Die Spitze ist weit entfernt

Von SPOX
Tobias Schweinsteiger liegt mit Bayern II aktuell auf Rang vier der Tabelle
© getty

Was machen eigentlich die U-23-Mannschaften der Profis-Klubs? Das Inside kümmert sich in einer Sonderausgabe um fünf Zweitvertretungen, die bisher sehr unterschiedlich abgeschnitten haben.

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FSV Mainz: Der Aufstieg in die 3. Liga kam durchaus überraschend. Dass hier aber ein anderer Wind weht als in der Regionalliga Südwest, musste die Mannschaft von Trainer Martin Schmidt von der ersten Minute an erfahren. Nach zwölf Spieltagen liegt Mainz auf dem vorletzten Platz. Dem Lichtblick gegen Münster (4:0) folgte am Wochenende bereits die siebte Niederlage (0:1 gegen Erfurt). Ein Problem ist die unzuverlässige Offensive. Starken Auftritten wie gegen Münster, Dortmund oder Duisburg stehen mittlerweile schon acht Partien mit nur einem oder gar keinem eigenen Treffer gegenüber. Immerhin hat sich die Mannschaft nach dem Start mit nur einem Punkt aus den ersten fünf Spielen nun an das raue Klima gewöhnt. "Wir wissen, dass der Abstiegskampf noch sehr lange andauern wird. Wir haben uns aber entschieden, den Klassenerhalt mit den eigenen Talenten anzustreben", sagt Schmidt. Die Ausbildung hat in Mainz klar Vorrang vor der Ligazugehörigkeit. Ein Abstieg wäre für die Mainzer kein Beinbruch.

Borussia Dortmund: Es begann perfekt für die U 23 des BVB. Die Mannschaft legte den besten Start ihrer Drittligageschichte hin, holte aus den ersten vier Spielen sieben Punkte. Der BVB legt großen Wert auf seine Nachwuchstruppe, die nicht als "zweite Mannschaft", sondern klar als "zweite Profimannschaft" deklariert werden will. "Diese Wertschätzung haben wir uns mit beharrlicher Arbeit, dem Aufstieg in die 3. Liga, dem zweimaligen Klassenverbleib und mit der Entwicklung von Profis und Werten erarbeitet", sagt Trainer David Wagner. Mit der Abberufung der beiden auffälligsten Offensivspieler Joseph-Claude Gyau und Mitsuru Maruoka in den Kader der Bundesligamannschaft kam es aber zum Bruch beim BVB. Seit Anfang August wartet die Mannschaft nun schon auf einen Sieg, ist seit acht Spielen ohne Dreier und hat in der Zeit nur noch vier Tore erzielt - und auf der Gegenseite 14 kassiert. Davor lautete das Torverhältnis noch 9:5. Von Platz fünf folgte der Absturz bis runter auf Rang 18, was der erste Abstiegsrang ist. Das Remis am Wochenende gegen die Stuttgarter Kickers darf deshalb auch als Fortschritt gewertet werden. Im Kellerduell in Unterhaching muss nun aber endlich auch wieder ein Dreier her.

VfB Stuttgart: Einen ziemlich gegensätzlichen Verlauf nahm die Saison bisher beim VfB. Nach sechs Spieltagen hatte Jürgen Kramnys Mannschaft magere drei Punkte auf dem Konto, aber schon fünf Spiele verloren. Die Offensive funktionierte kaum, in der Defensive fehlte es an Stabilität und Konzentration. Das Derby gegen Sonnenhof-Großaspach war so etwas wie die Wende - auch wenn selbst da trotz einer Zwei-Tore-Führung kein Sieg gelang. Da ging ein Ruck durch die Mannschaft, eine Woche später gegen Halle kamen dann mit Sercan Sararer und Raphael Holzhauser zwei Spieler aus dem Kader der Profis dazu. In der Defensive erweist sich Zugang Stephen Sama als Stabilisator. Bis auf den Ausrutscher in Bielefeld (0:3 in Unterzahl) wirkt die Mannschaft gefestigt und hat in Torhüter Odisseas Vlachodimos einen starken Rückhalt zwischen den Pfosten. Der VfB hat sich ein kleines Polster auf die Abstiegsränge verschafft. Mit der Rückkehr von Rainer Adrion als sportlicher Leiter der U 17 bis U 23 sind die internen Abläufe wieder klarer definiert, was Kramny einen erheblichen Teil der Arbeit abnimmt.

FC Schalke: In der U 19 ist alles wie fast immer: Schalke steht wie schon in der letzten Saison an der Spitze der Tabelle. Bei der U 23 hat sich die Situation aber einigermaßen verschlechtert. Nach zehn Spieltagen in der Regionalliga West steht Schalke hauchdünn vor den Abstiegsplätzen. Der neue Trainer Jürgen Luginger hatte 14 Abgänge zu verkraften und musste zwölf neue Spieler integrieren. Keine leichte Aufgabe, wie sich nach einem knappen Drittel der Saison schon feststellen lässt.

"Wir wussten, dass es für uns schwieriger wird, und nehmen deshalb einige Dinge in Kauf", sagte Nachwuchsdirektor Oliver Ruhnert bereits vor einigen Wochen. Immerhin findet die sehr junge Mannschaft offenbar immer besser zusammen, was sechs Spiele am Stück ohne Niederlage vermuten lassen. Allerdings gab es dabei auch fünf Unentschieden am Stück, die in der Tabelle nur bedingt weiterhelfen. Darunter ein enttäuschendes 0:0 gegen den designierten Absteiger Hennef. Als großes Problem hat Luginger die Chancenverwertung ausgemacht, lediglich zehn Tore nach zehn Spielen sind die drittschlechteste Ausbeute der Liga. Und immerhin fungiert die Mannschaft auch weiter als Sprungbrett für einige Rekonvaleszenten. Zuletzt holte sich Atsuto Uchida die nötige Spielpraxis bei der Zweiten, um danach in der Bundesliga nach monatelanger Verletzungspause durchzustarten.

Bayern München: Der Start in die Saison war geradezu verheerend. Nach acht Spieltagen war die Abstiegszone (drei Punkte Vorsprung) den Bayern deutlich näher als der anvisierte Aufstiegsrang für den letztjährigen Meister (zehn Punkte Rückstand). Auch der Derby-Sieg gegen 1860 war nur ein kurzes Strohfeuer, danach ging die sportliche Talfahrt des großen Favoriten in der Regionalliga Bayern unvermindert weiter. Erst das schwer erkämpfte 2:1 gegen Illertissen bedeutete den Wendepunkt, seitdem gab es fünf (knappe) Siege am Stück. Da der Lokalrivale aber unglaublich konstant spielt und sich seit der Derby-Schlappe keinen Ausrutscher mehr erlaubt hat, hecheln die Bayern weiter satte acht Punkte hinter der Spitze her.

Die Bayern mussten einige wichtige Abgänge verkraften und füllten die Mannschaft zu großen Teilen mit Spielern aus der Regionalliga auf. An der grundsätzlichen Zielvorgabe hat sich beim FCB deshalb aber nichts geändert. "Der Meistertitel ist unser Anspruch. Aber das wird schwieriger als letztes Jahr, da die Liga jetzt ausgeglichener ist", sagte Nachwuchskoordinator Michael Tarnat bereits zu Beginn der Saison. In der Tat liegen zwischen den Bayern und 1860 auch noch die ambitionierten Mannschaft Ingolstadt II und die erstarkten Würzburger Kickers. Die Bayern werden einiges aufbieten müssen, um nicht noch ein weiteres Jahr in der vierten Liga bleiben zu müssen.

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