"Ich brauche das Rampenlicht nicht"

Lukas Kruse kassierte in der Hinrunde mit dem SC Paderborn 26 Gegentore
© getty

Mit 31 Jahren hat es Lukas Kruse mit dem SC Paderborn doch noch in die Bundesliga geschafft. Dabei verlief seine Karriere nicht immer nach Wunsch. Kruse im SPOX-Interview über seinen langen Anlauf, Lob von Pep Guardiola, das ultimative Torhüterspiel und seine Vertragssituation.

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SPOX: Lukas Kruse, wie verlief die Vorbereitung auf die Rückrunde in der Türkei?

Lukas Kruse: Wir hatten perfekte Bedingungen. Hotel und Trainingsplatz waren top. Wir konnten uns sehr gut vorbereiten.

SPOX: Allerdings sind einige Spieler noch angeschlagen oder haben sich wie Marvin Ducksch in Belek verletzt. Drückt das nicht auf die Stimmung?

Kruse: Natürlich wäre es uns lieber, wenn wir alle Mann an Bord hätten. Aber wir können es nicht ändern und müssen das Beste aus der Situation machen.

SPOX: Trainer und Manager des Vereins haben angekündigt, auf dem Transfermarkt tätig werden zu wollen. Braucht Paderborn neue Spieler für die Rückrunde?

Kruse: Unsere Verantwortlichen wissen genau, was zu tun ist, und sie werden die richtigen Entscheidungen treffen. Prinzipiell kann jede Mannschaft Verstärkungen gebrauchen.

SPOX: Werden Sie als Führungsspieler in derartige Überlegungen miteinbezogen?

Kruse: Ich tausche mich viel mit dem Trainer aus, dabei geht es aber nicht um mögliche Transfers.

SPOX: Gibt es in der Arbeit bzw. in der Herangehensweise von Andre Breitenreiter Unterschiede zum Sommer? Paderborn ist ja mittlerweile kein "No-Name" mehr in der Bundesliga.

Kruse: Wir wissen, dass wir eine gute Hinrunde gespielt haben, aber auch, dass es noch ein langer Weg ist zum Klassenerhalt. Wir können uns von den Leistungen in der Hinrunde nichts kaufen. Der Trainer hat immer versucht, uns zu sensibilisieren, und das macht er auch jetzt.

SPOX: Die Mannschaft wurde in der Hinrunde oft gelobt. Nicht nur von den Medien, sondern auch von Konkurrenten wie beispielsweise Pep Guardiola. Wie gehen Sie persönlich mit Lob oder auch mit Kritik um?

Kruse: Ich versuche, das nicht so an mich herankommen zu lassen. Natürlich freut man sich, wenn man gelobt wird, aber genauso nehme ich mir auch Kritik nicht so zu Herzen. Ich weiß, wie schnell es im Fußball in die andere Richtung gehen kann.

SPOX: Ihr persönliches Highlight in der Hinrunde war das Spiel in Wolfsburg. War das das ultimative Spiel für einen Torhüter?

Kruse: Das kann man so sagen. Ich habe ein paar Bälle gehalten und wurde ordentlich warmgeschossen. Ich habe natürlich einen guten Tag erwischt, letztlich zählt aber vor allem, dass ich der Mannschaft helfen konnte.

SPOX: Schauen Sie sich als erfahrener Torhüter noch Dinge von anderen Torhütern ab?

Kruse: Das wäre der falsche Weg. Jeder Torhüter hat seine eigenen körperlichen Voraussetzungen, allein deshalb ergibt das nicht viel Sinn. Ich versuche, mein Torwartspiel im Training und in den Spielen immer weiter zu verbessern.

SPOX: Sie sind mit zwei Jahren Unterbrechung mittlerweile fast 20 Jahre im Klub. Das ist im heutigen Fußball ungewöhnlich. Können Sie Ihre besondere Bindung zum SCP beschreiben?

Kruse: Ich bin in Paderborn geboren, habe hier meine Wurzeln. Ich habe mit dem Verein viele Höhen und Tiefen erlebt, das schweißt zusammen. Ich bin sehr glücklich, dass ich mit diesem Verein Bundesliga spielen kann.

SPOX: Es war für Sie auch nicht immer einfach. Sie waren einige Zeit "nur" Ersatztorhüter in Paderborn. Hatten Sie irgendwann mal Zweifel, dass es für Sie doch nicht reichen würde, um Bundesliga zu spielen?

Kruse: Zunächst musste ich mich in der 2. Liga als Stammtorhüter durchsetzen. Ich habe gewusst, was ich kann und bin geduldig geblieben. Letztlich hat sich für mich alles zum Guten entwickelt.

SPOX: In der Öffentlichkeit wirken Sie sehr gelassen und bescheiden. Sie fahren auch keine Nobelkarosse, sondern einen Smart. Woher kommt diese Besonnenheit? Wurden Sie so erzogen?

Kruse: Ja, das ist meine Mentalität. Ich spiele wahnsinnig gerne Fußball und habe das große Glück, das in der Bundesliga zu tun. Das Drumherum ist für mich nicht wichtig, ich brauche auch das Rampenlicht nicht. Ich habe früh gelernt, bescheiden zu bleiben, weil es eben im Fußball oder generell im Leben schnell Veränderungen geben kann. Meine Gelassenheit hat mir während meiner Karriere sicherlich geholfen.

SPOX: Ihr Vertrag in Paderborn läuft am Saisonende aus. Wann ist mit einer Entscheidung zu rechnen?

Kruse: Das wird bald geschehen. Aber es steht noch nicht fest, in welche Richtung es gehen wird.

SPOX: Ihr ehemaliger Mitspieler Tom Starke hat sich vor ein paar Jahren entschieden, als Nummer zwei zum FC Bayern zu gehen. Können Sie sich vorstellen, sich bei einem großen Verein "freiwillig" auf die Bank zu setzen?

Kruse: Ausschließen will ich das nicht. Tom Starke wäre sicher lieber die Nummer eins in Hoffenheim geblieben, aber die Dinge haben sich dann so entwickelt. Es ist sicher nicht das Schlechteste, mit den Bayern Titel zu gewinnen und Tom hatte daran ja auch seinen Anteil.

SPOX: Gianluigi Buffon ist 36, er hat angekündigt, 2018 seine 6. WM spielen zu wollen. Er hat gesagt: "Ich bin Fatalist, ich bin für diese Art von Arbeit geboren." Trifft das auch auf Sie zu?

Kruse: Ich übe meinen Beruf sehr gerne aus, aber es gibt auch ein Leben nach der aktiven Fußballer-Karriere. Wenn Buffon so lange gesund bleibt, dann kann er auch noch eine 6. WM spielen.

SPOX: Sie haben für die Zeit nach der Karriere vorgesorgt. Im Oktober haben Sie ein Fernstudium im Sport-Management begonnen. Wollen Sie dem Fußball erhalten bleiben?

Kruse: Ich kann mir das sehr gut vorstellen, ich habe mich bewusst für ein Sport-Studium entschieden. Aber erstmal möchte ich, so lange ich gesund bleibe und so lange ich Spaß daran habe, aktiv dabei bleiben.

Lukas Kruse im Steckbrief

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