Das Trainer-Karussell dreht sich

Von Tim Holzwarth
Dirk Dufner (l.) und Mirko Slomka (r.) arbeiteten nur knapp acht Monate zusammen
© getty

Nach der Entlassung von Mirko Slomka läuft die Trainersuche bei Hannover 96 auf Hochtouren. Während einige Fans gegen die Beurlaubung demonstrieren, wollen Martin Kind und Dirk Dufner möglichst zeitnah einen Nachfolger präsentieren. Kandidaten gibt es dabei genug - Absagen aber auch.

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Zusätzlich zieht die Posse um die Entlassung Slomkas weitere Komplikationen nach sich. In Hannover gingen hunderte Fans auf die Straße um für den Ex-Trainer und gegen die aktuelle Vereinsführung zu demonstrieren.

Slomka selbst bedankte sich auf seiner Homepage bei den 96-Anhängern und forderte sie dazu auf die Mannschaft weiter zu unterstützen: "Liebe 96- Familie, ich danke euch allen sehr herzlich für die grandiose Unterstützung in den letzten fast vier Jahren. Ich werde die vielen erfolgreichen Momente in guter Erinnerung behalten. Bleibt dem Verein treu und unterstützt die Jungs auf dem Feld!"

Präsident Martin Kind setzt sich bei der Findung eines Nachfolgers ein klares zeitliches Limit. "Wir werden relativ bald eine Vorentscheidung treffen. Spätestens bis zum Rückrundenstart wollen wir den neuen Trainer verpflichtet haben, wenn möglich früher", sagte Kind bei "Sky Sport News HD".

Offiziell: Hannover entlässt Slomka

Dennoch soll die Entscheidung für einen neuen Coach laut Sportdirektor nicht übers Knie gebrochen werden, sondern mit Weitsicht erfolgen. "Am Ende geht es darum, denjenigen zu finden, der auch langfristig die beste Perspektive bietet", erklärte Dufner.

Lange Kandidaten-Liste

Die Liste der möglichen Kandidaten wird täglich länger: Markus Babbel, Thorsten Fink, Bruno Labbadia oder Holger Stanislawski wurden bereits genannt. Selbst der Name Lorenz-Günther Köstner fiel inzwischen. Ob sich Hannover allerdings ernsthaft mit den jeweiligen Trainern befasst, steht auf einem anderen Blatt.

Zu den einzelnen Namen hat sich seitens der Niedersachsen bisher zumindest noch niemand geäußert. "Es gibt keinen Favoriten. Aber sicherlich mehr als zwei oder drei Kandidaten", machte der Sportdirektor klar. Was es definitiv bereits gibt, sind einige Absagen von gehandelten Trainern.

Der als Wunschkandidat geltende Thomas Schaaf sagte bereits vor Weihnachten ein mögliches Engagement ab. In der Folge wurden Gerüchte laut, Hannover bevorzuge eher einen jüngeren, ambitionierten Trainertyp.

Zwei Namen die auf diese Beschreibung passen sind Frank Kramer und Andre Breitenreiter. Beide wurden ebenfalls bereits als Kandidaten gehandelt.

Absagen von Breitenreiter und Kramer

Besonders Breitenreiter war von Kind für seine Arbeit beim SC Paderborn gelobt worden, lehnte aber via Facebook ab: "Es ehrt mich sehr zum Kandidatenkreis als Trainer von Hannover 96 zu gehören. Es ist auch sehr reizvoll, Trainer in der 1. Bundesliga bei Hannover 96 zu sein. Der Zeitpunkt ist jedoch für mich noch nicht der Richtige!"

Der zwischenzeitlich als Favorit gehandelte Frank Kramer ist wohl auch aus dem Rennen. "Frank Kramer hat Vertrag bis 2015 und wir sind hochzufrieden mit ihm", stellte Fürths Präsident Helmut Hack klar: "An dieser Sache ist gar nichts dran. Deshalb verschwenden wir unsere Zeit auch nicht damit."

Zusätzlich zum Machtwort des Präsidenten dürfte die fehlende Ausstiegsklausel bei Kramer ein weiteres Problem sein. Eine Verpflichtung würde 96 einiges kosten. Präsident Kind bevorzugt nach einer Slomka-Abfindung in Millionenhöhe aber einen möglichst ablösefreien Trainer.

Auch ein erneutes Engagement von Ralf Rangnick in Hannover wird es vermutlich nicht geben. Der Sportdirektor von Salzburg und Leipzig wehrte mögliche Gerüchte gegenüber der "Bild" nüchtern ab: "Da ist nichts dran."

Viele vereinslose Trainer

Trotz einiger Absagen ist die Auswahl an zur Verfügung stehenden Trainern groß. Thorsten Fink, Bruno Labbadia, Holger Stanislawski oder auch Markus Babbel sind derzeit vereinslos und weisen schon einiges an Erstliga-Erfahrung auf. Zum erweiterten Kandidatenkreis gehören angeblich auch Christian Gross und Michael Frontzeck.

Ein weiterer Vorteil der oben genannten Personalien ist die entfallende Ablösesumme. Kind und Dufner bestätigten bereits, dass ein derzeit freier und sofort verfügbarer Trainer "wahrscheinlicher" sei.

In dieses Profil passt auch der ehemalige Schalke-Coach Fred Rutten, den die niederländische Zeitung "De Telegraph" kürzlich als möglichen Slomka-Nachfolger ins Spiel gebracht hat. Der 51-Jährige ist derzeit ebenfalls vereinslos und stand von Juli 2008 bis März 2009 für Schalke 04 in der Bundesliga an der Seitenlinie.

Mehrere Gespräche sollen bereits geführt worden sein, mit wem ist jedoch nun unklar. "Wir haben noch mit keinem der in der Öffentlichkeit genannten Namen Kontakt gehabt", sagte Kind.

Oberstes Ziel: Klassenerhalt

Ein wirkliches Anforderungsprofil hat sich bei Hannover jedenfalls noch nicht herauskristallisiert.

Die mögliche Bevorzugung eines jüngeren Trainers relativierte der Präsident mittlerweile wieder. Bisherige Erfahrung und das Alter des zukünftigen Coachs würden eine untergeordnete Rolle spielen.

Wichtig sei in erster Linie in der Rückrunde mindestens 22 Punkte einzufahren und das Ziel Klassenerhalt zu sichern. Einen Favoriten gibt es also aktuell noch nicht, dafür mehr als genug Kandidaten. Dufner weiß jetzt schon um mögliche Kompromisse, die eingegangen werden müssen.

"Manchmal bekommt man die Idealvorstellung aber nicht", sagte der Sportdirektor. Das Trainer-Karussell könnte sich in Hannover wohl noch eine Weile weiterdrehen, ehe der richtige Mann gefunden ist.

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