"Wollte das 'Aber' nicht mehr hören"

Von Marco Heibel
Kevin-Prince Boateng hat gelernt, sich "auf den Job zu konzentrieren"
© getty

Kevin-Prince Boateng ist stolz darauf, sein Bad-Boy-Image losgeworden zu sein. Den Wechsel vom AC Milan zum FC Schalke 04 bewertete der Mittelfeldspieler keineswegs als Rückschritt. Trotz seiner BVB-Vergangenheit fühlte er sich von den Schalker Fans gut aufgenommen.

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"Die Schublade mit dem Bad Boy ist für mich schon lange zu. Ich habe gelernt, mich auf den Job zu fokussieren", sagte Boateng dem "Kicker"."Ich wollte irgendwann das 'Aber' bei meinem Namen nicht mehr hören. Nach dem Motto: Ein Supertalent, aber", führte der 26-Jährige aus, der im Vergleich zu seinen Zeiten in Berlin und Dortmund in den vergangenen vier Jahren zwölf Kilogramm Gewicht verloren hat.

Nach seinem Abschied aus Deutschland setzte bei Boateng offenbar eine Wandlung ein. In seinen Auslandsjahren beim FC Portsmouth und beim AC Milan habe er sich gesagt: "Geh drei Stunden am Maximum trainieren, dann hast du gar keine Energie mehr, irgendwelchen Unsinn zu machen."

"Beste Liga der Welt"

Sein für viele überraschender Wechsel vom italienischen Renommierklub AC Milan in die Bundesliga zum FC Schalke 04 war für Boateng selbst ein logischer Schritt, "weil ich in die beste Liga der Welt komme und in einen Verein, der sich gerade entwickelt."

Dagegen dementierte Boateng, dass die Rassismus-Vorfälle in Italien bei dieser Entscheidung eine Rolle gespielt hätten. "Nur weil zehn Leute dumme Parolen schreien, verlasse ich doch nicht das Land und werfe dessen Bewohner alle in einen Topf", so der 26-Jährige: "Ich möchte nochmals klarstellen: Italien ist kein rassistisches Land."

Bewunderung für Draxler

In Gelsenkirchen möchte der ghanaische Nationalspieler "Titel gewinnen" und ist bereit, sich dafür in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Obwohl er am liebsten auf der Zehnerposition spielt, hat er sich mit Julian Draxler arrangiert. "Wir kommen uns nicht in die Quere", so Boateng: "Ich habe schon mit Julian gesprochen und gesagt, dass wir möglichst viel rochieren sollten, auch mit Farfan auf dem rechten Flügel."

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Auch dass nicht er, sondern Draxler die prestigeträchtige Rückennummer 10 tragen darf, stellt für Boateng kein Problem dar: "Früher wäre sie mir wichtiger gewesen als heute. Julian ist auf dieser Position der Beste der Welt in seinem Alter. Dass er die 10 trägt, ist für mich null Problem."

Dortmunder Vergangenheit sorgte für Nervosität

Boateng räumte allerdings ein, aufgrund seines sechsmonatigen Gastspiels im Jahr 2009 beim Schalker Erzrivalen Borussia Dortmund vor seinem ersten Heimspiel in der Veltins-Arena gegen Bayer Leverkusen nervös gewesen zu sein. "Da hatte ich schon mit dem Schlimmsten gerechnet. Ich bin froh, dass mich die Fans sofort als Schalker akzeptiert haben und ich mir ein paar Sorgen zu viel gemacht hatte."

Den Kontakt zu seinen Freunden vom BVB, vor allem zu Keeper Roman Weidenfeller, möchte Boateng aber weiterhin pflegen: "Das Private sollte man vom Job trennen. Aber im Spiel gibt es keine Freundschaft. Wenn ich die Chance habe, werde ich Roman den Ball um die Ohren hauen."

Der gebürtige Berliner hat sich am 30. August für vier Jahre dem FC Schalke 04 angeschlossen. Zuvor stand Boateng drei Jahre beim AC Milan unter Vertrag, mit dem er 2011 den Scudetto gewann.

Kevin-Prince Boateng im Steckbrief