Richtig von Klopp, richtig für den BVB

Jürgen Klopp wird Borussia Dortmund zum 30. Juni 2015 verlassen
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Klopp: Rational und nicht emotional

von Fatih Demireli

Hans-Joachim Watzke hatte Tränen in den Augen. Michael Zorc hatte Tränen in den Augen. Kurze Zeit ging es auch Jürgen Klopp so. Aber: Seine Körpersprache unterschied sich grundlegend von der seiner beiden Nebenleute. Watzke und Zorc, sie symbolisierten den BVB, den sie über die Jahre aufgebaut haben: emotional, gefühlvoll, unverhohlen echt.

Klopp war Klopp, wie man ihn kennt. Doch legte er neben seinem Markenzeichen, der Emotionalität, auch eine große Portion Überzeugung sowie eine klare Handlungsweise an den Tag.

So verhält es sich auch mit seiner Entscheidung, Borussia Dortmund nach sieben Jahren aus freien Stücken zu verlassen. Klopp hat erstmals in seiner BVB-Ära die Emotionen beiseitegelegt und rational gehandelt.

Für Klopp der beste Zeitpunkt

Klopp ist ein Fußball-Romantiker, er gab unschlüssigen Fußball-Fans schon den Tipp, zum Bejubeln von Titeln den FC Bayern zu wählen. Er ist gerne beim BVB, er liebt den Verein und das, was der Klub darstellt. Doch Klopp ist auch ein Profi, der viel zu ambitioniert ist, um es jahrelang nur "cool" zu finden, einen Klub zu trainieren, der trotz aller Erfolge Rückschläge einkalkulieren muss: sei es durch eigenes Verschulden oder durch das Handeln der Konkurrenz.

Klopp weiß, dass es nicht einfach wird, wieder den Status zu erreichen, den er mit dem BVB 2013 inne hatte, als man im Champions-League-Finale stand und gefühlt die halbe Welt hinter sich hatte. Damals stand Borussia Dortmund so sehr im Rampenlicht, dass Klopp es sich leisten konnte, interessierten Klubs die kalte Schulter zu zeigen und - vielleicht auch in der Emotion - seinen Vertrag bis 2018 zu verlängern.

Doch inzwischen hat der Glanz Kratzer abbekommen. Der BVB beendete das Jahr 2014 auf Platz 17, wird 2015/2016 nicht in der Champions League spielen und hat selbst die Teilnahme an der Europa League noch nicht sicher. So hart es für den BVB klingen mag: Es ist für Klopp der beste Zeitpunkt, um den Klub seinem eigenen Schicksal zu überlassen und persönlich weiter zu wachsen.

Der Karriere einen Gefallen getan

Der Zeitpunkt kommt auch nicht von ungefähr: 2015 und 2016 werden in Europas Topklubs ziemlich sicher einige lukrative Trainerstühle frei. In Madrid, Manchester oder London könnten die Zeichen auf Abschied von den bisherigen Übungsleitern stehen. Posten, die auch für Klopp sicherlich interessant sein dürften.

Klopp kann ab Juli - das hat er nicht ausgeschlossen - sofort einen Top-Klub im Ausland übernehmen. Oder er kann bis 2016 warten und den Markt im In- oder Ausland sondieren. Er hat sich durch diesen Schritt in eine gute Position gebracht. Klopp hat rational und nicht emotional gehandelt und seiner Karriere damit einen Gefallen getan.

Für den BVB mag die Entscheidung im Moment sehr bitter daherkommen. Während Klopp auf der Pressekonferenz schon wieder zu Späßen aufgelegt war, wollten Watzke und Zorc am liebsten sofort runter vom Podium. Für den BVB ist es an der Zeit, sich von Klopp zu emanzipieren.

Seite 1: Danket Klopp - der Kommentar von Jochen Tittmar

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