Netzer nennt FC Bayern als Vorbild

SID
Günther Netzer war Manager in der erfolgreichsten HSV-Ära aller Zeiten
© getty

Manfred Ertel wird sich vom Posten des Aufsichtsrats-Chef beim Hamburger SV zurückziehen. Unterdessen geht der Richtungsstreit über die Zukunft des Klubs weiter.

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Aufsichtsrats-Chef Manfred Ertel schmeißt hin, Vorstands-Boss Carl Jarchow kämpft um den Zusammenhalt, und Günter Netzer fordert einen neuen Hamburger SV nach Vorbild des großen FC Bayern: Der Traditionsklub von der Elbe kommt nach dem historischen Votum für die Ausgliederung seiner Profi-Fußballabteilung einfach nicht zur Ruhe.

"Dieser Schritt ist überfällig, er ist eine Notwendigkeit sich der Neuzeit anzupassen", sagte der ehemalige Erfolgs-Manager Netzer in einem Interview mit der Hamburger Morgenpost über die mögliche Reform "HSVPlus".

Die Handlungsfähigkeit der Verantwortlichen sei durch die Vereinsstruktur "zu stark eingeschränkt". Zudem fehle seit Jahren "sportliche Kompetenz" im Klub. Deshalb begrüße er die Weichenstellung für eine bessere Zukunft "außerordentlich".

Ertel kandidiert nicht mehr für Aufsichtsrat

Laut Netzer, der den HSV als Manager zwischen 1978 und 1986 zu drei deutschen Meistertiteln (1979, 1982, 1983) und dem Triumph im Europapokal der Landesmeister (1983) führte, sollten sich die Hanseaten in Sachen Kontinuität und Fachkompetenz den Rekordmeister FC Bayern als Vorbild nehmen.

"Eigentlich ist das Potenzial des HSV riesig", sagte der ehemalige Nationalspieler: "Ich wünsche ihm, dass er sportlich und vereinspolitisch die notwendige Kontinuität erreicht."

Doch davon kann im Moment keine Rede sein. Ertel wird nach seiner krachenden Niederlage bei der Mitgliederversammlung nicht wieder für den Posten des Aufsichtsrats-Chef kandidieren, dem Gremium aber erhalten bleiben.

Meier Favorit auf Ertel-Nachfolge

Mit dem Wunsch der Mitgliedschaft, die Struktur des Bundesliga-Urgesteins zu revolutionieren, habe sein Entschluss aber nichts zu tun. "Mein Entscheidung war schon vorher gefallen", betonte Ertel, der am Sonntag mit "Ertel raus"-Rufen bedacht wurde. Der Journalist wurde erst vor einem Jahr zum obersten Kontrolleur des Klubs gewählt.

Sein Stellvertreter Jens Meier, Chef des Hamburger Hafens, gilt bei der konstituierenden Sitzung des Rates Anfang kommender Woche nun als Favorit auf den Posten.

Ertel war und ist ein entschiedener Gegner der Ausgliederung - genau wie viele seiner Kollegen aus dem Aufsichtsrat. Besonders Ex-Präsident Jürgen Hunke hat bereits angekündigt, weiter gegen den Reformbeschluss vom Sonntag kämpfen zu wollen. Sollte "HSVPlus" doch noch scheitern, droht der HSV vollends im Chaos zu versinken. Deshalb kämpft Jarchow um den Zusammenhalt in einem zerrissenen Klub.

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Entschlüsse noch nicht bindend

"Der Gesprächsfaden darf nicht abreißen. Bei so einer Grundsatzentscheidung gibt es immer Sieger und Verlierer. Und die Verlierer müssen ihre Niederlage erst mal verdauen", sagte Jarchow dem Hamburger Abendblatt: "Aber die Gewinner sollten auch nicht übermütig werden. Am Ende des Tages stehen wir alle für denselben Verein ein."

Die gefassten Beschlüsse zur Umwandlung des Klubs sind noch nicht bindend. Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Sommer müssen noch einmal drei Viertel der Mitglieder der Strukturreform zustimmen, damit sie umgesetzt werden kann. Dessen ist sich auch "HSVPlus"-Initiator Ernst-Otto Rieckhoff bewusst: "Die Aufbruchstimmung ist da, aber wir haben erst Halbzeit."

Im Gegensatz zur Ex-Aufsichtsrat Rieckhoff stehen seine Mitstreiter und Ex-HSV-Helden wie Thomas von Heesen oder Holger Hieronymus für eine Mitarbeit im Klub bereit - sollte "HSVPlus" wirklich umgesetzt werden. Netzer kennt das Duo gut, gemeinsam feierten sie 1983 den größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Und sie stünden für Netzers Forderung, dass wieder mehr sportliche Kompetenz im Verein verankert wird.

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