria und wechselt im Sommer in die U23 der Löwen. "Ich bin froh, dass ich dieses Vertrauen mit Toren zurückzahlen konnte. Im Hinblick auf den bevorstehenden Wechsel schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Zum einen möchte ich die Gelegenheit, zweimal am Tag unter Profibedingungen zu trainieren und mich auf längere Sicht bei den Löwen eventuell im hochklassigen Fußball durchzusetzen, nicht ungenutzt verstreichen lassen, zum anderen verlasse ich ein intaktes Umfeld, in dem ich mich immer wohlgefühlt habe", sagte Pieper.

Der gebürtige Südhesse kam in der letzten Regionalliga-Saison der Viktoria schon 25 Mal zum Einsatz, nun gelang ihm in diesem Jahr der Durchbruch. Und wer weiß, vielleicht schafft er tatsächlich den Sprung in den Profikader der Löwen - auch wenn es mit einem Einsatz für den TSV 1860 in der Bundesliga noch ein wenig dauern dürfte.

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