Der Neuzugang

Achtung Witz: Sidney Sam soll bald in Fahrt kommen
© getty

Er kam im Sommer mit großen Erwartungen und großen Sprüchen zum FC Schalke 04. Herausgekommen ist bei Sidney Sam bisher wenig. In der Rückrunde will der Nationalspieler neu angreifen, muss aber erst einmal einen Platz in Roberto Di Matteos neuem Schalke finden.

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Ein großer Lautsprecher war Sidney Sam noch nie. Wenn der gebürtige Kieler auffallen wollte, tat er dies vornehmlich auf dem Fußballplatz. Er schoss Tore, legte welche auf oder setzte zu seinen gefürchteten Tempodribblings an, die meistens - wenn überhaupt - nur mit Fouls zu stoppen waren.

Aber Erfolg macht einen Menschen mitunter gesprächig und steigert das Selbstbewusstsein. "Mein Ziel sind 15 Tore", sagte Sam in einem Interview mit der "Bild". Das war im Juli, als er erstmals in Gelsenkirchen vorstellig wurde und über seine Pläne berichtete.

Der Fußballer von heute formuliert seine Ziele gerne mal vorsichtig, um sich selbst bloß nicht zusätzlichen Druck aufzuerlegen. Mediengeschult gibt er sich bescheiden. Er nimmt jeden Gegner ernst und das noch so einfache Spiel muss ja erst einmal gespielt werden. Bloß keine Sprüche.

Es sei denn, der Spieler schießt acht Tore und gibt sieben Vorlagen in 22 Spielen, wird Nationalspieler und heißer Kandidat für den WM-Kader - wie Sam in der Saison 2013/2014 eben. Da wird man schon mal enthusiastisch.

Viele Verletzungen

Die Bilanz nach einem halben Jahr Schalke 04 sieht aber nun so aus: null Tore, null Assists. Das anvisierte Ziel ist weit weg. "Ich hatte damals eine gewisse Euphorie, ich war sehr motiviert", erinnert sich Sam. Dass das Zwischenzeugnis nicht mal ansatzweise so gut wie zunächst angekündigt ausfiel, wurmt ihn. "Aber ich muss das hinnehmen und ich glaube an meine Fähigkeiten. Ich bin immer noch motiviert."

Schon im Januar 2014 sicherte sich Schalke Sams Dienste für die neue Saison. Der 2,5 Millionen Euro teure Transfer wurde als großer Coup gefeiert.

Doch angekommen in Gelsenkirchen, häuften sich die Verletzungen. Nichts Großes, immer was Kleines. Aber eben oft. Im September meldete er erstmals muskuläre Probleme, kam dann nach drei Wochen zurück, um sich dann erneut abzumelden. Auch das zweite Comeback hielt nicht lange und Sam fiel erneut fast einen Monat aus.

Viele Tipps, kein richtiger dabei

Nur 435 Bundesliga-Minuten absolvierte Sam bisher für Schalke. Bei drei Champions-League-Spielen war er dabei, aber nie über die volle Distanz. "Ich habe mir das anders vorgestellt, aber ich glaube, dass sich der Verein das auch anders vorgestellt hat", sagt der 26-Jährige offen: "Im Leben und im Fußball läuft es nicht immer so, wie man es will."

Die immer wieder aufkommenden muskulären Probleme ließen auch die eine oder andere Frage zu. Warum kommt Sam nicht in Fahrt? Warum bleibt er nicht beschwerdefrei? Lebt er nicht gesund? So richtig erklären konnte sich Sam seine Situation auch nicht. "Man hört viele Tipps, man hört, was man alles so machen muss." Wirklich hilfreich war keiner dieser gutgemeinten Ratschläge.

"Jetzt kenne ich meinen Körper besser", sagt Sam und meldet auch keine Beschwerden mehr. Im Trainingslager in Doha absolvierte der Techniker das volle Pensum, machte alle Einheiten mit, obwohl Trainer Roberto Di Matteo ein durchaus happiges Programm auffuhr. "2014 ist abgehakt, es geht von neu los", sagt er und gibt Gas.

Sidney Sams Opta-Saisonstatistiken

Wo soll Sam spielen?

Dass er in den vielen Monaten der Abwesenheit den Anschluss verloren hat, glaubt Sam nicht. "Wenn ich fit bin, werde ich meine Spiele machen", sagt er selbstbewusst.

Aber im 3-5-2-System von Di Matteo muss Sam auch erst einmal seine Position finden, zumal der Trainer die Außenpositionen gerne eher mit defensivstärkeren Spielern besetzt.

Di Matteo prangerte nach seiner Ankunft das Defensivverhalten der Schalker Mannschaft an und bewerkstelligte die Verbesserung damit, das System zu verändern und neue Positionen zu definieren. Er fand hierfür die idealen Spieler und setzte sie mit Erfolg ein. In der Evolutionsphase des Schalkers Spiels war Sam lange außen vor und muss sich jetzt wieder integrieren. Ein Prozess, den Sam, der fast als Winter-Neuzugang durchgeht, noch durchlaufen muss.

Zum einen will er wieder spielen, um seiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen, um wieder in den Kreis der Nationalmannschaft zu kommen, aber auch zu zeigen, dass er kein Fehleinkauf ist, wie ihn viele Medien nach der ersten Halbserie kategorisierten.

Sam schreibt das Kapitel Schalke nach nur einem halben Jahr nicht ab: "Ich habe hier nicht für ein Jahr oder ein halbes Jahr unterschrieben, sondern für vier Jahre und da will ich dem Verein auch was bieten und zeigen, was ich draufhabe."

Bei Schalke hat man Geduld mit Sam und auch der Rückkehrer hat dazugelernt. Hat er konkrete Ziele für 2015? Wie viele Tore sollen es werden? "Nein, ich möchte fit bleiben und zur Mannschaft gehören. Das ist das Wichtigste." Das hört sich doch vernünftig an.

Der FC Schalke 04 im Steckbrief

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