Warten auf die Explosion

Von Marco Kieferl
Ivan Perisic gelingt es in dieser Saison leider zu selten sich so durchzusetzen
© getty

Im Januar war Ivan Perisic noch teuerster Transfer der Winterperiode und der neue Hoffnungsträger beim VfL Wolfsburg. Neun Monate fristet er ein Bankdrücker-Dasein. Das Drama um seinen Teamkollegen Vieirinha könnte ihm helfen - doch ihm bleibt nicht endlos Bewährungszeit.

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6. Januar 2013: Voller Stolz präsentiert Wolfsburgs Neu-Manager Klaus Allofs seinen ersten Neuzugang bei den Wölfen. Ivan Perisic, seines Zeichens hochtalentierter aber gleichzeitig unzufriedener Mittelfeldspieler vom deutschen Meister Borussia Dortmund, wechselt für acht Millionen Euro zu den Wölfen.

"Nach der Verpflichtung von Dieter Hecking ist das die nächste wichtige Entscheidung für den VfL", kommentiert der Wölfe-Manager seinen Startransfer. Eine Aussage, welche den Stellenwert Perisics auf Anhieb deutlich macht. Gemeinsam mit Diego soll Perisic im VfL-Mittelfeld herausragen und die Wölfe mit starken Leistungen wieder nach oben führen.

Noch im Sommer schien alles in bester Ordnung. Kurz vor Saisonstart sind es Perisic und Vieirinha, die die Flügelzange der Wölfe bilden, doch nach schwankenden Leistungen reagiert Hecking und setzte den Ex-Borussen die letzten vier Spiele auf die Bank.

Auf links verdrängt, auf rechts nicht benötigt

Im Vergleich zum Winter hat sich Perisics Lage mittlerweile erheblich verschlechtert. Vom Hoffnungsträger zum Rotationsspieler und nun sogar zum Bankdrücker. Auch Klaus Allofs wirkt bereits ein wenig resignierend, wenn er sagt: "Er müsste es eigentlich hinbekommen, bei uns ein Stammspieler zu sein".

Doch stattdessen ist Marcel Schäfer, der seinen Platz links hinten an Ricardo Rodriguez verloren hatte, plötzlich auf der linken Außenbahn gesetzt. Dabei ist er längst nicht Perisics einziger Konkurrent: Auch Toptalent Maximilian Arnold - von Allofs persönlich mit Lob überhäuft - und Freiburg-Neuzugang Daniel Caligiuri scharren mit den Hufen

Selbst nach der Verletzung von Rechtsaußen Vieirinha kam Perisic nicht zum Zug. Stattdessen setzte Hecking seinen eigentlichen Sechser Ja-Cheol Koo als Flügelspieler ein. Für Perisic ist ein Stammplatz hingegen nicht in Sicht - woran er mindestens mitschuldig ist. Viel gelobt aufgrund seiner Flexibilität und seines herausragenden Potentials fehlt dem 24-Jährigen bisher vor allem eines: Konstanz.

Hecking: "Ivan hat alles"

"Ivan kann mehr. Gegen den Ball arbeitet er so, wie wir uns das vorstellen, aber nach vorne muss er zielstrebiger und torgefährlicher werden. Ivan hat alles, ist aber leider nicht so weit, dass wir das ständig sehen", kritisierte ihn VfL-Coach Hecking im "kicker". Mit 24 Jahren hat Perisic in Deutschland den Schritt vom Talent zum zuverlässigen Leistungsträger noch immer nicht geschafft. Lediglich eine Vorlage aus den ersten sieben Spielen und größtenteils mäßige Leistungen unterstreichen dies.

Darüber hinaus dürfte das Verhältnis zwischen Perisic und Hecking nach dem verweigerten Handschlag gegen die Hertha gelitten haben. Fast fühlt man sich an Perisics öffentliche Auseinandersetzung mit Jürgen Klopp erinnert.

Damals hatte sich der sichtlich unzufriedene Mittelfeldspieler öffentlich über seine Reservistenrolle beklagt und im Gegenzug ordentlich Kritik von seinem damaligen Trainer einstecken müssen. "Öffentliches Beschweren ist Kindergarten", lautete die Retourkutsche des Trainers.

Schwächephase und Vielseitigkeit als Chance

Dennoch wird Perisic unter Hecking gewiss erneute Bewährungschancen erhalten - auch dank der aktuellen Schwächephase des VfL (drei Pleiten aus den letzten vier Ligaspielen).

Denn auch Koo konnte sich kaum als passender Vieirinha-Ersatz profilieren. Caligiuri braucht nach auskuriertem Bänderriss noch Zeit, Juwel Arnold soll behutsam ans Team herangeführt werden.

Doch vielleicht muss es für Perisic auch gar nicht die nach wie vor vakante Flügelposition sein. Immerhin hat Hecking mehrfach angedeutet, dass er sich Perisic auch in der Zentrale, notfalls sogar im Sturm vorstellen könne. Im Training wurde der Kroate bereits in der zentralen Mittelfeldrolle getestet.

Drohkulisse von Hecking: Die Zeit drängt

Dort sorgt er anstelle des defensiveren Jan Polak für mehr Offensivdampf und kann gleichzeitig Diego als Spielmacher entlasten. In Hoffenheim gelang die Generalprobe nach Perisics Einwechslung und wurde prompt mit dem Siegtor durch Olic belohnt.

Es ist Perisics Vielseitigkeit, die in seiner aktuellen Situation ein entscheidendes Plus bedeuten könnte. Doch die Zeit drängt. Hecking hatte bereits angekündigt, dass im Winter ein adäquater Ersatz für Vieirinha geholt werden soll, da dieser bis zum Saisonende ausfällt.

Eine Drohkulisse für Perisic - und gleichzeitig eine Chance: Bis zur Winterpause hat er Gelegenheit Hecking zu beweisen, dass es gar keinen Ersatzmann für Vieirinha braucht.

Ivan Perisic im Steckbrief

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