"Haben Druck immer standgehalten"

SID
Mats Hummels spürte die WM mehr im Knie als im Kopf
© getty

Borussia Dortmunds Verteidiger Mats Hummels blickt im Trainingslager zuversichtlich auf die Rückrunde, großem Druck habe der BVB auch in den vergangenen Spielzeiten standgehalten. Die WM in Brasilien habe dem 26-Jährigen mehr im Knie als im Kopf gesteckt.

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Mats Hummels über ...

seinen Fitnesszustand: Im Moment sieht alles sehr gut aus. Ich habe im Winter ein bisschen mehr machen dürfen und habe das auch gerne gemacht. Ich bin in einer guten Verfassung und wenn ich verletzungsfrei durchkomme, ist die Grundlage gegeben, so zu spielen, wie ich das von mir erwarte. Das war in der Hinrunde nicht der Fall. Die Spiele, bei denen ich mich fit gefühlt habe oder keine Schmerzen hatte, kann ich an einer Hand abzählen.

die vielen Verletzungen: Die treffen ja leider fast alle Mannschaften. Der Fußball wird immer schneller in den letzten Jahren, immer intensiver, wir haben mehr Spiele. Ich habe tendenziell das Gefühl, dass bei jeder Mannschaft mehr Leute ausfallen als noch vor zehn Jahren. Sven wird Anfang Februar wieder da sein, Erik auch. Das ist nicht optimal, aber sollte es dabei bleiben, dann haben wir mit zwei kürzeren Verletzungen in Anführungsstrichen noch etwas Glück gehabt. Bei anderen Teams gibt es noch Leute, die länger ausfallen. Ich hoffe, dass wir davon jetzt verschont bleiben.

die Trainingsintensität in La Manga: Jetzt ist alles viel intensiver. Ich versuche wie alle anderen auch, alles in die Einheiten reinzulegen, um erschöpft, aber noch ein kleines bisschen fitter rauszukommen. Das ist bei uns allen die Marschroute. Bisher ziehen alle sehr gut mit. Der Trainer lobt das sogar manchmal, das kommt selten vor in der Vorbereitung.

die Arbeit im mentalen Bereich: Am Ende der Vorrunde war es so, dass wir ein Problem mit dem Selbstvertrauen hatten. Das war wohl auch ersichtlich auf dem Platz, dass uns Gegentore ziemlich aus der Bahn geworfen haben. Wir arbeiten daran und versuchen, unseren Fußball wieder auf den Platz zu bringen. Stand jetzt sind wir da schon besser, aber wir können in den nächsten Wochen noch besser werden und uns durch unser eigenes Spiel das Selbstvertrauen quasi einimpfen.

die neue Rolle als Kapitän: Das war in der Vorrunde nicht so, wie es erwünscht war. Allein durch meine eigene Situation, dass ich oft verletzt war und häufig angeschlagen. Da kämpft man dann doch mehr mit sich selber. Bisher hat sich noch nicht so viel geändert. Kehli ist ja da und auch ohne Binde ganz klar Chef der Truppe, weil er eine natürliche Autorität besitzt. Er hat das immer herausragend und dann auch bewusst gemacht, um dieses Übergangsjahr mitzugestalten. Er redet viel mit mir, hilft mir, weil man mehr das Gesamtheitliche im Blick haben muss. Ab jetzt kann man den Übergang für mich beenden.

die WM im Kopf: Ich hatte sie weniger im Kopf, so komisch es klingt, mehr im Knie. Ich hatte nach der EM 2012 kein Problem, nach der kurzen Zeit wieder auf den Platz zu kommen und wieder richtig Lust zu haben. Das war in diesem Jahr gar nicht der Fall. Am Freitag vor dem Leverkusen-Spiel habe ich mich dann verletzt, und diese Verletzung hat mich leider die ganze Vorrunde begleitet. Jetzt gerade ist alles sehr gut.

die Zuversicht für die Rückrunde: Die ist groß, sogar sehr groß. Es gibt viele Gründe, dass wir in der Hinrunde nur 15 Punkte geholt haben. Wir versuchen das jeden Tag zu verbessern. Man sieht, dass jeder Einzelne nicht nur sich selber verbessern will, sondern auch den Teil, den er in der Mannschaft erfüllt. Ich denke, da sind wir auf einem sehr guten Weg, um das am 31. Januar auf den Platz bringen zu können, auch wenn da ein sehr schwerer Gegner wartet.

Neuzugang Kevin Kampl: Er bestätigt, was ich von ihm gesehen habe, wenn ich Salzburg angeschaut habe. Das war diese Saison zufällig ein paar Mal öfter. Er ist mir immer sehr positiv aufgefallen. Das bestätigt er sofort, ein guter Kicker ist er sowieso. Kann arbeiten und laufen, will auch arbeiten und laufen, das ist auch ganz wichtig bei uns. Er bringt die technischen und fußballerischen Voraussetzungen mit, um uns weiterzuhelfen.

seine Fähigkeit zum Abstiegskampf: Das werden wir sehen. Mit den Bayern-Amateuren hatte ich schon die Situation, da haben wir es geschafft. Also denke ich, dass das möglichst wieder so klappen sollte. Wir müssen in den ersten Spielen versuchen, direkt in die Spur zu finden.

über die Zukunftsplanung des Vereins und einzelner Spieler: Ich weiß nicht, ob man das nur auf diesen Abstiegskampf beziehen muss. Wir hatten ja auch immer Druck: Als wir Meister werden wollten 2011 und 2012, im letzten Jahr, als wir unbedingt in die Champions League wollten mit sehr schweren Gegnern am Ende, wo wir unter anderem in München gewonnen und zu Hause Wolfsburg geschlagen haben. Wir haben dem Druck bisher immer standgehalten. In der Vorrunde hat das nicht so gut geklappt. Aber ich bin guter Dinge, dass jeder das in der Rückrunde gutmacht. Wir habe auch nach Meisterschaften Spieler verloren. Deswegen würde es nicht von schwachem Charakter spreche, wenn einer zum Saisonende sagen würde, er möchte woanders spielen. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass man das als Chef des Vereins etwas anders sieht.

über den Einzug in die Champions League: Das ist vermutlich so, dass es dazu nicht kommt. Es wäre vermessen, davon zu reden oder daran zu denken. Ich glaube nicht, dass Leute schon so weit denken. Für mich persönlich zählt nur, dass ich meine eigene Verfassung wieder dahin bringe, wo ich sie erwarte. Diese Zukunftsszenarien werden eher von außen reingetragen, als dass man sich selber damit auseinandersetzt.

zur Teambuilding-Maßnahme: Die war gut, wir hatten unseren Spaß. Wie und wo auch immer ist egal. Wir haben noch mehr zusammengefunden, kann man schwer sagen, weil wir untereinander wirklich einen fantastischen Umgang haben. Auch in den schweren Zeiten, die wir hatten.

Mats Hummels im Steckbrief

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