Rochade mit Geschmäckle

Von SPOX
Roberto Di Matteo (r.) beerbt Jens Keller bei den Königsblauen
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Was stand Jens Keller noch im Weg?

Die sportliche Talfahrt unter Keller ist aber auch nur ein Teil der Wahrheit. Der Trainer war vom ersten Tag an auf Schalke die B-Wahl, eine Interimslösung mit geringer Halbwertszeit. Keller stand permanent unter besonderer Beobachtung.

Die Siege gegen Werder Bremen (mittlerweile Tabellenletzter) und im Derby gegen Borussia Dortmund (in einer veritablen Krise) sollte man nicht zu hoch hängen. Schalke hat kein echtes Spielsystem mehr präsentieren können und am Ende zu viel von der individuellen Qualität seiner Spieler gelebt. Die Tatsache, dass die Mannschaft in Partien mit einem Übergewicht an Ballbesitzzeiten keine einzige gewinnen konnte, die beiden Siege und das Remis in Chelsea aber aus einer abwartenden Position heraus erzielte, unterstützt diese These.

Lediglich Gerüchte dürften die Debatten um Kellers Trainingssteuerung gewesen sein, die angeblich zu den vielen Verletzten geführt hätte. Es blieb trotzdem etwas hängen. Nicht von der Hand zu weisen sind aber die drei Platzverweise nach sieben Spieltagen - Negativrekord in Schalkes Bundesligageschichte. Der Mannschaft fehlte nicht nur im Zweikampf die nötige Disziplin, sondern auch in gruppen- und mannschaftstaktischen Teilbereichen, was dann immer wieder zu Gegentoren führte. Lediglich in Bremen blieb die Mannschaft ohne Gegentreffer.

Keller hat sich am Ende an den Job geklammert. Das war für den Beobachter nicht immer angenehm zu sehen, wie da einer förmlich darum bettelte, weiter auf Schalke arbeiten zu dürfen. Keller musste sich fast immer aus der Defensive heraus erklären, sich rechtfertigen und um Verständnis bitten.

Am Ende rückten erst die Mannschaft, die er in großen Teilen nicht mehr erreichen konnte und bei der es von einigen Spielern hieß, sie würden Keller nicht mehr folgen (wollen), von ihm ab und dann seine Vorgesetzten. Kellers Argumentation, das Spiel der Mannschaft leide unter den Verletzten und der großen Belastung der Spieler, wollte Heldt nicht mehr gelten lassen.

"Keine Belastung und auch nicht die Verletzungen können als Entschuldigung herhalten", sagte Heldt nach der Niederlage in Hoffenheim. "Es geht nicht darum, sich Alibis zu verschaffen. Alle haben die Champions League gewollt, dann muss man sich mit der Belastung auseinandersetzen."

Am Dienstag spielte Heldt dann bei einer ersten Presseerklärung mit offenen Karten und kam ohne große Umschweife auf das Kernproblem, das Keller dauerhaft begleitete.

"Roberto weiß, wie man mit Stars umzugehen hat. Es ist manchmal nicht ganz einfach, bei uns eine Mannschaft zu führen. Wir haben nicht nur unerfahrene Spieler, sondern auch erfahrene, die einen gewissen Anspruch und Qualität haben", sagte Heldt über seinen neuen Trainer. Das heißt im Umkehrschluss in etwa: Jens Keller konnte all dies nicht so gut.

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