Die Hoffnungsträger im Saisonfinale

Von SPOX
Salim Khelifi bringt die "Erfahrung" von zwei Bundesligaminuten mit
© imago

Hamburg, Nürnberg, Braunschweig, Wolfsburg und Schalke: Alle vertrauen sie auf Rückkehrer, Ergänzungsspieler oder Youngster. Das Hoffnungsträger-Special in der letzten Ausgabe "Inside Bundesliga".

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Hamburger SV: Die Abwehr: ein ziemlicher Torso. Das Mittelfeld: eine Ansammlung von Indivualisten. Der Angriff: die größte Problemzone des HSV. Nach der Verletzung von Maxi Beister und dem Leihgeschäft von Artjom Rudnevs blieben den Hamburgern noch Jacques Zoua, Mattia Maggio, Ola John und Valjmir Nafiu. Sie alle zusammen kommen auf zwei Törchen. Beide erzielt von Zoua, dem nicht wenige die Tauglichkeit für Bundesligafußball absprechen. Der einzige Lichtblick einer trostlosen Saison war Pierre-Michel Lasogga. Der hat zwölf Tore erzielt, dabei konnte der 22-Jährige aufgrund verschiedener Verletzung lediglich 19 Saisonspiele absolvieren. Jetzt ist Lasogga nach einem Muskelbündelriss vor einigen Wochen wieder zurück im Mannschaftstraining und halb Hamburg spekuliert mit einem Einsatz des Torjägers am Samstag in Mainz. Eigentlich sollte Lasogga noch bis zu den möglichen Relegationsspielen geschont werden. Die Lage beim HSV ist aber so prekär, dass Trainer Mirko Slomka offenbar bereit ist, volles Risiko bei seinem besten Angreifer zu gehen. Lasogga selbst will sich auch nicht in die Karten schauen lassen. "Ich sage lieber nichts", ließ er unter der Woche nur wissen. Nur mit einem Sieg ist der HSV sicher in der Relegation. Dazu bedarf es aber Tore. Und eben Pierre-Michel Lasogga.

1. FC Nürnberg: Timothy Chandler, Javier Pinola und Marvin Plattenhardt sind im Endspiel auf Schalke wegen ihrer jeweils fünften Gelben Karten gesperrt. Damit fallen ein linker Innenverteidiger, sowie der etatmäßige rechte und linke Außenbahnspieler der Viererkette aus. Emanuel Pogatetz, von Interimstrainer Roger Prinzen vor dem Mainz-Spiel aus der Startelf entfernt, soll es jetzt in der Innenverteidigung richten. Der Österreicher war in der Vorrunde noch absolute Stammkraft, spielte dann aber in der Rückrunde aufgrund von Verletzungen und zweier Sperren kaum noch. Martin Angha dürfte wohl die Position von Chandler auf der rechten Seite übernehmen.

Das größte von vielen Club-Problemen bleibt die linke Abwehrseite. Plattenhardt-Ersatz Adam Hlousek konnte wegen anhaltender starker Schmerzen an der Achillessehne in dieser Woche nicht trainieren und droht für Schalke auch auszufallen. Bliebe noch der 20-jährige Sinan Tekerci aus der U 23. Der hat noch keine einzige Minute in der Bundesliga gespielt, ist mit 1,71 Metern Körpergröße und gerade einmal 66 Kilo ein echtes Leichtgewicht. "Wir werden bis Samstag schon einen auftreiben", sagt Trainer Prinzen.

Eintracht Braunschweig: Am Letzten Samstag gegen Augsburg hätte Salim Khelifis Zahlenreihe so aussehen können: 1, 2, 1, 1. Erstes Spiel in der Bundesliga, zwei Minuten Einsatzzeit, ein Tor, Abstiegsheld Nummer eins. Sekunden nach seiner Einwechslung hatte der Schweizer U-21-Nationalspieler das Siegtor auf dem Fuß, scheiterte aber mit einem etwas überhasteten Schuss aus wenigen Metern an Augsburgs Torhüter Marvin Hitz. Quasi im Gegenzug kassierte die Eintracht das 0:1 und stand mal wieder mit leeren Händen da.

Immerhin war Khelifi ohne große Anlaufzeit sofort da, wo es brennt. Was ihn schon mal elementar von seinen Angriffskollegen unterscheidet, die seit Wochen kaum noch ins gegnerische Tor treffen. Mit einem Sieg gegen den FCA wäre Braunschweig jetzt in der komfortablen Situation, es aus eigener Kraft schaffen zu können. So oder so muss aber in Hoffenheim am Samstag ein Sieg her. In den letzten vier Partien gelang dem BTSV kein einziges Tor mehr, mit 28 Toren ist Braunschweig das offensivschwächste Team der Liga. Der 20-Jährige ist auf jeden Fall eine Option als Joker - und zielt in der entscheidenden Szene dann einfach einen Hauch besser.

FC Schalke 04: Mit der Torquote von Klaas-Jan Huntelaar kann in dieser Saison kein anderer Angreifer, der öfter als fünf Mal auf dem Feld stand, mithalten. Zwölf Tore in 18 Spielen hat der Hunter erzielt und hätte er nicht fast die komplette Hinrunde verpasst, wäre er wohl Torschützenkönig geworden. So geht diese Trophäe in diesem Jahr an einen anderen. Huntelaar ist wegen seiner fünften Gelben Karte aus dem Freiburg-Spiel gegen Nürnberg gesperrt. Einen ordentlichen Rüffel kassierte der Niederländer dafür von seinem Trainer Jens Keller, nachdem Huntelaar wegen Zaunkletterns nach seinem Tor zum 0:2 mit Gelb bedacht worden war. Also wiederholt sich Geschichte: Wie zu Beginn der Saison, als Schalke um die Teilnahme an der Champions League zittern musste und Huntelaar in den Spielen gegen PAOK Saloniki verletzt fehlte, geht es auch jetzt wieder ohne den Hunter um die Königsklasse. Schalke braucht einen Punkt, um sicher Dritter und damit in der Champions League zu sein. Und wie damals soll auch jetzt Adam Szalai es richten. Der Ungar hat die Erwartungen nach seinem Acht-Millionen-Euro-Transfer in seinem ersten Jahr auf Schalke nicht erfüllt, auch wenn sieben Tore in 27 Partien noch ordentlich sind. Zwischen den Zeilen gab es aber einiges zu mäkeln am 26-Jährigen. Aber Schalkes Fans sollten sich daran erinnern, wer Königsblau in dieser Saison schon einmal in die Champions League geschossen hat: Adam Szalai, mit zwei Toren und einem Assist in den beiden Spielen gegen Saloniki.

VfL Wolfsburg: Ende September hätte die Saison bereits gelaufen sein können für Vieirinha. Der Brasilianer riss sich bei einer unglücklichen Aktion im Pokalspiel gegen den VfR Aalen das vordere Kreuzband im linken Knie. Anfang November erfolgte die Operation, danach schuftete der 28-Jährige fünf Monate und absolvierte am 1. April seine erste komplette Trainingseinheit mit der Mannschaft. Seit dem 30. Spieltag wurde Vieirinha in jeder Partie in der Bundesliga eingewechselt, im Pokal-Halbfinale in Dortmund war es auch seine Hereinnahme, die die Partie noch hätte kippen können.

In den wenigen Minuten, die er in der Rückrunde mitmachen durfte, spielte Vieirinha ganz so, als wäre er nie verletzt gewesen. Den Traum von der WM-Teilnahme musste der Portugiese wegen seiner schweren Verletzung zwar begraben, noch lockt mit den Wölfen aber die Champions League. Dass die Chance noch am Leben ist, hat der VfL auch Vieirinha zu verdanken. Seine Vorlage führte zum Tor von Ivica Olic in Stuttgart und damit zum Sieg. Ein Punkt und sieben Tore beträgt Wolfsburgs Rückstand auf den Vierten Bayer Leverkusen. Der Dampfmacher Vieirinha von der Bank nährt zumindest die Hoffnung, dass Wolfsburg die Werkself doch noch irgendwie abfangen könnte.

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