Hitzfeld warnt Draxler vor FCB-Wechsel

Von Adrian Bohrdt
Ottmar Hitzfeld sieht die Saison der Bayern nicht als Selbstläufer
© getty

Ottmar Hitzfeld sieht in einem möglichen Wechsel von Schalkes Julian Draxler zum FC Bayern München nicht nur Positives. Die Münchner Dominanz in der Liga imponiert dem ehemaligen Bayern-Trainer indes, Hitzfeld sieht sie auf Jahre hin als kaum anfechtbar. Dass der Rekordmeister für viele Spieler attraktiv ist, kann der 65-Jährige nachvollziehen. Draxler rät er dennoch, sich einen Wechsel nach München genau zu überlegen.

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Seit einigen Wochen wird Draxler immer wieder mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht, in der "Welt" warnte Hitzfeld allerdings: "Dass die besten Spieler immer mit den Bayern in Verbindung gebracht werden, ist normal. Finanziell könnte er sicher profitieren, ich weiß aber nicht, ob er sich damit einen Gefallen tun würde. Bei dem Konkurrenzkampf, der jetzt schon herrscht, wer soll dann draußen bleiben?"

So habe Trainer Pep Guardiola bereits jetzt Probleme, alle Spieler bei Laune zu halten: "Wenn jemand kommt, dann muss auch jemand gehen. Wenn man Klasse dazu kauft, dann muss auch Klasse abgegeben werden, das ist das Problem. Zu viel Konkurrenz birgt auch Gefahr."

Insgesamt aber zeigte der Schweizer Nationaltrainer Verständnis dafür, dass Spieler nach München wollen: "Bayern ist bereit, seine Spieler besser zu bezahlen, für Bayern zu spielen, ist sehr reizvoll, für das Image wichtig und für das eigene Prestige. Ich bin als Schweizer Nationaltrainer sehr froh, dass Xherdan Shaqiri bei Bayern ist. Jedes Training ist da wie ein Bundesliga-Spiel."

Saison der Münchner "kein Selbstläufer"

Im vergangenen Sommer holten die Münchner mit Mario Götze und Thiago trotz des Champions-League-Titels aus der Vorsaison zwei Hochkaräter und dominieren in dieser Saison die Liga. "Es ist ja nicht die Schuld der Bayern. Man muss den Bayern einfach enorme Wertschätzung entgegen bringen. Was sie jedes Wochenende leisten, ist kein Selbstläufer", so Hitzfeld.

Gleichzeitig sei allerdings klar, dass mit Borussia Dortmund auch der härteste Konkurrent der letzten Jahre mit dem aktuellen Münchner Kader nicht mithalten könne: "Dortmund hat einfach nicht die Ansammlung von Klassespielern. Dortmund hat eine großartige erste Mannschaft, aber wenn sie zu viele Ausfälle haben, dann können sie das nicht kompensieren. Wenn ein Hummels ausfällt, ein Subotic, ein Gündogan oder auch ein Bender, dann wird es schwierig."

Dennoch habe die Bundesliga, abgesehen vom ersten Platz, nach wie vor ihren großen Reiz, wenngleich Hitzfeld in der Meister-Frage auf Jahre kaum Konkurrenz für den FC Bayern sieht: "Es wird ganz schwer, an den Bayern vorbeizukommen. Dortmund kann wieder ein Konkurrent werden, aber nur, wenn man wieder diesen Lauf bekommt wie vor zwei, drei Jahren."

Hitzfelds Ziel: "Aufhören, bevor Kräfte nachlassen"

Hitzfeld selbst wird nach der WM zurücktreten. "Ich bin noch immer im Vollbesitz meiner Kräfte, aber mein Ziel war eben, aufzuhören, bevor die Kräfte nachlassen", betonte er: "Es war eine sehr schwere Entscheidung, weil diese Schweizer Mannschaft den Zenit noch lange nicht erreicht hat und in vier Jahren vermutlich noch besser sein wird als jetzt. Aber ich empfinde es als Privileg, den Zeitpunkt selbst bestimmen zu können."

Daher sei ein Comeback, wie es Jupp Heynckes in Leverkusen und beim FC Bayern hingelegt hat, kein Thema: "Ein Comeback ist für mich ausgeschlossen. Wenn ich einmal etwas entschieden habe, stehe ich auch dazu. Außerdem wird Bayern nicht anrufen. Guardiola wird dort eine große, lange Ära prägen."

Ottmar Hitzfeld im Steckbrief

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