Feierbiester, Tränen und Fehlschüsse

Von Stefan Rommel
Lothar Matthäus (r.) wurde nach seinem verschossenen Elfmeter im Pokalfinale als Judas beschimpft
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Der Fehlschuss von Matthäus:

2,4 Millionen D-Mark haben sich die Bayern ihren Königstransfer im Sommer 1984 kosten lassen. Der Wechsel von Lothar Matthäus zu den Bayern bekommt aber erst mit dem DFB-Pokalfinale einen sehr pikanten Charakter.

Beide Mannschaften haben ihre irrwitzigen Halbfinalduelle (gegen Schalke beziehungsweise Bremen) letztlich doch noch erfolgreich abgeschlossen und treffen im Frankfurter Waldstadion aufeinander. Es ist Matthäus' letztes Spiel für die Borussia. Nach Toren von Franky Mill und Wolfgang Dremmerl steht es nach 120 Minuten 1:1.

Im Elfmeterschießen läuft Matthäus als erster Schütze der Borussia an und knallt den Ball in den Frankfurter Abendhimmel. Dass später auch noch Augenthaler für die Bayern verschießt und letztlich Norbert Ringels' Pfostenschuss beim 15. Elfmeter die Partie entscheidet, ändert nichts an der Tatsache, dass Matthäus fortan auf dem Bökelberg als "Judas" beschimpft wird und sich sogar Vorwürfe gefallen lassen muss, er habe den Elfmeter absichtlich verschossen.

Die Last-Minute-Meisterschaft:

26. April 1986, letzter Spieltag der Bundesliga, Münchner Olympiastadion: Dass die Bayern überhaupt noch eine klitzekleine Chance auf die Meisterschaft haben, verdanken sie einem Stück Aluminium im Bremer Weserstadion und auch ein bisschen der Borussia.

Die hat Werder Bremen am drittletzten Spieltag ein Remis abgetrotzt, wenige Tage später dann setzte Michael Kutzop den berühmtesten Elfmeter der Bundesligageschichte im Spiel gegen die Bayern an den rechten Außenpfosten. Also leben die Bayern noch, als sie zum letzten Spiel der Saison die Borussia zu Hause empfangen. Es wird ein Spiel, das im Stadion schnell niemanden mehr interessiert.

Die Bayern spielen Gladbach an die Wand, der bemitleidenswerte Ersatztorhüter Erik Thorstvedt bekommt sechs Stück eingeschenkt. In München schaut aber alles 200 Kilometer nach Westen: Da spielt Werder im Neckarstadion gegen den VfB Stuttgart - und verliert tatsächlich mit 1:2.

Udo Lattek, inzwischen wieder Bayern-Trainer, löst sein Versprechen ein und strippt vor der Südkurve. Gladbach ist der Steigbügelhalter für die Bayern in einem der spannendsten Meisterschaftsfinals der Liga. Zu mehr reicht es Mitte der 80er Jahre nicht mehr.

Die Gladbacher Premieren:

30 Jahre lang hat es die Borussia vergeblich versucht, am 14. Oktober 1995 ist es dann endlich so weit: Gladbach gewinnt erstmals ein Bundesligaspiel bei den Bayern. Stefen Effenberg, der ehemalige Bayer, zeigt eines seiner besten Spiele im Gladbacher Dress und führt seine Mannschaft zu einem 2:1-Sieg.

Nach dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte kam Gladbach 2001 als Aufsteiger wieder zurück in die Bundesliga. Das Comeback führte die Borussia gleich wieder mit dem alten Rivalen zusammen. Die Bayern waren Wochen davor erst Champions-League-Sieger geworden - verloren beim Aufsteiger aber mit 0:1.

Jupps letztes Spiel:

Die Bayern pflügen 2012/13 nur so durch die Wettbewerbe und holen das historische Triple. Wenige Tage vor dem Champions-League-Finale gegen Borussia Dortmund gibt es am letzten Bundesliga-Spieltag ein turbulentes 4:3.

Gladbach spielt die Bayern eine halbe Stunde lang rund und führt 3:1. Dann drehen die Gäste auf und das Spiel zu einem 4:3. Viel wichtiger war aber das, was auf der Pressekonferenz danach passiert: Jupp Heynckes nimmt nach über 30 Jahren in der Bundesliga seinen Hut und weint bitterliche Tränen in seiner sportlichen Heimat Mönchengladbach. Wenige Tage später macht sich Heynckes unsterblich - bei den Bayern.

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Direktvergleich: Gladbach gegen Bayern

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