Trotz Phantomtor: Brych zur WM

SID
Felix Brych wird bei der WM 2014 als deutscher Schiedsrichter zum Einsatz kommen
© getty

Nach dem Phantomtor schien Felix Brych eigentlich unten durch, doch trotz seiner folgenschweren Fehlentscheidung ist der Schiedsrichter nicht durchs Netz der FIFA gefallen: Der 38-Jährige aus München fährt gemeinsam mit seinen Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp, die ebenfalls an jenem 18. Oktober 2013 in Sinsheim im Einsatz waren, zur Fußball-WM 2014 nach Brasilien.

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Mit seiner Bekanntgabe am Mittwoch sorgte der Weltverband für Jubel auf Mallorca. Dort bereitet sich Brych derzeit mit den anderen deutschen Top-Referees auf die Bundesliga-Rückrunde vor.

"Felix Brych hat sich die Nominierung durch seine außergewöhnlichen Leistungen im internationalen Fußball verdient. Er gehört für mich zweifellos zu den besten Schiedsrichtern der Welt, seit Jahren pfeift er konstant auf einem sehr hohen Niveau. Und ich freue mich für ihn, dass er in Brasilien dabei ist", sagte der deutsche Schiedsrichter-Chef Herbert Fandel über Brych, der mit den Gegebenheiten in Brasilien bestens vertraut ist.

Brych hat Erfahrung

Bereits beim Confed Cup 2013 war der promovierte Jurist, der das aktuelle Regelheft des Deutschen Fußball-Bund (DFB) als "Cover-Boy" ziert, im Einsatz und leitete die Partie Mexiko gegen Japan in Belo Horizonte. Auch ansonsten mangelt es Brych nicht an Erfahrung. Der FIFA-Schiedsrichter hat bereits 171 Bundesligabegegnungen, 24 Länderspiele und 37 Europacup-Partien gepfiffen.

Zudem vertrat Brych, der in der vergangenen Saison die meisten Spiele aller Referees in der Bundesliga gepfiffen hat (18) und nach der Spielzeit als Schiedsrichter des Jahres 2012/13 ausgezeichnet wurde, den DFB 2012 beim olympischen Fußballturnier in London.

Brych ist einer der deutschen Unparteiischen, der in die Rubrik Halbprofi eingeordnet werden kann. Da der Referee mit den Hobbys Sport und Musik seit 2007 für die FIFA Spiele leitet, erhält er als Schiedsrichter der Eliteklasse einen festen Betrag in Höhe von 60.000 Euro pro Spielzeit. Zudem verdiente Brych (der seit 1999 DFB-Schiedsrichter ist, seit 2001 in der 2. Liga und seit 2004 in der Bundesliga pfeift) in der vergangenen Saison alleine durch seine Einsätze in der Bundesliga insgesamt 68.400 Euro (3800 Euro pro Spiel).

Fandel lobt Entscheidung

"Seine Teilnahme an der WM sehe ich auch als Anerkennung und Auszeichnung für das deutsche Schiedsrichterwesen", äußerte Fandel: "Es ist unser Anspruch, bei großen internationalen Turnieren wie einer WM dabei zu sein - aber es ist keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis konsequenter Arbeit."

Brych setzte sich im Rennen um einen WM-Platz gegen Wolfgang Stark durch. Dem Ergoldinger, der bei der zurückliegenden WM in Südafrika und der vergangenen EM in Polen die deutschen Unparteiischen vertreten hatte, waren nach dem Fauxpas seines Kollegen am neunten Spieltag bei der Partie zwischen 1899 Hoffenheim und Bayer Leverkusen (1:2) gute Chancen auf die dritte Turnierteilnahme in Folge eingeräumt worden. Doch trotz des Wirbels um den Phantomtreffer von Bayer-Stürmer Stefan Kießling entschied sich die FIFA, die insgesamt 25 Schiedsrichtertrios und acht sogenannte "Support-Duos" aus 43 verschiedenen Ländern nominiert hat, für Brych.

Stark gratuliert fair

Selbst aus dem Hause Stark kamen Glückwünsche: "Ich freue mich natürlich sehr, dass erneut ein bayerischer Schiedsrichter Deutschland bei einer Fußball-WM vertritt", sagte Wolfgangs Vater Rudolf, der Schiedsrichterobmann des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV): "Felix Brych hat in den vergangenen Jahren seine Qualität auf internationalem Top-Niveau regelmäßig bewiesen und sich diese Nominierung mehr als verdient. Ich wünsche ihm für die WM viel Erfolg!"

Die FIFA erklärte, dass "die Persönlichkeit und das Fußballverständnis" die Grundlage ihrer Auswahl war. Bis zur Endrunde stehen für die Referees im Februar, März/April und zehn Tage vor Anpfiff noch drei Seminare auf dem Programm. Die aufgebotenen Unparteiischen werden laut FIFA in dieser Zeit regelmäßig betreut und überwacht.

Torlinien-Überwachung kommt

Technisch überwacht wird bei der Endrunde zum ersten Mal auch die Torlinie. Das dürfte Brych beruhigen. Schließlich war es Brych vor knapp drei Monaten entgangen, dass Kießling den Ball ans Außennetz geköpft hatte - nur durch ein Loch im Netz war der Ball ins Gehäuse gelangt.

Brych hatte auf Tor erkannt und eine tagelange Diskussion entfacht. Als Schlusspunkt der Debatte lehnte das DFB-Sportgericht den Einspruch von 1899 gegen die Wertung des Spiels ab und ließ ganz im Sinne der FIFA die Tatsachenentscheidung des Unparteiischen unangetastet.

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