Weil weniger mehr ist

Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (l.) nahm am 1. April 1977 seine Arbeit für den FC Bayern auf
© imago

Der FC Bayern München hat für seine Informationspolitik in der Affäre um Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt mitunter harsche Kritik einstecken müssen. Dies geschah zwar nicht zu Unrecht, doch die Münchner hätten mit keiner zusätzlichen Äußerung etwas gewinnen können.

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Natürlich wird es einem scheidenden Vereinsangestellten, der mit einer kurzen Unterbrechung beinahe 40 Jahre im Amt war und dank seiner Arbeit weltweit hohes Ansehen genießt, nicht gerecht, ihn in einer Pressemitteilung mit lediglich drei Sätzen zu würdigen.

Natürlich wird es auch dem journalistischen Bedürfnis nach Aufklärung nicht gerecht, wenn der FC Bayern nur einen Tag nach dem freiwilligen Rücktritt von Mannschaftsarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt auf einer Pressekonferenz Fragen zur Thematik eiskalt abbügelt.

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Und natürlich ist es inhaltlich reichlich dünn, wenn wiederum nur einen Tag später einzig Sportdirektor Matthias Sammer vor die Mikrofone tritt, um in wenigen Sätzen zu äußern, dass bereits alles zur Causa gesagt sei.

Kratzer in der Außendarstellung

Der Rekordmeister hat für seinen Umgang mit der Affäre Müller-Wohlfahrt an einigen Stellen nicht zu Unrecht harsche Kritik einstecken müssen - vor allem, nachdem die Münchner Außendarstellung bereits aufgrund des Auftritts in Saudi-Arabien in der Winterpause heftige Kratzer abbekommen hatte.

Vergegenwärtigt man sich jedoch die schnelle Abfolge der Geschehnisse in der Causa Müller-Wohlfahrt, kann man auch zum Schluss kommen: Die Bayern hätten mit keiner zusätzlichen Äußerung etwas gewinnen können.

Der designierte deutsche Meister befindet sich momentan in einer Saisonphase, in der innerhalb kürzester Zeit zwei essentielle sportliche Entscheidungen anstehen. Der FCB steht gegen den FC Porto vor dem Aus in der Champions League, nur eine Woche später kommt es zum prestigeträchtigen Aufeinandertreffen mit Borussia Dortmund im DFB-Pokal-Halbfinale.

Jede Art der Unruhe käme ungelegen

Diese Partien, vor allem aber jene unmittelbare in der Königsklasse, entscheiden über Wohl und Wehe der Spielzeit. Müller-Wohlfahrts Alleingang geschah daher zur absoluten Unzeit und trifft den FC Bayern schwer. Jede weitere Art der Unruhe käme in der ohnehin angespannten Situation extrem ungelegen.

Es bleibt den Bayern daher kaum etwas anderes übrig, als die aktuelle Linie beim Krisenmanagement zu fahren. Das Verlangen des Vereins, die Debatte so gut es geht im Keim zu ersticken, ist nachvollziehbar. Hätte man etwa Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, vom Boulevard als Verursacher des Streits ausgemacht, zur Öffentlichkeit sprechen lassen, hätte dies wohl eine neue Dimension innerhalb der Diskussion entfacht - und eben schlichtweg noch mehr Unruhe.

Erst recht, wenn Rummenigge wie Sammer der Darstellung Müller-Wohlfahrts, man habe seinem Team und ihm die Schuld an der Niederlage in Porto zugeschoben, widersprochen hätte. Sammer dagegen gab zu, dass man das Vorgehen des Vereins nicht gut finden müsse, richtete den Fokus dann aber umgehend ausschließlich auf das Sportliche.

Vor allem aber machte er mit seinen Aussagen deutlich: Es gibt für den Klub keine Alternative zu diesem Weg. Er unterstreicht damit zwar unverhohlen die Ohnmacht der Öffentlichkeit, doch er handelt im Sinne der sportlichen Führung: Weil weniger mehr ist.

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