Elf Maschinen müsst ihr sein

FCB-Sportvorstand Matthias Sammer wurde seiner Rolle als Mahner einmal mehr gerecht
© getty

Der Ton beim FC Bayern München wird rauer - trotz der Ausnahmeposition in der Bundesliga und einer internationalen Konkurrenz, die selbst fernab der Unfehlbarkeit agiert. Allzu viel Zeit bleibt vor der entscheidenden Phase der Saison nicht mehr, wieder zu der unschlagbaren Maschine zu werden, die Sportvorstand und Spieler fordern. Problemzonen gibt's vor dem Spiel gegen Köln (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) weiterhin.

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Der 29. April 2014 wird Pep Guardiola begleiten, bis der Katalane seine Zelte an der Isar abbrechen wird. Wahrscheinlich wird der 29. April Guardiola sogar so lange beschäftigen, wie der Coach des FC Bayern an der Seitenlinie der Fußballplätze dieser Welt stehen wird. Also noch eine lange, lange Zeit.

Das 0:4 im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid im eigenen Stadion - eine Niederlage, ja eine Blamage, die so oft durchgekaut, hervorgekramt und analysiert wurde wie kein anderes Spiel der Münchner unter der Federführung des Katalanen.

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Zum einen kann das freilich als Kompliment für Peps Arbeit gesehen werden. In eineinhalb Jahren war es die einzige Niederlage, die mit dem Aus in der Königsklasse unter dem Strich tatsächlich negative Folgen hatte. Zum anderen ist man sich an der Säbener Straße bewusst, dass man sich mit großen Schritten der Phase der Saison nähert, in der jede Niederlage eine zu viel sein kann. Gerade in diesen Dimensionen. Gerade für das Anspruchsdenken des FC Bayern.

"Meine Spieler können besser sein"

Und so war es ausgerechnet Kapitän Philipp Lahm, der die Schmach gegen die Königlichen vor dem Bundesligaspiel gegen Köln (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) wieder ins Gedächtnis rief. Mit einem dringlichen Appell an seine Mannschaftskollegen.

"Eins ist völlig klar: Alle im Verein haben aus dem letzten Jahr gelernt und gesehen, was passieren kann", legte der Münchner in der "Sport Bild" los. "Wenn auch nur ein paar Prozent in den Ligaspielen fehlen, ist es schwer möglich, in einem Entscheidungsspiel voll konzentriert zu sein", schickte Lahm hinterher, der von der Pleite gegen die Madrilenen als "Katastrophenspiel" sprach.

Blenden lassen will man sich in Münchnen ob der jüngsten Auftritte in der Liga nicht. 14 Tore gab's aus den vergangenen Spielen gegen Paderborn und Hamburg. Teams, gegen die man den Rhythmus aufnehmen kann, die aber in keinster Weise als Maßstab dienen dürfen. "Ich habe meinen Spielern gesagt, dass sie noch besser sein können", verriet Perfektionist Guardiola nach dem 6:0 gegen den SCP. "Wir machen noch immer Fehler. Und drei der Tore haben wir mit einem Mann mehr erzielt."

Abgesehen von Arjen Robben, der mit 16 Treffern an der Spitze der Torjägerliste steht und mit seiner Überform derzeit alles überstrahlt, gibt es aktuell durchaus das ein oder andere Fragezeichen im Kader der Münchner.

Müller und Götze glänzen - gegen Hamburg

Robert Lewandowski feierte bei den Kantersiegen seine ersten Erfolgserlebnisse seit über zwei Monaten und hing bedenklich lange in der Luft. Die fünf beziehungsweise drei Scorerpunkte der Rückrunde von Thomas Müller und Mario Götze datieren alle vom 8:0 gegen den HSV. "Bei dem einen oder anderen fehlen noch ein paar Prozentpunkte", sagte Matthias Sammer jetzt im "Kicker" ohne Namen zu nennen und forderte, eine Schippe draufzulegen, "um schnellstmöglich in Bestform zu kommen".

Es sind die kleinen Problemchen, mit denen sich einzelne Protagonisten herumschlagen, die verhindern, dass die unbarmherzige Dominanz der Hinrunde noch nicht zurück ist im Spiel der Münchner.

Auch für Bastian Schweinsteiger und Xabi Alonso dürfte Sammers Ansage gelten, die ebenso noch zeigen müssen, dass die "externe Debatte" (Sammer) um ihre Inkompatibilität "von Leuten geführt wird, die entweder die Augen nicht aufmachen wollen oder sich nicht so gut mit Fußball auskennen", wie es Müller gegenüber "Sport 1" recht deutlich formulierte.

Maschinenmodus, nicht Gefühlsmodus

Klar ist: Der FC Bayern will alles gewinnen. Schwäche wird beim Rekordmeister in den entscheidenden Wochen deshalb nicht mehr geduldet. "Wir kommen jetzt in die ganz heiße Saisonphase, das muss uns bewusst sein, da müssen wir den Maschinenmodus und nicht den Gefühlsmodus anwerfen", drückte es der Sportvorstand sogar nach eigener Einschätzung recht "martialisch" aus. "Jetzt zählt kein Gefühl, wir müssen gnadenlos gierig sein und wieder in diesen gnadenlosen Rhythmus kommen."

Es ist die gleiche Kerbe, in die auch die Spieler des FCB in schlagen, ja sogar die gleiche Wortwahl, wie Holger Badstuber in einem Interview mit "goal.com" verwendete. "Wir wollen auf ein Niveau kommen, auf dem man uns nicht leicht schlagen kann. Wir wollen eine Maschine sein, die unschlagbar ist", waren die Worte des Innenverteidigers.

Eine Maschine, auf die in den nächsten vier Wochen neben der Pflichtaufgabe im DFB-Pokal gegen Braunschweig und schwierigen Partien in der Liga in Bremen, gegen Gladbach sowie in Dortmund auch das Rückspiel in der Königsklasse gegen Schachtjor Donezk zukommt. Mit einem trügerischen 0:0 im Rücken, dass für den FC Bayern im Normalfall reichen sollte - im Zweifelsfall aber mehr als unangenehm werden kann.

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"Das wird uns nicht noch einmal passieren"

Soweit denkt Guardiola aber noch nicht. "Wir spielen okay im Vergleich zu den anderen Teams in Europa", war das einzige, was sich der 44-Jährige vor dem Köln-Spiel zum Vergleich mit den großen Konkurrenten um den Henkelpott entlocken ließ.

In der Tat sind auch Real Madrid, der FC Chelsea und Atletico noch ein gutes Stück von der Topform entfernt und leisten sich hier und da einen mal mehr, mal weniger schlimmen Ausrutscher nach unten. Sogar Barcelonas starker Lauf endete, die Katalanen mussten am Wochenende die erste Niederlage seit dem 4. Januar einstecken.

"Es ist nicht wichtig, wer der Gegner ist oder wie der Wettbewerb heißt", stellte Pep schließlich klar. "Wir müssen unser Level in jedem Spiel abrufen." Um über den Rhythmus wieder zu alter Stärke zu finden, um in Topspielen zu bestehen zu können, um zur ersehnten Maschine zu werden.

Dann muss sich Pep auch wenig Gedanken machen, dass ihn ein zweites Datum noch einige Zeit verfolgen wird. "Ich habe mir das Spiel sehr genau eingeprägt", hat Torjäger Lewandowski über das Debakel vom 29. April gesagt, der das Spiel damals noch in Diensten des BVB am Fernseher verfolgt und sich gedacht hat: "Das wird uns in der nächsten Saison sicher nicht noch einmal passieren."

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